Silvester ohne Gehörschaden – Rat vom Hörakustiker

Die zu Silvester besonders beliebten Feuerwerke und Kracher können mit nur einem lauten Knall ab 135 dB die Ohren beschädigen. Gefährdet sind besonders Kinderohren.
Die Mannheimer Pädakustikerin Nazan Yakar verrät, wie Sie Silvester unbeschadet überstehen.

Lautes Knallen gehört an Silvester einfach dazu

Zu Silvester gehört für die meisten auch ein schönes Feuerwerk. Ob kleine Tischfontäne, Raketen vor dem Haus oder der klassische Böller auf der Straße.
In letzter Zeit erfreuen sich vor allem Böller-Batterien großer Beliebtheit. Einmal angezündet feuern diese eine ganze Reihe toller Effekte von alleine in den Himmel.
Allen Knallkörpern gemeinsam ist die starke Lärmentwicklung. Soll ja auch so sein, schließlich wollten unsere Vorfahren mit dem Lärm die Geister vertreiben.

Doch für das menschliche Gehör können diese Lautstärkespitzen extrem schädlich sein.
Deshalb sprach Peter Wilhelm, Chefredakteur von hoergeraete-info.net, mit Hörakustikermeisterin Nazan Yakar. Frau Yakar ist Mitinhaberin des modernen Hörakustikerbetriebs höerenhochzwei (Hörakustiker in Mannheim). Darüberhinaus ist sie auch Pädakustikerin, weiß also auch über die besonderen Anforderungen des kindlichen Gehörs ausgezeichnet Bescheid.

Peter Wilhelm: „Frau Yakar, Silvesterfeuerwerk ist doch harmlos. Wenn die Leute nur geprüfte Markenware kaufen, dürfte doch eigentlich nichts passieren, oder?“

Nazan Yakar und Alon Lavi, das engagierte Team von Hörenhochzwei

Nazan Yakar: „Nunja, von ausländischen Böllern sollte man sowieso die Finger lassen, wenn einem die Finger lieb sind. Aber auch die zugelassenen Knallkörper können extrem gefährlich sein. Schon ein sehr kurz einwirkender Knall ab 135 oder 140 dB reicht, um die feinen Innenohrhärchen zu schädigen.
Das merkt man vielleicht gar nicht sofort. Das muss auch nicht sofort Auswirkungen haben. Aber später rächt sich das bitter, wenn man vorzeitig schwerhörig wird.“

Peter Wilhelm: „Was passiert denn wenn ein lauter Knall auf das Gehör trifft?“

Nazan Yakar: „Hierdurch entsteht das sogenannte „Knalltrauma“. Ein klassisches Symptom kann sein, dass man an einer akuten Hörminderung leidet, das heißt, der Betroffene hört schlagartig schlechter. Auch ständige Ohrengeräusche (Tinnitus) können die Folge sein. Im schlimmsten Fall droht eine Taubheit.“

NAZAN YAKAR, Hörakustiker-Meisterin und Pädakustikerin exklusiv in hoergeraete-info.net

Peter Wilhelm: „Gibt es Warnsignale, auf die Betroffene achten können.“

Nazan Yakar: „Warnsignale sind ein Piepsen oder Klingeln im Ohr, Rauschen und Dröhnen oder ein dumpfes Hörgefühl. Das Schlimme: Wenn man das wahrnimmt, ist es schon zu spät. Dann sollte man sich schnell aus der Geräuschsituation entfernen.“

Peter Wilhelm: „Was sollte man tun, wenn man ein Knalltrauma erlitten hat?“

Nazan Yakar: „Zum Glück kommt bei den meisten Menschen nach einem Knalltrauma das Gehör von selbst wieder. Wie ich schon sagte, beim ersten Gefühl, das was nicht stimmt, sollte man sofort an einen eher ruhigen Ort gehen. Es ist auch dringend anzuraten, einen Hörakustiker oder HNO-Arzt aufzusuchen und sein Gehör einem Hörtest zu unterziehen.“

Peter Wilhelm: „Sie haben doch aber sicher einen Rat für unsere Leserinnen und Leser, wie sie wirkungsvoll vorbeugen können.“

Nazan Yakar: „Aber natürlich. Eine einfache und kostengünstige Hilfe ist schon ein um die Ohren geschlungener Schal oder eine über die Ohren gezogene Mütze. Das ist aber nur ein Notbehelf. Wir Hörakustiker raten dringend, dass jeder preiswerte Ohrstöpsel tragen sollte. Das gilt ganz besonders für Kinder. Kinder sollten ohne Gehörschutz nie an überlauten Veranstaltungen teilnehmen, das ist ganz wichtig.
Wer häufiger in lautstarken Umgebungen ist, kann sich bei uns Hörakustikern maßgefertigte Gehörschutze zum dauernden Gebrauch machen lassen. Das kostet nicht die Welt.“

Peter Wilhelm: „Was raten Sie sonst noch?“

Nazan Yakar: „Wer zu Silvester Feuerwerk machen will, soll das ruhig nach Herzenslust tun. Aber Knallkörper sollte man immer so weit wie möglich wegwerfen. Ohren zuhalten hilft auch! Besser als laute Knallkörper sind Feuerräder, Fontänen oder Kleinknallkörper wie Knallfrösche.“

Wir bedanken uns bei Frau Yakar für die tollen Informationen und Ratschläge.

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Quellen:
Chinaböller: markusmarcinek / Pixabay
Schallangaben: Schallpegel in 1 Meter Abstand. Quelle: biha
Titel Kinder: geralt / Pixabay
einzelnes Kind s/w: 3321704 / Pixabay

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