Wie hat denn alles angefangen? Früher waren es die Augenoptiker, die neben der Anfertigung von Brillen auch Hörgeräte fertigten, anpassten und warteten.
Erst seit den 1960er Jahren konnte sich der Beruf des Hörgeräteakustikers etablieren.
Was macht der Hörakustiker heute?
Die Hörakustiker übernehmen dabei folgende Arbeiten:
– Durchführen von Hörtests und deren Auswertung
– psychologische Beratung der Kunden
– Fertigung und Anpassung notwendiger Ohrpassstücke
– Erklärung der Hörgeräte
– Mithilfe bei der Auswahl des Hörgerätes
– Kontaktpflege zu HNO-Ärzten, Krankenkassen und Versorgungsträgern
– Reparatur und Wartung der Hörgeräte
– Vornahme von Appassungen während der Tragezeit
– Mithilfe bei der Auswahl von Zusatzprodukten
– Einführung in die häusliche Pflege und Wartung der Hörgeräte
Dazu lernen die Akustiker viel Medizinisches, sehr viel Handwerkliches und stehen aufgrund der Digitalisierung und Miniaturisierung vor ständig neuen Herausforderungen.
Das alles gibt den wahren Tätigkeitsumfang nur grob wieder. Der Hörakustiker hat noch viel mehr zu tun.
So ist das in Deutschland und in den angrenzenden Ländern. Hier ist der Hörakustiker der Einzige, der Hörgeräte abgegen darf, weil sie als Medizinprodukt nicht frei gehandelt werden können.
Die Zukunft wird den Wandel bringen
Ich prophezeie, dass sich das ändern wird.
Es wird so kommen, wie bei den Brillen. Jeder wird sich online ein Hörgerät aussuchen und es kommt über Nacht per Post. Vor allem, wenn kein eigens angefertigtes Ohrpassstück erforderlich ist, kann sich der Kunde, das Gerät dann einfach ins/hinters Ohr klemmen und ist versorgt.
Die notwendigen Anpassungen nimmt ein Spezialistenteam online vor.
Über eine App meldet der Hörgeräteträger positive und negative Höreindrücke an die Firma. Und dort kann zeitnah darauf reagiert werden.
Die Spezialisten werten auch aus, wie oft der Hörgerätenutzer sein Gerät lauter oder leiser stellt und optimieren die Grundeinstellungen dann dauerhaft für ihn.
Die Software registriert neben der täglichen Tragezeit auch, wie lange sich der Benutzer in den unterschiedlichen Hörsituationen aufhält. Ist er häufiger in größeren Gesprächsrunden, liegt ihm mehr am Musikhören? Alles das wird erfasst und bei der Optimierung berücksichtigt.
Keine Zukunftsmusik – Anpassung aus der Ferne
Es geht noch weiter!
Sagen wir, es gäbe von einem Hörgerät namens Optiear die Version 100 als Einsteigerversion, die Version 200 als Mittelklassemodell und die Version 300 als Oberklasseausführung und obendrauf gibt es noch die umfangreich ausgestattete Version Optiear 2000 PRO PLUS.
Heute würde der Akustiker dem Kunden die verschiedenen Gerätestufen möglicherweise jeweils eine Woche zur Probe anpassen.
Dann müsste sich der Kunde für 6 Jahre für ein bestimmtes Gerät entscheiden.
In Zukunft geht das anders. Der Kunde bestellt sich Optiear 100 und trägt es. Anhand seines Optimierungsprofils sehen die Spezialisten in der Ferne, dass der Kunde mit dem Funktionsumfang der 100er Version nicht hinkommt. Sie unterbreiten ihm einen Zuzahlungkauf. Für einen bestimmten Betrag schalten Sie ihm via Internet die Version 200 frei. Verschlechtert sich das Hörvermögen oder wünscht der Kunde mehr Funktionen oder mehr Komfort, kann ihm so jede Version bis hin zur Superluxus-Version freigeschaltet werden.
Vorteil: Der Einstiegspreis ist niedrig, den Rest bekommt der Kunde nach und nach, auch jenachdem wie sein Geldbeutel es wieder ermöglicht.
Auch Softwareupdates sind drahtlos via Internet möglich. So wäre der Kunde immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklung.
Die Zukunft hat schon begonnen
Sie sagen, das sei Zukunftsmusik?
Nein, ist es nicht. Unitron liefert mit den Geräte, die auf der Tempus-Plattform basieren, schon Geräte, bei denen es genauso gemacht wird.
Ein Gerät deckt alle Stufen ab. Welche Versionsstufe am Ohr des Kunden arbeitet, hängt alleine davon ab, was der Akustiker freischaltet. Kein Geräteaustausch, kein umfangreiches Umprogrammieren, nur ein Mausklick genügt.
Schon heute melden die Kunden von Unitron ihre Hörerlebnisse via App. Noch ist der Hörakustiker zwischengeschaltet. Aber was hindert das Unternehmen daran, die Daten auch aus der Ferne abzugreifen und die notwendigen Anpassungen im Rahmen eines Telefonates direkt vorzunehmen?
Was wird dann aus dem Hörakustiker?
Er wird weiter existieren. Er wird Hörgeräte vorführen, verkaufen und vor allem Otoplastiken fertigen.
Vor allem für ältere Kunden wird er die notwendigen Anpassungen vornehmen und eher aus dem Kundengespräch, denn aus einer App, die Höreindrücke erfragen.
Ohne den Akustiker wird es noch lange nicht gehen.
Aber es wird der Tag kommen, da werden Hörgerätegeschäfte anders aussehen und da werden Hörgeräte vollkommen anders verkauft.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: akustiker, högerät, hörakustiker, zukunft