Menschen mit einer Hörschädigung und/oder Tinnitus haben es oft schwer, ihrem Beruf voll umfänglich nachgehen zu können. Viele sind sehr lange krankgeschrieben, andere immer wieder einmal für kürzere Zeiträume. Manchmal wird das Arbeiten mit der Hörstörung auch unmöglich, trotz aller Hilfsmittel, die es gibt.
Wieder in den Beruf zurückzukehren ist der Wunsch viele Hörgeschädigter.
Zurück in den Beruf – trotz Tinnitus und Hörschädigung
Einen Beruf auszuüben, in dem viel kommuniziert wird − sei es per Telefon, Videochat oder im persönlichen Austausch − ist für Menschen mit Tinnitus oder einer Hörschädigung besonders schwierig. „Wer nicht alles auf Anhieb versteht, dem wird Kompetenz abgesprochen. Betroffene fühlen sich schnell abgehängt“, sagt Dr. Harald Seidler, Chefarzt der Fachklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in den MEDICLIN Bosenberg Kliniken.
„Gerade Hörgeschädigte werden viel zu oft früher berentet oder umgeschult, weil sie ihre eigentliche fachliche Kompetenz wegen mangelndem Sprachverstehen oder Hörvermögen nicht mehr einsetzen können“, sagt Seidler. Er selbst ist Träger eines Cochlea-Implantats (einer elektronischen Hörprothese) und weiß, wie wichtig Rehabilitation und Nachsorge sind: „Ohne diese könnte ich meinen Beruf als Chefarzt schon seit vielen Jahren nicht mehr ausüben.“
Erste medizinisch-beruflich-orientierte Reha im Bereich HNO
Jetzt ist in den MEDICLIN Bosenberg Kliniken eine medizinisch-beruflich-orientierte Rehabilitation (MBOR) im Fachbereich Hals-Nasen-Ohrenheilkunde möglich. „MBOR gibt es aktuell nur in der Neurologie und Orthopädie – wir sind die Ersten, die MBOR in der HNO anbieten, sodass auch hier noch gezielter eine berufliche Wiedereingliederung erreicht werden kann“, erzählt Seidler.
„In unserem Fachbereich sieht MBOR etwas anders aus als in Neurologie und Orthopädie: Es steht unter anderem die Akustik im Vordergrund“, berichtet der Chefarzt. „Wir simulieren in den Therapieräumen zum Beispiel die typischen Geräusche eines Büros oder einer Kindertagesstätte, um eine Belastungserprobung unter Arbeitsbedingungen durchzuführen. So können die individuellen Hörfähigkeiten mit dem Anforderungsprofil im beruflichen Alltag abgeglichen werden und genauere Prognosen über die berufliche Leistungsfähigkeit erstellt werden.“
Grundlage für Empfehlung
Die Ergebnisse sind Grundlage für sozialmedizinische Empfehlungen, z.B. ob die Arbeitsfähigkeit mit oder ohne Einschränkungen besteht oder ob zusätzliche Maßnahmen zur Teilhabe am Arbeitsleben nötig sind. „Die MBOR erhöht die Sicherheit für die Patient*innen, nicht in eine erneute Überforderung (Dekompensation) zu geraten, sondern eine langfristige Arbeitsfähigkeit zu ermöglichen“, sagt Seidler.
In dem interdisziplinären Zentrum der MEDICLIN Bosenberg Kliniken wird MBOR für Patient*innen mit Tinnitus, Schwindel (Gleichgewichtsausfall, Morbus Meniere) und Hörschädigungen sowie für Hörgeräte-Träger und Cochlea-Implantat-Träger angeboten. Das MBOR-Team besteht unter anderem aus Audio-, Ergo- und Physiotherapeut*innen, Logopäd*innen, Psychologen*innen, CI-Ingenieur*innen, Sozialarbeiter*innen und HNO- Fachärzt*innen.
Reha für Patient*innen mit besonderen beruflichen Problemlagen
Das Therapiespektrum der Fachklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde in den MEDICLIN Bosenberg Kliniken wurde um die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR) Stufe 2 erweitert. MBOR ist in Stufen unterteilt: Während sich das Basisangebot der Stufe 1 an alle Rehabilitand*innen richtet, behandeln Ärzt*innen und Therapeut*innen in der Stufe 2 Patient*innen mit sogenannten besonderen beruflichen Problemlagen (BBPL). Beispielsweise werden Patient*innen behandelt, welche mit einem Cochlea-Implantat (CI, elektrische Hörhilfe) versorgt sind und durch Einschränkungen in der Kommunikation und des Sprachverstehens im beruflichen Alltag vor besonderen Herausforderungen stehen. Der Fachbereich HNO der MEDICLIN Bosenberg Kliniken geht damit erstmals neue Wege der beruflichen Rehabilitation, um mit Abbau von Hör- und Kommunikationsbarrieren vielen motivierten HNO-Patient*innen die Wiedereingliederung in den Beruf zu ermöglichen.
Über die MEDICLIN Bosenberg Kliniken
Die MEDICLIN Bosenberg Kliniken umfassen drei Fachbereiche: die Fachklinik für Neurologie für Patient*innen in den Phasen C und D mit neurologischen Erkrankungen und möglichen Begleiterkrankungen, die Fachklinik für Geriatrie und die Fachklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde mit den Schwerpunkten Tinnitus, Hörschädigung, Reha nach tumorchirurgischen Eingriffen an Mund, Rachen und Kehlkopf, sowie Reha bei Cochlea Implantat (CI) für Erwachsene, Jugendliche und Kinder.
Die Klinik gehört zu den größten Fachkliniken für Hörschädigung in Deutschland. Eine interdisziplinäre Schwindel-Therapie und ein zertifiziertes Multiple-Sklerose-Zentrum gehören ebenfalls zum Spektrum. Außerdem bietet die Klinik eine interdisziplinäre Post-Covid-Rehabilitation zur Behandlung von Patient*innen mit Langzeitfolgen von Covid-19 an. Die Einrichtung hat 263 Betten und beschäftigt rund 220 Mitarbeiter*innen.
Über MEDICLIN
Zu MEDICLIN gehören deutschlandweit 34 Kliniken, sechs Pflegeeinrichtungen und elf Medizinische Versorgungszentren. MEDICLIN verfügt über rund 8.350 Betten/ Pflegeplätze und beschäftigt rund 10.200 Mitarbeiter*innen.
In einem starken Netzwerk bietet MEDICLIN den Patient*innen die integrative Versorgung vom ersten Arztbesuch über die Operation und die anschließende Rehabilitation bis hin zur ambulanten Nachsorge. Ärzt*innen, Therapeut*innen und Pflegekräfte arbeiten dabei sorgfältig abgestimmt zusammen. Die Pflege und Betreuung pflegebedürftiger Menschen gestaltet MEDICLIN nach deren individuellen Bedürfnissen und persönlichem Bedarf.
MEDICLIN – ein Unternehmen der Asklepios-Gruppe.
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