Hörgerät gesperrt – Zwei böse Fallen. Hörgerätegeschäfte gibt es wie Sand am Meer. Die Hörakustiker können aus rund 2.000 verschiedenen Hörgeräten wählen, um das für Sie beste Hörgerät auszusuchen. Hörgeräte sind Medizinprodukte. Sie kommen heute aus den Fabriken der Hörgerätehersteller. In diesem Zustand sind sie allerdings nur ein industrielles Vorprodukt.
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- Erst die Arbeit des Hörakustikers macht ein medizinisches Hilfsmittel
- Einstellungen am Hörgeräte erfolgen am Computer mit Software
- Vorsicht: Falle Nummer 1 – Die Nischenhörgeräte – gesperrt?
- Was sind Handels- oder Eigenmarken?
- Nicht böse gemeint, aber viele Akustiker können/wollen diese Geräte nicht
- Vorsicht: Falle 2 Die Anpass-Sperre wird nicht rausgenommen – Hörgerät gesperrt
- So wird man die Sperre los:
Erst die Arbeit des Hörakustikers macht ein medizinisches Hilfsmittel
Zu einem medizinischen Hilfsmittel werden diese Hörgeräte erst, wenn der Hörakustiker sie programmiert hat. Denn so, wie sie aus der Fabrik kommen, sind sie nur grob voreingestellt und entsprechen nicht dem persönlichen Hörverlust des Patienten. Diese Höranpassung ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Hörgeräteversorgung und muss entsprechend zeitaufwendig und sorgfältig durchgeführt werden. Das und die Gewöhnung an das Hörgerät sind die besten Voraussetzungen, um Anfangsschwierigkeiten zu vermeiden und dafür zu sorgen, dass der Schwerhörige die Hörgeräte oft, gerne und mit Erfolg trägt.
Einstellungen am Hörgeräte erfolgen am Computer mit Software
Die Programmierung der Hörgeräte führt der Hörakustiker heute am Computer durch. Dafür stellen die Hörgerätehersteller entsprechende Programme zur Verfügung. Jeder hat da ganz eigene Programme, die immer nur für eine Hörgerätemarke geeignet ist. Man darf als Kunde aber sicher sein, dass der Hörakustiker für alle von ihm vertriebenen Marken auch die notwendigen Anpassprogramme hat. Meist hat der Hörakustiker auch die Software, um (bei ihm) weniger geläufige Hörgerätemarken einstellen zu können.
Vorsicht: Falle Nummer 1 – Die Nischenhörgeräte – gesperrt?
Aber hier ist Vorsicht geboten, sonst tappt der Hörgerätekunde in die Abhängigkeitsfalle.
Es gibt nämlich auch Hörgeräte am Markt, die nicht von jedem Hörakustiker eingestellt werden können. Hier kochen einige größere Hörgeräteverkaufsfirmen ihr eigenes Süppchen. Obwohl es sich „unter der Haube“ bei diesen Hörgeräten, die als Eigenlabel verkauft werden, auch um Markengeräte handeln kann, sind diese Geräte nicht mit den üblichen Programmen einstellbar.
Was sind Handels- oder Eigenmarken?
Als Eigenmarke oder Handelsmarke bezeichnet man eine Marke, deren Produkte nur bei einem Händler oder einem eng umrissenen Kreis von Händlern vertrieben wird. Die Handelsmarken stehen dabei in Konkurrenz zu den Herstellermarken. In den meisten Fällen sind die Produkte der Eigen- oder Handelsmarken deutlich günstiger.
„Bei unabhängigen Tests der Stiftung Warentest wurde seit Jahrzehnten immer wieder festgestellt, dass es zahlreiche Baugleichheiten von Hersteller- und Handelsmarken gibt und dass keine der beiden Kategorien grundsätzlich qualitativ überlegen ist. Beim Preis-Leistungs-Verhältnis liegen meist Handelsmarken vorne (überdurchschnittliche Qualität zu unterdurchschnittlichem Preis). Stiftung Warentest laut Wikipedia: Artikel Handelsmarke„
In vielen Fällen handelt es sich bei Eigenmarken bzw. Handelsmarken also um Produkte, die absolut identisch sind mit den Produkten namhafter Herstellermarken. Grundsätzlich sind Eigen-/Handelsmarken also qualitativ nicht unbedingt schlechter, sondern eher gleich gut, aber meist deutlich günstiger als Herstellermarken.
