Schwerhörige haben beim Hörakustiker die Qual der Wahl. Sie können theoretisch unter mehr als 1.000 Hörgeräten auswählen. Jeder Hörakustiker hat sicherlich Dutzende davon direkt verfügbar. Doch wodurch unterscheiden sich diese Hörgeräte eigentlich? Hier kann der Kunde leicht den Überblick verlieren. Wir klären auf.
Trageweise
Sie wissen sicherlich, dass es HdO-Geräte gibt, die hinter dem Ohr getragen werden und IdO-Geräte, die im Gehörgang getragen werden.
Bei den HdO-Geräten gibt es zwei Varianten:
Hörgeräte, die den Lautsprecher enthalten und den Schall über einen Schlauch in Ohr leiten.
Hörgeräte, die keinen Lautsprecher enthalten, dieser sitzt im Gehörgang und ist mit einem Kabel verbunden.
Bei den IdO-Geräten gibt es mehrere Versionen, die sich im wesentlichen dadurch unterschieden, wie weit bzw. wie tief sie im Gehörgang platziert werden und inwieweit sie dann noch zu sehen sind.
Größe
Hörgeräte werden immer kleiner. Das gilt auch für die zuzahlungsfreien sogenannten Kassenhörgeräte. Grundsätzlich gilt aber zu beachten:
Je kleiner die Hörgeräte sind, desto teurer sind sie meist auch. Und je kleiner sie werden, umso weniger Technik passt hinein.
Als Kunde müssen Sie also gut überlegen, welchen Kompromiss Sie hinsichtlich Größe und Funktionen eingehen.
Sie sehen, dass alle Faktoren sich gegenseitig beeinflussen.
Form
Für viele Schwerhörige spielt auch die Form eine bedeutende Rolle. Das Hörgerät muss angenehm zu tragen sein und sollte chic aussehen.
Es ist aber falsch, sich bei der Auswahl des Hörgerätes allein von optischen Fragen lenken zu lassen. Denn das Hörgerät sitzt sowieso kaum sichtbar hinter oder in dem Ohr.
Achten Sie lieber auf die „inneren Werte“ des Hörgeräts.
Farbe
Was für die Form gilt, gilt auch für die Farbe. Hörgeräte waren früher fast ausschließlich beige. Dann kam eine Zeit, in der sie nicht bun genug sein konnten. Heute gibt es Hörgeräte in sehr schönen, eher gedeckten Farben.
Wiederum sollte zunächst die Leistungsfähigkeit des Hörgeräts im Fokus stehen. Erst dann können Sie nach den lieferbaren Farben fragen.
Stromversorgung
In der Hörgerätetechnik geht der Trend hin zu Akku-Geräten. Diese werden bequem über Nacht aufgeladen und haben dann genug Strom, um mehr als einen Tag zu überstehen.
Es wird wohl in absehbarer Zeit keine Hörgeräte mit Batterien mehr geben. Aber noch überwiegen für manche die Vorteile der Hörgerätebatterie.
Batterien halten deutlich länger als die Akkus, nämlich bis zu ca. 7 Tagen (abhängig von Leistung und Nutzungsweise).
Ist das Hörgerät mal „leer“, genügt der Austausch der Batterie.
Auf der anderen Seite entfällt bei Akku-Hörgeräten eben genau dieser lästige Batteriewechsel und der ständige Nachkauf.
Verstärkung
Die meisten Hörgeräte decken leichte bis mittelgradige Schwerhörigkeiten ab. Bei starker oder an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit dürften diese Geräte aber oft nicht ausreichen.
Dann werden Power-Hörgeräte mit einer größeren Verstärkung benötigt. Hier wird dann die Auswahl gleich deutlich kleiner. Diese Geräte sind auch meist etwas größer.
Die Verstärkungsleistung des Hörgeräts muss zum Grad der Höreinschränkung passen.
Klang
Die verschiedenen Hörgeräte klingen auch unterschiedlich. Messen Sie diesem Punkt nicht allzu große Bedeutung bei, denn Sie werden sich im Laufe der Zeit sehr gut an die Hörgeräte gewöhnen.
Aber grundsätzlich klingen manche Geräte weicher und andere spitzer. Das müssen Sie analog zu Ihrem Hörverlust einfach mal ausprobieren.
Funktionen
Selbst Kassenhörgeräte bieten schon alle wichtigen Funktionen. Teurere Geräte haben aber mehr Kanäle und mehr Programme. Außerdem können sie zur Tinnitiustherapie eingesetzt werden.
Bei der Auswahl des Hörgerätes sollten Sie sich nicht von vielen Zusatzfeatures blenden lassen, sondern genau überlegen, welche davon für Sie tatsächlich sinnvoll sind.
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass das Hörgerät umso leistungsfähiger sein muss, je aktiver der Hörgeräteträger sein Leben gestaltet.
Zusätzliche Funktionen
Moderne Digitalhörgeräte sind mit zahlreichen nützlichen Zusatzfunktionen ausgestattet. Manche haben eine Sprachausgabe, die den Träger mit Sprache über die Funktionen des Hörgerätes informiert.
Andere können als Telefonheadset verwendet werden, sodaß man sein Mobiltelefon beim Telefonieren in der Tasche lassen kann.
Wieder andere können feststellen, ob der Hörgeräteträger gestürzt ist, und dann Notfallnummern anwählen.
Auch hier gilt: Überlegen Sie genau, wie oft oder ob sie überhaupt diese Funktionen verwenden werden. Und das nicht nur am Anfang.
Was bringt es Ihnen, wenn Ihr Hörgerät quasi zum Mond fliegen kann, und Sie eigentlich bevorzugt in Ihren eigenen vier Wänden bleiben?
Zubehör
Hörgeräte können durch Zubehörgeräte viele weitere tolle Funktionen ermöglichen. Kleine TV-Boxen ermöglichen die Anbindung an den Fernsehton. Manche Hörgeräte lassen sich mittels externer Mikrofone wunderbar bei Konferenzen einsetzen.
Wieder andere können mit Induktions- oder Funkstrecken verbunden werden.
Hier gilt es genau zu überlegen, welches Zubehör es zum angestrebten Hörgerät gibt. Dabei ist auch ein Blick in die nähere Zukunft nicht verkehrt. Es könnte ja sein, dass beispielsweise demnächst ein Berufswechsel oder Studium ansteht, wodurch dann andere Anforderungen entstehen können.
Preis
Sie können Hörgeräte zum Nulltarif bekommen. Dann zahlen Sie als gesetzlich Versicherter nur eine Pauschale von 10 Euro pro Ohr.
Auch diese sogenannten Kassenhörgeräte sind recht gut.
Je mehr die Geräte leisten können, umso teurer werden sie.
Tragen Sie deshalb unbedingt zwei, drei verschiedene Hörgeräte zur Probe. Entscheiden Sie sich anhand der obigen Punkte für die Hörgeräte, die Ihren Bedarf am besten abdecken.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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