Ein Hörgeräteträger klagt über Probleme mit Ohrenschmalz, Sekretbildung und Schwindelattacken. Das führt er auf seine Im-Ohr-Hörgeräte zurück.
Hallo,
seit 1 1/2 Jahren trage ich zwei solcher Geräte im Gehörgang sitzend. In letzter Zeit vermehren sich meine Besuche beim HNO, da ständig der Gehörgang durch Ohrenschmalz und Flüssigkeit zugesetzt ist und eine Spülung notwendig wird oder auch Behandlung mit Tröpfchen.
Die Probleme kommen insbesondere in der Nacht und dann nach Morgendlichem Aufstehen mit starkem Hörverlust, was eine Behandlung notwendig macht..
Die Hörgeräte waren nicht gerade billig Marke Stride 800 und meine Zuzahlung lag bei € 2774,00.
Was raten Sie mir, für Ihre Einschätzung wäre ich Ihnen dankbar? Ich habe Probleme mit dem Ohrenschmalz.
Danke und Gruß
W.
Wenn ein Hörgeräteträger auf dicht schließende Otoplastiken (oder Im-Ohr-Hörgeräte) wechselt oder diese erstmals eingesetzt bekommt, verändert sich das Ohrenklima. Dabei kann es natürlich auch zu Problemen mit dem Ohrenschmalz kommen.
Der Gehörgang gehört noch mit zum Außenohr. Das Mittel- und Innenohr beginnen erst hinter dem Trommelfell.
Das Trommelfell stellt also eine natürliche Barriere hin zur Außenwelt dar.
Der Gehörgang selbst ist den Einflüssen der Umwelt weitestgehend ausgeliefert. Das heißt, in ihn dringen Luft, Feuchtigkeit, Staub und andere Partikel, sowie Bakterien ein.
Unser Ohrenschmalz (Cerumen) ist ein natürlicher Schutz gegen diese Umwelteinflüsse.
Es hält den Gehörgang geschmeidig, bindet Staub- und Hautpartikel und wirkt antibakteriell.
Von Drüsen im Gehörgang gebildet schiebt sich das Cerumen normalerweise allmählich in Richtung des Ausgangs unseres Gehörkanals.
Dort trocknet es dann etwas ab und wir von uns manchmal wahrgenommen und mit Wattestäbchen o.ä. entfernt.
Die natürliche Funktion des Cerumens ist also sehr nützlich für uns und Ohrenschmalz ist keinesfalls Schmutz oder ein unnützes Sekret.
Probleme mit Ohrenschmalz beziehen sich also nie darauf, dass überhaupt Ohrenschmalz vorhanden ist.
Seine Funktion wird also, wie oben beschrieben, von Luft, Feuchtigkeit usw. beeinflusst.
Wenn wir nun dichte Otoplastiken oder Im-Ohr-Hörgeräte (IdO) einsetzen, stöpseln wir sozusagen unsere Ohren zu.
Das Klima im Ohr verändert sich. Das Cerumen bekommt eine andere Konsistenz und es wird mitunter auch vermehrt gebildet. Schließlich ist es die Aufgabe des Ohrenschmalzes, Fremdkörper aus dem Gehörgang zu befördern, und nichts anderes ist ja eine Otoplastik oder ein Im-Ohr-Hörgerät.
Das setzt nicht sofort nach dem Erwerb der Hörsysteme ein, denn der Körper benötigt einige Wochen, um auf die veränderten Bedingungen einzugehen. Das können auch schon mal ein paar Monate sein.
Das führt dazu, dass die Hörsysteme nach der Anpassung durch den Hörakustiker prima vertragen werden.
Doch dann kann es bei einem gewissen Prozentsatz der Hörgeräteträger zu Problemen kommen, wie Sie sie beschreiben.
Grundsätzlich begegnet man dem zunächst einmal, indem man in der Schale der IdO größere Bohrungen anbringt, um die Belüftung des Ohres zu steigern. Denn letztlich hängt es vermutlich einfach von der nicht ausreichenden Belüftung der Ohren ab, dass diese Probleme entstehen.
Nun können aber akustische Gründe (Rückkopplungen) größeren Bohrungen entgegenstehen.
Bei Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten (HdO) würde der Akustiker nun sinnvollerweise mit verschiedenen Bauformen und Bohrungsvarianten bei den Ohrstücken (Otoplastiken) experimentieren, um Ihnen ein problemfreies Tragen der Hörgeräte zu ermöglichen.