Ein Beispiel: Einige Hörakustiker haben sich Einkaufsgemeinschaften angeschlossen, um beim Einkauf gemeinsam bessere Konditionen zu bekommen. Bei diesen Hörakustikern werden aber auch Eigenmarken verkauft. Beispielsweise sind die Geräte der Eigenmarke Audibel in erster Linie mit den originalen Geräten der Marke Starkey identisch. Wer also so ein Audibel-Hörgerät kauft, erwirbt im Grunde ein normalerweise teureres Markengerät unter anderem Namen.
Es kann aber auch sein, dass Kettenfilialisten Eigenmarken führen, bei denen möglicherweise ebenfalls ein bekannter Hersteller dahintersteckt. Der Clou: Mit der Anpasssoftware des Originalherstellers können diese umgelabelten Geräte nicht ohne weiteres programmiert werden.
Wichtig: Erkundigen Sie sich immer, ob Sie die erworbenen Hörgeräte auch wirklich bei jedem anderen Hörakustiker einstellen lassen können. Nur so sind Sie letztendlich während der kommenden sechs Jahre frei in der Wahl des Hörakustikers, falls ein triftiger Grund vorliegt, diesen wechseln zu müssen (Umzug, Unzufriedenheit usw.).
Nicht böse gemeint, aber viele Akustiker können/wollen diese Geräte nicht
So soll der Kunde quasi dazu genötigt werden, alle weiteren Servicearbeiten und Anpassungen immer bei dieser Firma machen zu lassen. Das erschwert den Wechsel zu einem anderen Hörakustiker, wenn man mal unzufrieden ist oder in eine andere Stadt umzieht.
Natürlich kann sich jeder Hörakustiker auch diese spezielle Anpass-Software besorgen, das ist nicht das Problem. Doch viele Akustiker haben eben diese Software nicht und/oder kennen sich damit nicht ausreichend genug aus.
Vorsicht: Falle 2 Die Anpass-Sperre wird nicht rausgenommen – Hörgerät gesperrt
Eine weitere Falle kann die Programmiersperre im Hörgerät sein. Schwerhörige dürfen ja Hörgeräte während der Anpassung kostenlos zur Probe tragen. Ausprobe wird das genannt. Damit sie nun nicht während dieser Testphase die vom Hörakustiker vorgenommenen Einstellungen von einem anderen Hörakustiker verpfuschen lassen, sperren die meisten Hörakustiker die Hörgeräte gegen unberechtigtes Programmieren.
Die Kunden sollen die Anpassung auf jeden Fall bei einem Hörakustiker durchlaufen und nicht mit den geliehenen Hörgeräte verschiedene Hörstudios ausprobieren.
Nun sind aber einige Hörakustiker so gewieft und nehmen diese Sperre nach dem Verkauf der Hörgeräte nicht wieder raus. Das sollten sie aber tun, denn der Kunde ist nun Eigentümer dieser Hörsysteme und darf damit machen, was er will. Trotzdem lassen manche Hörakustiker die Sperre drin. Auch so wird verhindert, dass der Kunde zu einem anderen Hörakustiker geht, um seine Hörgeräte besser einstellen zu lassen.
So wird man die Sperre los:
Wechselt ein Hörgeräteträger den Hörakustiker und hat solche gesperrten Geräte, dann muss er entweder zum ersten Akustiker gehen und die Geräte entsperren lassen, oder aber der neue Hörakustiker muss die Geräte zum Hersteller einschicken, um sie entsperren zu lassen.
Unser Tipp: Achten Sie beim Kauf von Hörgeräten stets darauf, dass diese teuren Hörsysteme auch von jedem anderen Akustiker eingestellt werden können. Setzen Sie auf bewährte und bekannte Marken, dann können Sie sicher sein, dass der Hörakustiker zu dem Sie eventuell wechseln müssen (Umzug, im Urlaub, auf Reisen, bei Unzufriedenheit…), die teuren Geräte auch für Sie programmieren kann.
Titelfoto: © PW
Rechner gesperrt: Bild von mohamed Hassan auf Pixabay
Wie finde ich den richtigen Hörakustiker?
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