Hörakustiker

Streit mit Hörakustiker – Ich will wechseln

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Ich bin seit einem Jahr bei dem Hörakustiker Herrn B. in S. Mein Vertrauensverhältnis zu ihm ist gestört.
Meine ursprüngliche Intention war es, mir Kassenhörgeräte zu besorgen. Die hat mir Herr B. auch gezeigt. Aber das tat er beiläufig und widerwillig. Es waren auch sehr große Geräte, wie man sie von früher kennt. Nach seiner Aussage seien die für meinen Hörverlust nicht geeignet.
Ich bestand dann aber darauf, die zur Probe mitzunehmen. Er hat sie dann eingestellt und mir viel Spaß damit gewünscht.
Die Geräte klangen furchtbar. Tja, das käme davon, wenn man nicht auf ihn höre, meinte Herr B.
Er zeigte mir dann bessere Geräte der Firma XYZ und die klangen im Test auch sehr gut. Ich zahlte am Ende für beide Hörgeräte knapp 2.000 Euro drauf. Dafür musste ich an meinen Dispo gehen.

Jetzt war ich in der Nachbarstadt F. zum Shoppen und fühlte mich durch eine Werbung im Fenster eines Hörakustiker angesprochen. Ich bin dann mal rein und wurde freundlich empfangen. Herr K. von der Firma XYZ nahm sofort meine Hörgeräte, die ich ja nicht da gekauft hatte, und wartete sie. Gereinigt, neue Cerumen-Filter, neue Schirmchen und Gratis-Batterien.
Toller Service. Eine Tasse Espresso gabs auch noch.

Ihm erzählte ich von meinen Erfahrungen und er schüttelte ungläubig den Kopf. Ob ich nicht mal ganz unverbindlich einen Hörtest bei ihm machen wolle.
Machte ich!
Dann holte er zwei Kassengeräte, das eine war genau das, was mit vorher Herr B. schon gezeigt hatte und das andere war deutlich kleiner und schicker. Herrn K. stellte mir die großen ein und schickte mich weiter einkaufen. Ich sollte ein bis zwei Stunden später wiederkommen.

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Was soll ich sagen? Die Hörgeräte, die bei Hörakustiker B. in S. grottig und dumpf und leise geklungen haben, klangen bei Herrn K. in F. wunderbar. Auf jeden Fall nicht schlechter als die Geräte, für die ich 2.000 € bezahlt hatte.

Das war aber für mich der eindeutige Beweis, dass der erste Hörakustiker mir die Kassengeräte absichtlich miserabel eingestellt hatte, damit ich damit keine Freude habe und auf teurere Geräte umschwenke. Mein Vertrauen in diesen Hörakustiker war dahin.

Ich gab Herrn K. die Kassenhörgeräte zurück. Hätte ich sie von Anfang an so eingestellt bekommen, wären für mich keine anderen in Frage gekommen.
Aber inzwischen hatte ich mich an die TV-Streaming-Funktion der teureren gewöhnt… Mehr muss ich ja nicht sagen, oder?
Ich beschloss aber, von nun an lieber in die Nachbarstadt zu fahren, um mich von Herrn K. bei Firma XYZ. beraten zu lassen.
Das sei auch kein Problem, sagt Herr K., ich müsse nur was unterschreiben und dann könne er den noch nicht verbrauchten Anteil an der Nachbetreuungspauschale beim anderen Hörakustiker anfordern.
Denkste!

Der alte Hörakustiker rief mich an und ich merkte schon am Telefon, dass der vor Wut kochte.
Er habe die ganze Mühe und Arbeit investiert, mich alles kostenlos ausprobieren lassen und nun ginge ihm die ihm dafür zustehende Bezahlung auch noch flöten.

