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Stapesplastik-Operation – Fragen und Antworten

HNO-Arzt

Eine Stapesplastik-Operation kann sehr wirkungsvoll sein. Doch wie geht es danach weiter? Wir beantworten wichtige Fragen:

Mein Name ist Roland und ich bin 57 Jahre alt. Vor sechs Monaten hatte ich eine Stapesplastik-Operation, die laut meinem HNO-Arzt erfolgreich verlaufen ist. Trotzdem gab es während der Genesung einige Herausforderungen, insbesondere mit der Tamponade im Ohr. Das dumpfe Gefühl und die eingeschränkte Wahrnehmung bereiteten mir Sorgen. Ich hatte große Angst, dass es so bleiben würde.

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Als die Tamponade schließlich entfernt wurde, war die Veränderung überwältigend – fast zu viel auf einmal. Ich hörte plötzlich Geräusche, die mir vorher kaum aufgefallen waren: das Brodeln der Kaffeemaschine, das Klicken des Lichtschalters, das Geräusch der Toilettenspülung oder das Knistern einer Chipstüte. Diese „Kleinigkeiten“ sind nun extrem laut und ungewohnt für mich.

Zusätzlich habe ich beim Schlucken ein knackendes bis knatschendes Geräusch im Ohr, das auch nachts auftritt. Es stört mich beim Einschlafen, weil es sich sehr intensiv anhört. Ich frage mich, ob diese Wahrnehmung normal ist und ob sich das mit der Zeit legen wird. Schließlich muss ich bald wieder arbeiten und hoffe, dass sich meine Hörwahrnehmung bis dahin stabilisiert.

Außerdem habe ich noch eine praktische Frage: Ab wann darf ich wieder duschen, also mein Ohr mit Wasser in Kontakt bringen? Das wäre für mich eine wichtige Information.

Ich wäre dankbar für Ratschläge von Ihnen. Jede Antwort würde mir sehr weiterhelfen!

Fachliche Antwort: Genesung nach einer Stapesplastik-Operation

Lieber Roland,

zunächst einmal herzlichen Glückwunsch, dass Ihre Stapesplastik-Operation gut verlaufen ist! Die beschriebenen Erfahrungen nach einem solchen Eingriff sind nicht ungewöhnlich. Ich möchte auf Ihre Fragen und Beobachtungen detailliert eingehen und Ihnen einige Hinweise geben, wie Sie diese Phase der Anpassung besser bewältigen können.

1. Geräuschwahrnehmung und Überempfindlichkeit

Die verstärkte Wahrnehmung alltäglicher Geräusche, wie das Brodeln der Kaffeemaschine oder das Knistern von Chipstüten, ist eine häufige Folge nach einer erfolgreichen Stapesplastik. Durch die Wiederherstellung der Schallübertragung im Mittelohr wird Ihr Gehirn plötzlich mit Reizen konfrontiert, die es zuvor nur eingeschränkt oder gar nicht wahrgenommen hat. Dieses Phänomen nennt sich auditorische Reorganisation.

Was können Sie tun?

  • Geduld haben: Es ist wichtig zu verstehen, dass Ihr Gehirn Zeit benötigt, um sich an die neuen Hörreize zu gewöhnen. In den meisten Fällen normalisiert sich diese Überempfindlichkeit innerhalb von Wochen bis Monaten.
  • Sanfte Reizexposition: Setzen Sie sich regelmäßig moderaten Geräuschpegeln aus, wie leiser Musik oder einem Hintergrundgespräch. Vermeiden Sie jedoch übermäßig laute Umgebungen, die Sie stressen könnten.
  • Hörtherapie: Falls die Geräuschüberempfindlichkeit anhält, könnte eine Hörtherapie oder ein Tinnitus-Counseling durch einen Audiologen hilfreich sein.

2. Knacken und Knirschen beim Schlucken

Die von Ihnen beschriebenen knackenden oder knatschenden Geräusche beim Schlucken sind auf die Funktion der Ohrtrompete (Tuba auditiva) zurückzuführen. Diese Verbindung zwischen Mittelohr und Rachenraum reguliert den Druckausgleich im Ohr. Nach einer Operation kann die Ohrtrompete empfindlicher reagieren, was sich als Geräusch bemerkbar macht.

Was können Sie tun?

  • Regelmäßiges Druckausgleichstraining: Versuchen Sie sanft zu gähnen, zu schlucken oder die sogenannte „Valsalva-Methode“ (sanftes Ausatmen gegen geschlossene Nasenlöcher) anzuwenden. Dies kann helfen, die Funktion der Ohrtrompete zu stabilisieren.
  • Feuchtigkeit fördern: Ausreichend Flüssigkeit trinken und ein angenehmes Raumklima fördern (etwa durch Luftbefeuchter), um Schleimhäute geschmeidig zu halten.
  • Kontrolle durch den HNO-Arzt: Wenn das Knacken sehr störend bleibt oder mit Druckgefühl einhergeht, sollte Ihr HNO-Arzt die Funktion der Ohrtrompete überprüfen.

3. Duschen und Kontakt mit Wasser

Nach einer Stapesplastik ist es wichtig, den direkten Kontakt von Wasser mit dem operierten Ohr für eine gewisse Zeit zu vermeiden. Wasser könnte in den Gehörgang eindringen und das Mittelohr reizen oder Infektionen begünstigen. Die genaue Zeitspanne, ab wann Sie wieder ohne Vorsichtsmaßnahmen duschen dürfen, hängt vom Heilungsverlauf ab. In der Regel gilt:

Wichtige Hinweise:

  • Fragen Sie Ihren HNO-Arzt: Der Facharzt kennt Ihren individuellen Heilungsverlauf und kann eine genaue Empfehlung aussprechen. Oft wird empfohlen, das Ohr in den ersten sechs Wochen beim Duschen abzudecken.
  • Ohrenschutz verwenden: Nutzen Sie beim Duschen Ohrstöpsel oder eine spezielle Duschkappe, die das Eindringen von Wasser verhindert.
  • Kein Untertauchen: Schwimmen oder Tauchen sollten Sie erst wieder in Erwägung ziehen, wenn Ihr Arzt dies ausdrücklich erlaubt.

4. Rückkehr zur Arbeit

Es ist verständlich, dass Sie sich Gedanken darüber machen, ob Ihre aktuelle Hörwahrnehmung mit Ihrem Arbeitsalltag vereinbar ist. Viele Patienten berichten, dass sich ihre Hörwahrnehmung innerhalb weniger Wochen weiter verbessert, sobald sie sich an die neuen akustischen Eindrücke gewöhnt haben. Sollte es jedoch weiterhin zu Schwierigkeiten kommen, könnte ein HNO-Arzt oder Audiologe Ihnen durch eine Feinjustierung des Hörsystems oder zusätzliche Hilfsmittel (z. B. Hörtraining) helfen.

Abschließender Rat

Ihre Erfahrungen nach der Operation sind keineswegs ungewöhnlich, und die beschriebenen Symptome lassen sich in den meisten Fällen durch Zeit und gezielte Maßnahmen beheben. Vertrauen Sie darauf, dass sich Ihr Gehör schrittweise weiter normalisieren wird. Bleiben Sie mit Ihrem HNO-Arzt im regelmäßigen Kontakt, um die Heilung zu überwachen und offene Fragen zu klären.

Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute und eine rasche Gewöhnung an die neuen akustischen Eindrücke!

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Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#Stapesplastik

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