Sie sind klein, sie sind zuverlässig und sie funktionieren gut: Moderne Hörgeräte.
Die Hörgeräteindustrie tut alles dafür, chice Geräte mit bestem Klang herzustellen. Tausende Hörakustiker holen mit ihren individuellen Einstellungen für ihre Kundinnen und Kunden das Optimum aus diesen Geräten heraus.
Und dennoch sind viele Leute mit ihren Hörgeräten unzufrieden. Nach einer ersten Phase der Begeisterung landen die Hörgeräte dann in der Kommode und werden zu Schubladengeräten.
Das ist schade, denn es „vernichtet“ wertvolles Vermögen und verschwendet Ressourcen und Arbeitskraft und es belastet das Gesundheitssystem. Abgesehen davon nutzen die Geräte dem Schwerhörigen so überhaupt nichts.
Besser wäre es, dass diese Hörsysteme auch getragen würden.
Warum kommt es soweit?
Dafür gibt es drei ganz entscheidende Gründe:
- Die Hörgeräte sind nicht optimal eingestellt.
- Der Hörgeräteträger hat keine Geduld.
- Der Hörgeräteträger hat zu hohe Erwartungen.
Die Hörgeräte sind nicht optimal eingestellt
Wenn man sich nach einigem Ausprobieren für ein Hörgerät entschieden hat, ist dieses Hörgerät ein reines industrielles Vorprodukt.
Mit diesem Hörgerät kann niemand richtig gut hören. Erst durch die Arbeit des Hörakustikers wird daraus ein passgenaue und persönliches medizinisches Hilfsmittel.
Dazu gehört, dass der Hörakustiker von seiner Kundin oder seinem Kunden genau gesagt bekommt, in welchen Hörsituationen man sich vorzugsweise aufhält. Wo gibt es Probleme mit dem Hören und Verstehen?
Es muss sorgfältig mehrmals Bericht erstattet werden, wo das Hörgerät schon gut funktioniert und wo es noch nicht so gut klappt.
Stück für Stück wird der Hörakustiker die Hörgeräte dann anpassen, bis es perfekt läuft.
Das müssen Sie sich vorstellen, wie beim Maßschneider.
Der rohe Anzug ist nur das Vorprodukt. So aus Nesselstoff und mit den groben Fäden ist er für das Tragen nicht geeignet. Erst wenn Sie mehrmals zur Anprobe da waren, wird Schritt für Schritt ein exakt sitzenden Kleidungsstück daraus.
Der Hörgeräteträger hat keine Geduld
Der ganz entscheidende, und meiner Meinung nach wichtigste Punkt ist die Geduld der Hörgeräteträger.
Es ist unmöglich, sich ein Hörgerät einfach ins Ohr zu stecken und zu glauben, dass man auf Anhieb damit gut hört.
Hörsinn, Gehirn und Ohr müssen sich erst an die neue Klangwelt gewöhnen. Vieles wird anfangs fremd klingen. Manche Töne sind zu laut, andere noch zu leise. Die Höhen und Tiefen stimmen noch nicht so richtig.
Und vor allem: Scheinbar ist es so, dass in erster Linie die falschen Geräusche verstärkt werden.
Das alles liegt NICHT am Hörgerät oder an falschen Einstellungen. Das liegt anfangs nur daran, dass Ihr Hörsinn sich erst über einige Wochen an die neue Klangfülle gewöhnen muss.
Das meiste, was Ihnen am Anfang seltsam, störend oder ungewohnt vorkommt, wird in 3 Wochen gar kein Thema mehr sein.
Es wäre also grundverkehrt, nach den ersten paar Anpassungen gleich in den Anfangstagen immer wieder die Hörgeräte neu einstellen zu lassen.
Die Reihenfolge ist also: Hörgeräte anpassen und einstellen lassen, in den ersten Tagen nachjustieren lassen und dann der ganzen Sache einfach Zeit geben.
Erst wenn diese Gewöhnungzeit von 3 Wochen oder länger vorüber ist, können Sie nämlich entscheiden, was von den anfangs störenden Klängen überhaupt noch geblieben ist. Vieles wird verschwunden sein, anderes nervt nach wie vor. Dann ist es NACH der Eingewöhnungszeit genau des richtige Zeitpunkt, um jetzt den Rest nerviger Höreindrücke vom Akustiker wegmachen zu lassen.
So bekommen Sie ein Hörgerät, dass Sie gar nicht mehr spüren. An das reine Tragen des Gerätes haben Sie sich inzwischen dann so gewöhnt, dass da hinterm oder im Ohr nichts mehr drückt. Sie spüren das nur wenige Gramm schwere Hörgerät einfach nicht mehr.
Und da es nun auch sehr gut eingestellt ist, wird es ihnen nur Vorteile bringen.
Der Hörgeräteträger hat zu hohe Erwartungen
Aber es wird immer Hörgeräteträger geben, die dann immer noch nicht zufrieden sind.
Oberster Grundsatz: Sprechen Sie mit Ihrem Hörakustiker! Wenn da irgendwas immer noch nicht gut klingt, kann der Ihnen helfen.
Aber es gibt auch Zeitgenossen, die einfach viel zu hohe Erwartungen haben. Diese Leute werden das Hörgerät auch nach Jahren immer noch als Fremdkörper spüren. Sie werden immer merken, dass der Schall durch einen Apparat verstärkt und verändert wird. Sie werden immer Punkte haben, mit denen sie unzufrieden sind.
Da helfen dann auch keine teureren Geräte, da hilft auch kein Hörgerät von einer anderen Marke und da hilft es auch nichts, den Hörakustiker zu wechseln.
Man muss sich einfach eingestehen, dass man einen Hörverlust hat. Wir haben die Alternative, mit Hörgeräten besser und mehr zu hören oder wir bleiben einfach schwerhörig mit allen damit verbundenen Risiken.
Dazwischen gibt es nur die Hörgeräte als sehr gute Versorgung bei Schwerhörigkeit.
Sie verbessern die Situation immer. Aber auch wenn es Hochtechnologiecomputer im Miniformat sind: Zaubern kann kein Hörgerät und zauben kann kein Hörakustiker.
Foto: Pixabay
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Schlagwörter: Eingewöhnung, Geduld, Geduld bei neuen Hörgeräten, gewöhnung