Außerdem habe er mit den anderen Hörakustikern in seiner Stadt so ein stillschweigendes Abkommen, dass man sich nicht gegenseitig die Pauschale in Rechnung stellt. Daran habe ich mich auch zu halten. Er sehe es gar nicht ein, mich einfach so wechseln zu lassen. „Wenn Sie woanders hingehen wollen, dann bitteschön. Aber Geld gibts erst in 5 Jahren wieder. Da kann sich der Kollege freuen!“

Ich fühle mich nun echt verarscht. Ist das wirklich so, dass die Hörakustiker das Geld nicht rausgeben müssen?

Boah, was für eine Story! Danke!

Fangen wir mit dem Letzten an:

Mit der Entscheidung für einen Hörakustiker bindet sich der Kunde tatsächlich für 6 Jahre an diesen Betrieb. Zumindest überweist die Krankenkasse diesem Akustiker die entsprechenden Pauschalen.
In der Regel bleiben die Menschen ihrem Hörakustiker auch treu. Ein ständiges Akustiker-Hopping bringt gar nichts. Jemand, der sich schon umfangreich in Ihre persönlichen Problemstellungen eingearbeitet hat, ist eine gute Anlaufstelle.

Aber selbstverständlich steht es Ihnen frei, jederzeit einen anderen Hörakustiker für die weitere Betreuung auszuwählen. Das wäre ja bei einem Umzug sowieso notwendig. Und in einem solchen Fall wird tatsächlich vom neuen Hörakustiker der Restbetrag der Betreuungspauschale beim alten Akustiker angefordert.

Das Modell, von dem Ihr bisheriger Hörakustiker berichtet, gibt es tatsächlich. Innerhalb überschaubarer Städte mit einer Handvoll Hörgerätegeschäften ist es schon mal üblich, dass man sich untereinander diese Pauschalen nicht abfordert. Mal zieht der eine einen Kunden vom anderen ab, mal wechselt ein Kunde zu dem einen. Unterm Strich, so die Hörakustiker, gleicht sich das irgendwie aus.

Aber: Das können die so machen, wenn sie wollen; das bedeutet aber nicht, dass sie das Geld nicht doch herausgeben müssen, wenn ein anderer Akustiker es anfordert. So gibt es für Ihren Herrn B. auch keine Möglichkeit, sich gegen den Wechsel zu Herrn K. zu wehren.

Die Aussage, er haben Ihnen den kostenlosen Hörgerätetest ermöglicht, ohne nun dafür etwas zu bekommen, ist Quatsch.
Diese Testphasen werden von den Hörakustikern als reine Werbemaßnahme kostenlos angeboten. Das gehört zum Geschäftsmodell. Hierfür muss die Kasse nichts bezahlen und hierfür müssen Sie in der Regel nichts bezahlen. Das ist in der Branche halt so.
Es entspricht in etwa dem Probefahren eines neuen Autos.
Das ist also sein Bier und geht Sie nichts an. Lassen Sie sich da keine Schuldgefühle einreden. Er hat ja im Gegenzug den Gewinn am Verkauf der Hörgeräte eingesteckt.

Dass man Ihnen schlecht eingestellte Kassenhörgeräte überlassen hat, um Sie angeblich zum Kauf teurerer Geräte zu bewegen, ist eine Frechheit.
Ich habe so etwas bei noch keinem Hörakustiker erlebt. Aber leider hören wir immer mal wieder von solchen Fällen.
Hierbei handelt es sich aber oft nur um Vermutungen der Kunden und wir können von hier aus nicht beurteilen, ob das wirklich so gemacht wurde.
In Ihrem Fall ist die Sache aber klar. Sie haben die gleichen Hörgeräte bei zwei verschiedenen Hörakustikern in zwei komplett unterschiedlichen Einstellungsvarianten vorgelegt bekommen.

Ob der erste Sie aber übers Ohr hauen wollte, können wir auch noch nicht einmal bestätigen, denn es kann immer noch sein, dass er es einfach nicht besser kann.
Unterm Strich: Sie tun wahrscheinlich sehr gut daran, den Hörakustiker zu wechseln, und dieser muss die Kohle auch rausrücken.

Hoergeraet

Bild: geralt / Pixabay

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