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So verärgern Vortragende die Schwerhörigen

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Es ist in unserer Gesellschaft nicht weit her mit der Barrierefreiheit.
Es werden für Rollstuhlfahrer zwar immer mehr Rampen gebaut, aber das sind immer noch viel zu wenige.
Akustische Signalanlagen sollen Blinden das Überqueren der Straßen erleichtern, aber ansonsten sieht es immer noch schlecht aus mit der Barrierefreiheit für Sehbehinderte.

Hörbehinderte fallen bei diesen Betrachtungen meist komplett hinten runter.

Ich war gestern Abend auf einem Vortrag. Als Hörbehinderter suchte ich mir einen Platz vorne seitlich.
So konnte ich den Vortragenden gut sehen, um evtl. ein bißchen von den Lippen absehen zu können.
Und ich wollte direkt an einem der Lautsprecher sitzen, damit ich was verstehe.

Mit dem Lippenlesen ist es bei mir nicht weit her. Ich könnte niemals bei abgelegtem Hörgerät nur anhand der Mundbewegungen erkennen, was der Sprechende sagt. Das ist auch extrem schwer. Probieren Sie das ruhig selbst einmal: Schalten Sie mal bei der Tagesschau den Ton aus und versuchen Sie anhand der Lippenbewegungen abzulesen, was da gerade gesprochen wird.

Aber wenn ich zuhöre und auf die Lippen achte, kann ich anhand der Lippenbewegungen besser verstehen, was ich über die Hörgeräte höre.

Jetzt kam der Vortragende auf die Bühne und ich erlebte die erste Enttäuschung. Der Mann trug einen dicken SeehundSchnauzbart, der fast den ganzen Mund bedeckte. So kann man natürlich keine Lippen lesen.
Aber gut, so ist das eben und ich kann ja nicht erwarten, dass der Mann seine Bartmode meinen Wünschen entsprechend ändert.

Umso froher war ich, dass ich direkt vor dem Lautsprecher saß.

Doch was macht der Mann?
Er begrüßt die Leute durchs Mikrofon und das Nächste was er sagt ist: „Ach was, das Mikro lasse ich mal weg, Sie können mich ja alle auch so verstehen, oder?“

Mindestens drei Leute riefen „Nein“ und ein paar Menschen hielten extra die Hände hinter die Ohren, um anzudeuten, dass sie nicht gut hören.

Aber das interessierte den Vortragenden nicht.

Von dem Vortrag hbe ich so gut wie nichts mitbekommen.

Übrigens: Schlimm ist es auch, wenn Redner sich immer wieder zu einer Leinwand mit Präsentationen umdrehen. So können wir auch die Lippen nicht sehen.

Bild: jarmoluk / Pixabay

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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 11. November 2023

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