Normalerweise trage ich ja ein Hörgerät der Marke Unitron und bin damit auch sehr zufrieden. Nun habe ich seit einigen Wochen ein Phonak Audéo B90 am Ohr.
Von der Leistungsstufe her sind beide Geräte in etwa auf einer Höhe, das Phonak-Gerät ist vielleicht eine Stufe höher anzusiedeln.
Form und Tragekomfort
Von der Größe her tun sich die beiden Schwestergeräte nicht viel. Das Phonak ist ein halbes Gramm leichter, beide wiegen aber unter 2 Gramm. Man spürt weder das Phonak-Hörgerät, noch das Unitron-Hörgerät nennenswert am Ohr. Das Unitron Moxi all weiß durch seine Form zu gefallen, es ist bohnenförmig mit weichen Rundungen. Das Audéo ist einen Hauch kantiger, aber immer noch weichgerundet. Im direkten Vergleich ist das Unitron etwas dicker und am Anfang hinterm Ohr etwas spürbarer.
Das ist aber „Jammern auf hohem Niveau“, denn beide Geräte sind Spitzenprodukte und wahre Handschmeichler. Sie tragen sich angenehm und fast nicht wahrnehmbar.
Klang und Sprachverständlichkeit
Der Hörgeräteneuling sollte ja nicht ständig zwischen den Geräten wechseln. Aber für solche Tests mache ich das gerne.
Mein Ergebnis: Ich höre keinen Unterschied. Beide Geräte klemme ich mir hinters Ohr und sie klingen für mich subjektiv gleich gut.
Natürlich wurden die Geräte nahezu gleich eingestellt.
Wenn es um die Sprachverständlichkeit geht, liegen beide Hörgeräte gleichauf.
Etwas besser gefällt mir die Störschallunterdrückung beim Phonak Audéo. Das Unitron Moxi all arbeitet hier heftiger und spürbarer. Trifft lauter Störschall aufs Hörgerät, macht es für einige Millisekunden zu und schützt den Hörgeräteträger vor diesen Lärmeinflüssen. Das ist spürbar als ein kurzes Gefühl der Taubheit festzustellen. In Bruchteilen einer Sekunde machen die Mikros aber wieder auf. Das empfinde ich als ein akustisches Pumpen.
Hier arbeitet das Phonak Audéo etwas smoother. Von diesem Pumpen bekomme ich nichts mit. Störschall wird herausgefiltert und unterdrückt, ohne dass ich das Gefühl habe, jemand würde mir kurz die Ohren zuhalten.
Wenn ich das bewerten sollte, schlagen sich die Automatikprogramme des Phonak Audéo mit Schulnote 2 und die des Unitron Moxi mit einer 2-.
Ansonsten stelle ich keine nennenswerten Unterschiede fest. Beide Geräte erkennen zuverlässig, ob ich mich in einer ruhigen Umgebung oder im Stimmengewirr befinde, sie erkennen Autofahren und Musikhören.
Das Phonak Audéo neigt etwas mehr zu Rückkopplungen, was mir vor allem beim Schulterblick im Auto auffällt. Da pfeift es manchmal kurz auf.
Batterielaufzeit
Beim Unitron Moxi all komme ich ziemlich genau 5 Tage mit einer Batterie hin, beim Phonak Audéo einen knappen Tag länger.
Beide verlangen nach den günstigen 13er Hörgerätebatterien. Der Batteriewechsel gelingt beim Audéo ein kleines bißchen leichter. Die Griffkerbe zum Öffnen des Batteriefachs ist hier deutlicher ausgearbeitet, was älteren, motorisch eingeschränkten Personen oder solchen mit etwas dickeren Fingern, entgegenkommen dürfte.
Die Batterie sitzt im Phonak auch nicht so stramm und kann herausgeschüttelt oder geklopft werden. Beim Unitron muß man mit einem spitzen Gegenstand etwas nachhelfen.
Ohranpassung
Beide Geräte sind RIC-Hörgeräte mit einem externen Hörer. Diese sind kompatibel, daran merkt man, dass es sich um Schwestergeräte aus einem Konzern handelt. Der Hörgeräteträger und sein Hörakustiker haben die Wahl zwischen offener Schirmchenversorgung bis hin zur Vollotoplastik.
Der Einfachheit halber trage ich die Geräte mit Schirmchen und/oder einer 70%-Otoplastik.
Die dünnen Kabel sind kaum sichtbar und die Ex-Hörer funktionieren naturgemäß gleich gut.
Was mir nicht gefällt
Wie ich in einem Beitrag über das Unitron Moxi schon schrieb, gibt es zwei Probleme mit dem TVConnector.
Dieser ist für beide Hörgeräte identisch und identisch sind die Probleme auch. Schaut irgendwer von der Familie fern, hast Du als Hörgeräteträger ständig das Gebimmel im Ohr, mit der TV-Connector Dir Bescheid sagt, dass ein TV-Ton zur Verfügung steht.
Je nachdem, wo Du Dich im Haus befindest, findet der TV-Connector immer mal wieder eine Verbindung zum Hörgerät oder verliert sie. Und jedes Mal wird im Ohr gebimmelt.
Übrigens: Phonak hat hierfür, wie für alle anderen Signalfunktionen auch, die deutlich weniger nervigen Signaltöne. Unitron bimmelt da etwas unangenehmer.
Desweiteren vergisst das Hörgerät immer wieder die individuellen Lautstärkeeinstellungen für das Fernsehen.
Mir schreit das Phonak beim Umschalten auf TV-Streaming immer dermaßen ins Ohr, dass es mir fast das Trommelfell zerreißt.
Das muss ich beim Hörakustiker unbedingt in den Grundeinstellungen etwas leiser stellen lassen. Beim Unitron habe ich das schon machen lassen.
Leider muss man dann immer das Smartphone mit der App zur Hand nehmen, um den TV-Ton runterzudrehen.
Und der ist beim Phonak sogar noch immer laut vorhanden, selbst wenn die App schon ein durchgestrichenes Lautsprechersymbol anzeigt.
Also Umschalten auf TV-Ton durch etwas längeren Druck auf die Gerätetaste. Dann schreit es einem ins Ohr. Nun schnell Handy entsperren, App aufrufen, kurz warten, bis die Verbindung steht, dann TV-Lautstärke runterregeln.
Weil das noch immer zu laut ist, in die Optionen wechseln und in der Abgleich-Funktion mehr Umgebungston dazumischen, bis es paßt.
So geht’s nicht, liebe Leute!
Schlimm, ganz schlimm: Der Taster am Hörgerät wirkt im TV-Modus bei beiden Hörgeräten NICHT auf die Lautstärke, sondern auf die Gewichtung „Umgebung – TV-Ton“.
Was für ein Blödsinn! Dort will man laut und leise machen!
Fazit:
Für das Phonak Audéo geht der Daumen deutlich nach oben, beim Unitron Moxi all geht er aber nicht runter.
Im Moment würde ich das Phonak-Gerät leicht bevorzugen, weine aber auch nicht, wenn ich in ein paar Wochen wieder das Unitron am Ohr habe.
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