Bei IdO-Geräten ist das leider etwas schwieriger, da ja hier Otoplastik und Hörgerät eine Einheit bilden.
HNO und Hörakustiker müssen hier eine Einheit bilden und gemeinsam eine Lösung finden.
Die Hörgeräte selbst sind nicht wirklich Schuld an dem Dilemma. Die sind zunächst einfach nur da.
Ich persönlich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Ihre Ohren zu heftig auf diese Veränderung des Ohrklimas reagieren.
Lassen Sie mich nebenbei kurz erwähnen, dass die von Ihnen gewählten Hörgeräte Unitron Stride 800 ausgezeichnete Hörsysteme sind.
Ich bin kein Arzt und kein Hörakustiker. Deshalb kann ich Ihnen nur aus meiner beruflichen und persönlichen Erfahrung heraus raten.
Unternehmen Sie den Versuch, einige Tage ohne die Hörgeräte auszukommen und beobachten Sie, ob sich der Zustand bessert. Eine solche Hörgerätepause kann immer mal sehr heilsam sein.
Probleme mit Ohrenschmalz
Einer vermehrten Bildung von Ohrenschmalz kann durch regelmäßige Ohrspülungen begegnet werden.
Solche können mit einem entsprechenden Spülballon aus Gummi (!) aus der Apotheke mit warmem Wasser leicht selbst vorgenommen werden. Das sollte aber nicht übertrieben werden. Ohrenschmalz ist gut und sollte nur dann entfernt werden, wenn er Probleme macht.
Probleme mit Ohrenschmalz, oder steckt mehr dahinter?
Etwas anderes als Ohrenschmalz darf in den Ohren nicht entstehen. Sie schreiben von Flüssigkeit, die sich im Ohr bildet. Das sollte nicht sein und muss vom HNO-Arzt behandelt werden. Das kann durch die Hörgeräte mit verursacht worden sein, ist aber nicht typisch. Es sollte ausgeschlossen sein, dass eine Entzündungsreaktion vorliegt.
Sie schreiben nichts über die Stärke Ihres Hörverlustes. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Hörakustiker darüber, ob dieser in Ihrem Fall Hinter-dem-Ohr-Geräte mit einer offenen Schirmchen-Versorgung oder einer sehr offenen Otoplastik empfehlen kann.
Auch wenn die Schirmchenversorgung nichts Dauerhaftes sein soll, so ist sie sehr luftdurchlässig und könnte somit für Sie die bessere Alternative sein.
Mir ist bewusst, dass Sie viel Geld für die IdO-Geräte bezahlt haben, aber es geht zunächst einmal um die Ursachenforschung und darum, dass es Ihnen wieder besser geht.
Der Hörakustiker hat immer Demogeräte da, die er Ihnen völlig problemlos auch längere Zeit zum Ausprobieren und Überbrücken geben kann. Geeignet wären Unitron Maxi All Trial-Geräte (HdO).
Probleme mit Ohrenschmalz
Ständige Gehörgangsreinigungen, Ohrentropfen und die eventuelle ursächliche Verschlußproblematik durch die IdO-Geräte können und dürfen kein Dauerzustand sein. Probleme mit dem Ohrenschmalz.
Grundsätzlich empfehlen wir immer bevorzugt Hinter-dem Ohr-Hörgeräte.
So schön und praktisch IdO-Geräte auch sind, die HdO-Geräte bieten immer doch noch einige Vorteile.
Abschließend noch ein Hinweis: Es kann immer mal wieder vorkommen, dass Menschen aus den verschiedensten Gründen keine Hörgeräte tragen können, von denen Teile im Gehörgang sitzen. Hierzu zählen Personen mit Ekzemen in den Ohren, einem nicht genug ausgebildeten Gehörgang usw. Für diese Menschen gibt es hervorragende Knochenleitungshörgeräte beispielsweise des Herstellers MedEl.
Informationen hierzu erhalten Sie unter diesem Link:
Adhear: Knochenleitungs-Hörsystem ohne Implantation von MED-EL
Hinweis:
Dieser Text dient journalistischer Information und gibt nur persönliche Meinung und Erfahrungen wieder. Vor Entscheidungen in Rechts-, Steuer- und Medizinfragen bitte immer eine Fachperson fragen. Fragen Sie immer einen Arzt, Apotheker, Anwalt oder Steuerberater. Das ist günstiger als Sie denken. Verlassen Sie sich nie auf Wissen, das Sie sich nur im Internet zusammengefischt haben!
Bild Probleme mit Ohrenschmalz: hoergeraete-info.net
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