Viele machen sich Gedanken über Hörgeräte und Datenschutz. Die kleinen Helfer am Ohr sind inzwischen Hochleistungscomputer geworden. Sie verfügen über Funkanbindung, eine Vernetzung mit dem Smartphone und sind Bestandteil des IoT (Internet of Things). Klar, dass manche sich fragen, was mit ihren Daten passiert, die diese modernen Hörgeräte so empfangen und speichern.
So war die Situation früher
Frühere Hörgeräte konnten keine Daten speichern. Sie waren vom Prinzip her wesentlich einfacher aufgebaut, als moderne Geräte.
So musste sich auch niemand bezüglich seines Hörgerätes Gedanken um den Datenschutz machen. Vielleicht abgesehen von den Kunden-/Patientendaten, die der Hörgeräteakustiker speichert.
So ist die Situation heute
Moderne Hörgeräe sind digital. Wesentliche Eigenschaft besserer Hörgeräte ist die Tatsache, dass sie auf bestimmte Situationen eingehen können.
Dazu ist es beispielsweise erforderlich, dass die Hörgeräte analysieren, in welcher Hörsituation sich der Kunde wie lange befindet.
Diese Daten geben dem Hörakustiker hinterher wertvolle Hinweise auf das Kundenverhalten und für die Anpassung der Geräte.
Außerdem protokollieren die Hörgeräte wieviele Stunden sie getragen wurden. Das gibt dem Hörakustiker Aufschluss über die Akzeptanz der Geräte.
Ferner speichern die Hörsysteme, wie oft der Kunde in welchen Situationen die Lautstärke verändert hat.
Auch das dient dem Experten dann zur Nachregulierung und Feinjustage.
Kundendaten sind Gold
Diese Daten bleiben auch beim Akustiker. Er liest sie bei Ihrem nächsten Besuch aus und speichert sie in Ihrem Kundenprofil.
Ein Hörgeräteakustiker gibt seine Kundendaten nicht heraus. Sie sind sein wertvollstes Gut.
Dennoch muss er seit Mai 2018 Ihre Genehmigung zur Verarbeitung dieser Daten einholen oder bereits früher eingeholt haben.
Legt Ihnen der Akustiker ein entsprechendes Formular vor, achten Sie darauf, ob und an wen die Daten ggfs. weitergeben werden.
Im Normalfall gibt er Hörakustiker seine Kundendaten aber nicht heraus.
Ist die Vertraulichkeit überall gegeben?
Doch gilt das branchenweit?
Immer häufiger verschmelzen Hörgerätehersteller und Handel. Die Hörgerätehersteller gehen sozusagen in die Selbstvermarktung, indem sie Hörgeräteketten aufkaufen und ausbauen. Damit sind dann, so ist meine Sichtweise, Hörgeräteakustiker und Hersteller eine Einheit.
Dass die Hersteller reges Interesse an möglichst vielen Kundendaten haben, liegt auf der Hand.
Anhand dieser Informationen können sie die Entwicklung neuer Hörgerätetechnologien zielgerichteter fortführen.
Wie sieht die Zukunft aus?
Mittlerweile gehen Hörgeräte aber noch weiter. Einige verarbeiten schon GPS-Daten und bieten so Aufschluss über den Aufenthaltsort und ggfs. Routen des Besitzers. Das gilt insbesondere im Falle einer Vernetzung mit dem IoT und Smart-Home-Anwendungen. Auch die Herstellerapps zur Steuerung der Hörgeräte sind theoretisch in der Lage, Daten zu sammeln, zu verknüpfen und an den Hersteller zu senden.
Ob das geschieht und in welcher Form, das ist auf den ersten Blick nicht erkennbar.
So richtig in der Hand hat man es also nicht, was mit den eigenen Daten geschieht.
Beim Hörgeräteakustiker müssen wir uns auf dessen Verschiwegenheit und den ordnungsgemäßen Umgang mit den Daten verlassen.
Bei größeren oder kleinere Kettenbetrieben wissen wir nicht, was da tatsächlich mit den Auswertungsprotokollen geschieht.
Was die Hörgeräte alles speichern und in Zukunft noch speichern können, das kann auch niemand so richtig sagen.
Der jeweilige Hörakustiker sieht auch nur, was in seiner Anpassungssoftware ankommt. Was im Hintergrund passiert und ob da was weitergeleitet wird, das können die meisten nicht erkennen. Es muss ja nur so sein, dass die entsprechenden Datenpakete in der Software hinterlegt werden. Ruft der Hörakustiker das nächste Mal eine Funktion innerhalb der Anpassungssoftware auf, die ihn mit dem Hersteller direkt verbindet, werden diese Pakete dann übermittelt.
Denkbar ist das immerhin.
Und auf die App verzichten, nur weil die Gefahr besteht, es könnten Daten übertragen werden? Nun, das scheint auch keine Alternative zu sein. Denn zu groß sind die Verlockungen und die Vorteile, die die Apps bieten.
Science Fiction
Letztendlich führt der Weg zum selbstanpassenden Hörgerät.
Das mögen die Hörakustiker nicht gerne hören, aber das wird irgendwann die Zukunft sein.
Der Kunde bestellt sich sein Hörgerät direkt beim Hersteller oder Händler im Internet.
Sein Audiogramm lädt er hoch oder es wird durch einen professionellen Hörtest am PC erstellt.
Daraufhin erfolgt aus der Ferne die Anpassung des Hörgeräts.
Mittels der App kann der Kunde nun permanent seine Höreindrücke bewerten. Anhand der Bewertungen und Kommentare kann ein Hörakustiker, der weit entfernt sitzt (meinetwegen in Kanada oder Indien), permanent Verbesserungen und Anpassungen vornehmen.
Ja, es geht noch weiter: Einmal vorgenommene Änderungen, die auf positive Resonanz stoßen, können als Profile in die Cloud übertragen und mittels KI (künstlicher Intelligenz) Optimierungen für alle Kunden darstellen.
In Zukunft heißt es also möglicherweise alle paar Tage: "Es steht ein Update für Ihr Hörgerät zur Verfügung"
.
Fazit
Natürlich ist das persönliche Gespräch mit dem Kunden unerlässlich, mögen manche sagen.
Aber Brillen gibt es heute auch schon bei MrSpex & Co. online, und der technische Fortschritt wartet nicht.
Wir müssen uns mit dem Gedanken anfreunden, dass wir neben Handy, Smartwatch und anderen Gimmicks auch mit dem Hörgerät eine Datenkrake am Ohr tragen werden.
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