Viele neue Hörgeräteträger empfinden das Hörgerät, das sie zum Testen bekommen haben, als eine fürchterliche Last. Warum ist das so? Schließlich sagen wir doch immer, dass die Hörgeräte einem Schwerhörigen das Leben erleichtern.
Wie kommt es, dass viele am Anfang sehr unzufrieden sind? Wir klären auf.
Unser Gehörsinn besteht aus dem äußeren Ohr, dem Mittelohr und dem Innenohr. Es gehören aber auch der Hörnerv und das Gehirn dazu.
Ist man schon längere Zeit schwerhörig, weil im äußeren, mittleren oder inneren Ohr etwas nicht stimmt, verlernt unser Gehirn das normale Hören.
Wenn man jetzt ein gut funktionierendes Hörgerät anlegt, kommt mit einem Mal urplötzlich alles an Geräuschen, Tönen und Klängen wieder zurück, was jahrelang nicht in dieser Intensität da war.
Das überfordert den Hörsinn. Rascheln kommt uns wie ein Wasserfall im Kopf vor, Stimmen haben oft ein Echo, Klicken und Klacken dröhnt wie Schüsse, der Ton klingt blechern und hohl.
Viele suchen nun ihr Heil in dem Wechsel der Hörsysteme. Sie geben dem Hörgerät oder dem Hörakustiker die Schuld.
Oft genug springen die Hörakustiker auch bereitwillig auf diesen Zug auf, sehen sie doch die Chance, nun ein anderes -möglicherweise teureres- Hörgerät empfehlen zu können.
Es ist durchaus richtig, dass man mit teureren und damit auch besseren Hörgeräten durchaus ein besseres Hörergebnis erzielen kann.
Aber das kann sich in dieser frühen Phase eigentlich noch nicht zur Entscheidung anbieten.
Richtig wäre es, wenn der Schwerhörige entweder über die schonende Erstanpassung (Akklimatisierungsmanager) an die Fülle der Töne herangeführt wird, oder aber intensiv auf das zu Erwartende vorbereitet wird.
Denn alles, was die neuen Hörgeräteträger anfangs als schlimm und störend empfinden, ist so wie das Drücken neuer Schuhe. Im Laufe kurzer Zeit wird das vorbeigehen. So wie sich Schuhe einlaufen, oder so, wie man mit einer Gleitsichtbrille auch neu sehen lernen muss, so muss sich jeder auch erst an die neuen Eindrücke durch die Hörgeräte gewöhnen. Das dauert zwischen zwei und acht Wochen.
Es ist daher viel zu kurz, jemandem schon nach drei bis vier Tagen Ausprobe zum Kauf eines Hörgerätes zu bringen. Das Allermindeste sollten zwei Wochen sein, in der der frischgebackene Hörgeräteträger sich an die Hörysteme gewöhnen kann.
Ich weiß, dass das den Hörakustiker möglicherweise ein Dorn im Auge ist, weil sie logischerweise auch zeitnah den Erlös für ihre Arbeit sehen möchten.
Aber bis zur ersten Gewöhnung sollte immer abgewartet werden, bevor man anfängt, weitere Geräte auszuprobieren.
Die Gefahr ist nämlich, dass der Kunde gleich zu Anfang ein sehr gutes Hörgerät ausprobiert, es aber zurückbringt, weil sein neuer Hörsinn sich noch nicht genügend entwickelt hat.
Er bekommt dann bereitwillig andere Geräte und ein durch Eingewöhnung erzielter Fortschritt wird dann fälschlicherweise dem jeweils neunen Testgerät zugesprochen.
Die oberste Regel bedeutet daher:
GeduldbeimProbetragen
Der Hörakustiker befindet sich in einem Dilemma. Er muss natürlich befürchten, dass ihm der Kunde abspringt und die Anpassung abbricht, wenn nicht zügig genug ein Ergebnis zu erzielen ist.
Sehr gute Erfahrungen haben wir in diesem Zusammenhang mit der Audiosus-Methode gemacht. Hierbei wird die Abstimmung der Hörsysteme aufgrund von Tonentscheidungen des Kunden durchgeführt. Dadurch, dass der Kunde sich in Zusammenarbeit mit dem Hörakustiker sozusagen selbst für den besten Klang entscheidet, ist die Absprungrate durch fremd klingende Hörgeräte deutlich geringer.
Bild von Andrew Martin auf Pixabay
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