Bei einer Hörgeräteakustikerin, die ich heute besuchte, musste ich im Vorraum etwas warten.
Ein älterer Herr, den ich hier despektierlich einfach Opa nenne, kommt mit ihr aus dem angrenzenden Hörstudio.
Da höre ich folgenden Dialog.
„Gut, Herr D., dann haben wir ja alles. Wir sehen uns nächste Woche.“
„Eigentlich ja eine Unverschämtheit.“
„Was ist eine Unverschämtheit?“
„Dass ich zu meinem Hörgerät was dazu bezahlen muss.“
„Gut, Sie haben sich ja für ein Gerät der Mittelklasse entschieden und da werden 424 Euro Zuzahlung fällig. Aber da smüssen Sie doch kennen, das ist doch schon Ihr viertes Hörgerät.“
„Eigentlich müsste ich von der Kasse einige tausend Euro zurückbekommen.“
„Ach, und wieso das?“
„Mir stehen zwei Hörgeräte alle sechs Jahre zu. Ich brauche aber nur rechts eins, links höre ich ja noch gut. Also schenke ich der Kasse alle sechs Jahre ein Hörgerät. Zusammen sind das bestimmt schon an die 5.000 Euro, wenn man die Vergütung für den Akustiker mitrechnet. Das Geld steht mir doch zu! Ich müsste von denen das Geld und einen dicken Blumenstrauß bekommen. Und alles, weil man so ehrlich ist.
Der Fritz B., den kennen Sie doch auch, der hört auf einem Ohr auch noch gut, tut aber immer so, als ob er nichts höre und bekommt dann natürlich die volle Versorgung. Das finde ich ungerecht!“
Tja, was soll man da sagen?
Ich sage: Opa, ich finde Dich unverschämt!
Unser Sozialsystem ermöglicht es Dir, kostenlos supergute Hörgeräte zu bekommen. Ja sogar Hochleistungsgeräte kannst Du bekommen und sie werden im Rahmen der Kostenübernahme durch die Krankenkasse beZuschusst.
Damit ist aber nicht der Anspruch verbunden, dass ältere Personen sowieso und in jedem Fall alle sechs Jahre Anspruch auf diese Kostenübernahme haben.
Die hast Du nur, wenn Du auch ein Hörleiden hast, das vom HNO-Arzt bescheinigt wurde.
Wenn nur ein Ohr nicht in Ordnung ist, gibt’s eben nur ein Hörgerät. Das zweite benötigst Du schlichtweg nicht. Weshalb solltest Du überhaupt einen Anspruch auf das Geld von der Kasse haben, wenn Dein anderes Ohr doch vollkommen in Ordnung ist?
Dieses Anspruchsdenken ärgert mich. Es ärgert mich genauso, wie die Leute, die sich brav alle 6 Jahre die Grundversorgung an Hörgeräten anpassen lassen, nur weil es ihnen zusteht, und die Geräte dann als Schubladengerät im Schuber verschimmeln lassen.
Und noch dreister finde ich diesen Fritz B.
Nur damit er den vollen Betrag abschöpfen kann, gaukelt er ein Hörleiden vor und erschleicht sich so eine Kassenleistung. Das ist schlicht und ergreifend Betrug.
So ein Verhalten sorgt dafür, dass die Kassen der Krankenkassen überstrapaziert werden.
Ich sage es Ihnen: Gäbe es solche Kandidaten nicht, dann könnte die Kasse für jeden wirklich Betroffenen die vollen Kosten für Premium-Hörgeräte übernehmen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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