Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht. Manchmal denke ich, dass ich schon alles gehört und alles erlebt habe. Aber dann stolpere ich doch wieder über Dinge, die mich staunen lassen.
Jetzt finde ich bei den Ebay-Kleinanzeigen das Angebot eines Hörakustikermeisters, der für eine GeldSpende eine unabhängige Hörgeräteberatung anbietet. Er schreibt:

„Aktuell biete ich meine Dienstleistung auf Spendenbasis an. Das heißt, ich verschaffe mir ein Bild von Ihrer Situation und sage Ihnen ob das Hörgerät Ihren Anforderungen entspricht. Sie entscheiden selbst, wie viel Ihnen die Beratung wert ist. Zur Orientierung:

Eine solche Beratung kostet zwischen 80- 150 EUR / Meisterstunde“

Was soll man davon halten? Ist das Angebot unseriös?

Nun, normalerweise sollte man davon ausgehen, dass der HNO-Arzt und die Hörakustiker, von denen man seine Hörgeräte bekommt, einen umfassend und gut beraten.
Das ist auch meistens so, aber eben nicht immer.

Mir wird immer wieder von HNO-Ärzten berichtet, die sich die Patienten nur 2 Minuten anschauen und dann nach einem Hörtest, den eine Angestellte durchführt, gleich die Verordnungen für Hörgeräte ausstellen.
Es erfolgt kein Patientengespräch über die Ursachen und Ausprägung der Schwerhörigkeit und den Nutzen eines Hörgerätes.
Wenn der Patient dann auf einen sehr geschäftstüchtigen Hörakustiker trifft, bei dem Gewinnoptimierung über das Patientenwohl geht, hat der Kunde am Ende möglicherweise nicht für ihn geeignete und viel zu teure Hörgeräte in den Ohren, mit denen er nicht klar kommt.

Das ist nicht oft so, aber eben manchmal doch.

Hier kann das Angebot eines Fachmanns, die Menschen markenunabhängig und umfassend zu beraten, dann eben doch sehr willkommen sein.
So gesehen ist das Angebot dieses Hörakustikers in unseren Augen gar nicht so verkehrt.

Normalerweise würde ich ja sagen: Wenn Sie mit einem Hörakustiker nicht zufrieden sind, dann gehen Sie zu einem anderen.
Aber was, wenn in einer Stadt 3 Hörakustiker „regieren“ und alle nicht so das „Gelbe vom Ei“ sind? Dann ist der Schwerhörige gefühlt von Pontius zu Pilatus gelaufen, wie man so sagt, und ist trotzdem keinen Schritt weiter.

Ich erlebe das tagtäglich am Telefon.
Bitte bedenken Sie, liebe Leserin und lieber Leser, dass ich mich erstens selbst sehr gut auskenne und zweitens ein Team hervorragender und motivierter Hörakustiker an meiner Seite habe.
Wie oft höre ich mir die Leidensgeschichten von Schwerhörigen am Telefon an und denke mir: „Wenn die zu uns gekommen wären, wäre das alles anders verlaufen.“
Da unsere Beratung aber ausdrücklich nicht zum Ziel hat, Kunden für irgendeinen Hörakustiker zu werben, oder Empfehlungen für bestimme Läden auszusprechen, verkneife ich mir das immer.
Aber ich weiß aus diesen Telefonaten, wie oft die Kommunikation zwischen Akustiker und Kunde in die Hose geht.
Deshalb finde ich ein solches zusätzliches Beratungsangebot grundsätzlich gar nicht mal so schlecht.

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