Der Beruf des Hörakustikers ist ein sehr interessanter Beruf. Obwohl es sich um einen Handwerksberuf handelt, stehen die Hörakustiker an der Schwelle zwischen Handwerk und medizinischer Versorgung.
Neben den handwerklichen Fähigkeiten sind medizinische Kenntnisse, kaufmännisches Geschick und jede Menge Bereitschaft zum Umgang mit Menschen erforderlich.
Fachwissen sorgt für gutes Hören
Auch wenn die handwerkliche Komponente in vielen Betrieben heute eine unterordnete Rolle spielt, liegt es allein am Geschick und dem Fachwissen des Hörakustikers, aus einer bloßen technischen Maschine ein vollwertiges Hörgerät zu machen.
Neue Anforderungen an Hörakustiker
Seit einigen Jahren kommen aber neue Anforderungen auf die Hörakustiker zu.
Die digitale Revolution macht auch vor diesem Beruf keinen Halt. Geräte werden nicht mehr mit dem Schraubendreher eingestellt, sondern am Computer programmiert. Hörgeräte sind keine reine Hörprothese mehr, sondern vielfältig nutzbare Lifestyle-Gegenstände, die neben der reinen Hörverbesserung auch zum Telefonieren, Sprachenübersetzen oder Musikstreaming dienen können.
Und der letzte Schrei in der Branche: Hörgeräte sind nun ferneinstellbar. Das bedeutet, in vielen Fällen kann der Besuch beim Hörgeräteakustiker überflüssig werden, weil dieser die Geräte auch in einer Online-Sitzung einstellen kann.
Ängste vor dem Neuen
Hier sehen etliche Hörakustiker auch Gefahren auf sich zukommen.
Mehr als das Versprechen der Hersteller, dass die Ferneinstellung von Hörgeräte nur ein zusätzliches Angebot ist und bleibt, haben sie nicht.
Schon sind erste Unternehmen im Internet zu finden, die Hörgeräte ganz ohne einen Besuch beim Hörakustiker verkaufen. Die komplette Einstellarbeit erfolgt via Internet.
Was, wenn in Zukunft die Hörgerätehersteller, mehr als jetzt schon über Filialen, direkt an Kunden verkaufen?
Was, wenn der Hörakustiker der Zukunft nur noch via Videokonferenz und Internet erreichbar ist? Er sitzt dann in Indien, Irland, Australien oder sonstwo, und der Kunde merkt es nicht.
Führen Sie keinen Ramsch-Laden
Schnell geraten Hörakustiker dann in die Situation, dass sie jetzt schon nach zusätzlichen und alternativen Einnahmequellen suchen.
In-Ear-Monitoring, Brillen, billige Hörverstärker und High-End-Kopfhörer gehören mittlerweile wie selbstverständlich zum Angebot vieler Hörakustiker.
Allzu schnell kann das aber dazu führen, dass sich die Inhaber verzetteln und den Fokus auf ihre Kernkompetenz verlieren.
Die Kernkompetenz des Hörakustikers ist es, Hörgeräte höchst individuell im direkten Kontakt zu seinem (oft älteren) Kunden so anzupassen, dass sie nicht nur gut klingen, sondern auch ein gutes Sprachverstehen ermöglichen.
Gerade am Beginn einer Selbständigkeit oder bei Betrieben, die eine eher niedrige Kundenfrequenz haben, ist die Gefahr groß, dass die Leerlaufzeiten dazu genutzt werden, ständig was Neues auszuprobieren. Schnell wird da auf jeden Zug aufgesprungen. Dutzende verschiedener Werbeformate werden ausprobiert, jeder Vertreter hat gute Chancen, sein Produkt auch noch in den Laden zu drücken und ständig werden neue Angebote und Waren hinzugenommen.
Nur nicht die Orientierung verlierenAuf die Kernkompetenz konzentrieren
Der Rat: Konzentrieren Sie sich auf Ihre Kernkompetenz!
Lassen Sie Ihren Betrieb an der Schnittstelle zur Medizin nicht zu einem Ramschladen werden.
Beschränken Sie sich auf ein überschaubares Produktportfolio.
Verkaufen Sie Geräte von denen Sie überzeugt sind
Kein Kunde wird Ihnen weglaufen, wenn er die Hörgeräte der Marke X nicht bekommt, wenn Sie ihm begreiflich machen können, dass Sie vom Hersteller Y Vergleichbares im Angebot haben.
Nutzen Sie Ihr Werbepotential
Konzentrieren Sie sich bei der Werbung auf die Schiene, die am besten funktioniert. Bei aggressiver Zeitungswerbung können Sie gegen die großen Ketten sowieso nicht mithalten.
Halten Sie sich fern von den „Testhörer gesucht“-Werbungen, das glaubt Ihnen sowieso kein Mensch mehr.
Bauen Sie auf Mundpropaganda! Aktivieren Sie das beste Werbepotential, das Sie haben: Ihre zufriedenen Kunden!
Laden Sie diese in Gruppen zu Kaffee und Kuchen ein, machen Sie eine kleine Verkaufsshow oder laden Sie Physiotherapeuten, Augenoptiker oder Ärzte zu einem Vortrag in Ihre Geschäftsräume. Machen Sie so Ihre Kunden zu Ihren Werbeträgern. 50 Euro bar auf die Hand für jeden neuen Kunden, der auf die Empfehlung eines Altkunden kommt.
Setzen Sie auf die persönliche Betreuung! Bringen Sie Ihre Kunden dazu, regelmäßig in Ihr Geschäft zu kommen. Führen Sie Service-Scheckhefte ein, die Sie -ähnlich wie Autowerkstätten- regelmäßig abstempeln. Bei einem vollständig geführten Scheckheft gibt es einen kleinen Bonus beim Kauf neuer Hörgeräte. Besser können Sie Kunden nicht für eine Folgeversorgung binden.
Informieren Sie Ihre Kunden regelmäßig über Neuigkeiten. Der Hörakustiker Wied aus Ludwigsburg versendet regelmäßig einen Newsletter. Nein, nicht als Mail, sondern gedruckt als kleine Hörzeitung. Darin informiert und wirbt er und lädt seine Kunden beispielsweise auch zu gemeinsamen Wanderungen ein. Das ist immer wieder ein großer Erfolg.
Das ist Ihre Kernkompetenz als Hörakustiker
Ihr Kernkompetenz als Hörakustiker ist letztlich alles das, was der Online-Hörgeräteversender und der Remote-Anpasser nicht leisten kann: Der Händedruck, das persönliche Gespräch und die menschliche Nähe.
Nutzen Sie das!
Bilder: geralt / Pixabay
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