M&RIE ist eine Bezeichnung des Hörgeräteherstellers ReSound für eine Technik, bei der Lautsprecher und ein Mikrofon eines HdO-Hörgeräts im Ohrstück platziert werden und mittels eines dünnen Kabels mit dem Hörgerät verbunden sind.
Bei herkömmlichen Hörgeräten, wie wir sie seit Jahrzehnten erfolgreich verwenden, sitzt die gesamte Technik bestehend aus:
- Mikrofon
- Verstärker/Rechenchip
- Lautsprecher
- Batterie
- Bedienelementen
in einem Gehäuse, das hinter dem Ohr des Schwerhörigen hängt. Von dort wird der Schall des Lautsprechers über einen Schlauch an ein Ohrstück im Gehörgang des Hörgeräteträgers geleitet.
Immer kleinere Hörgeräte gewünscht
Hörgerätekunden wünschen sich unauffällige und leicht zu tragende Hörgeräte. Dem kommt die Hörgeräteindustrie seit Jahren mit immer wieder überraschenden Neuerungen nach. In einem ersten Schritt wich der dicke Schallschlauch einem dünnen. Mit dem Slim-Schlauch konnte das Hörgerät etwas weiter hinter dem Ohr getragen werden und der dünne Schlauch war nicht so auffällig.
In ihrem Bestreben, immer bessere und immer kleinere Hörgeräte anzubieten, warfen die Hörgerätehersteller vor Jahren den Lautsprecher aus dem eigentlich Hörgerätegehäuse raus. Das konnte nun um ein ganzes Stück schlanker gestaltet werden. Der Lautsprecher, meist Mikrosysteme von Knwoles, wanderte in die Otoplastik, also in den äußeren Teil des Gehörgangs. Statt eines Schlauchs führt nun ein hauchdünnes Kabel vom Hörgerät hinter dem Ohr zum Lautsprecher im Ohr.
Der Lautsprecher, im Englischen Receiver genannt, sitzt also im Kanal (Englisch canal) woraus die Bezeichnung Receiver in (the) Canal RIC resultiert. Oft wird auch von RIE-Geräten gesprochen (dann steht das E für Ohr = engl. ear).
Der Klang sitzt dort, wo er hingehört
Neben der Verschlankung des Hörgeräts hinter dem Ohr, bringt die RIC-Technik auch akustische Vorteile mit sich. Je näher der Klang an das Trommelfell rückt, und umso weniger Außenschall die Modulationsleistung des Hörgeräts fremdbeeinflusst, umso besser kann das Hörgerät im Ohr klingen. Das führte zur Entwicklung der sogenannten Domes oder Schirmchen. Kleine Silikon- oder Gummistöpselchen ersetzen die klobigen Otoplastiken. Das macht Hörgeräte besonders bequem tragbar und die Anfangsakzeptanz bei neuen Hörgeräteträgern stieg deutlich an. Vor allem die Hörakustiker schätzten in der Ausprobezeit, in der der Kunde verschiedene Hörgeräte testet, die schnelle Anpassbarkeit mittels dieser universell passender Schirmchen.
Allerdings bringen, locker im Gehörgang herumvagabundierende Gummischirmchen nicht den vom Hörakustiker gewünschten, gleichbleibend hochwertigen Klang, wie es maßgefertigte Ohrpassstücke (Otoplastiken) tun.
Jetzt kommt auch das Mikrofon ins Ohr
Die Lautsprecher in den Gehörgang zu bringen, hat akustische Vorteile, ist aber letztendlich, so sagen viele, eher dem Design geschuldet. Das Bestreben nach immer kleineren Hörgerätegehäusen soll hier maßgeblicher gewesen sein. Anders sieht das beim nächsten Schritt aus: Der Hörgerätehersteller ReSound packte 2021 auch das Mikrofon in die Otoplastik. Die Folge: Das eigentliche Hörgerät enthält nur noch das Rechenwerk und die Stromquelle (und noch Mikrofone, die aber theoretisch weglassbar wären). Es ist schlank geworden und liegt nahezu berührungsfrei und kaum sichtbar hinter dem Ohr.
Obwohl das Mikrofon im Ohrstück große Auswirkungen auf ein schlankes Hörgerätedesign hat, beabsichtigt ReSound in erster Linie akustische Vorteile. Das im Ohr sitzende Mikrofon befindet sich genau da, wo auch natürlicherweise der Schall auf das Ohr trifft. Die biologische Form und Trichterfunktion des Ohres wird also in ihrer von der Natur vorgesehenen Weise genutzt.
Nun wird auch der Name klar. M für Mikrofon + RIE -> Receiver in ear = M&RIE.
Warum macht ReSound das? Es gibt doch klitzekleine Hörgeräte, die fast komplett im Gehörgang verschwinden.
Tja, das ist eine gute, aber leicht zu beantwortende Frage. Die kleinen, komplett im Ohr zu tragenden Hörgeräte sind heute auf dem Vormarsch. Allerdings bringt die sehr kleine Gehäusegröße immer noch Einschränkungen mit sich. So können nur sehr kleine Batterien mit entsprechend kurzer Laufzeit eingesetzt werden, Bluetooth, T-Spule und andere Komfortfunktionen finden auch keinen richtigen Platz, und so kommt es, dass besser ausgestattete Premium-Hörgeräte heute immer noch HdO also Hinter dem Ohr-Hörgeräte sein müssen. Noch!
ReSound verlegt die ins Ohr gehörenden Komponenten ins Ohr und lässt den Rest der Technik hinter dem Ohr. Dort haben dann im Gehäuse Akku-Technik, Bluetooth und die ganzen Komfortschaltungen ihren Platz. Eigentlich ein Kompromiss, aber ein genialer.
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