Es gibt unterschiedliche Arten von Mikrofonen. Welches man verwendet, hängt vom Einsatzzweck ab. Möchte man viel Schall aus allen Richtungen aufnehmen, verwendet man ein Mikrofon, dass rundherum aus allen Richtungen omnidirektional allen Schall aufnimmt.
Will man eher den Ton von vorne aufnehmen und nicht so viel von den Seiten, ist die Aufnahmecharakteristik nicht mehr kreisrund, sondern niere- oder keulenförmig.
Will man Schall gezielt aus einer Richtung aufnehmen, verwendet man Richtmikrofone.
Diese zeichnen sich meist dadurch aus, dass sie eine lange Bauform haben. Vereinfacht gesagt soll der Schall wie in einen Tunnel hinein geleitet werden und nur gezielt aus einer Richtung kommen.
Nun sprechen Hersteller, Hörakustiker und auch wir bei Hörgeräten auch immer von Richtmikrofonen. Aber wenn wir wissen, dass diese sehr lang sein müssen, kommt man schnell dahinter, dass so etwas nicht in die kleinen Gehäuse der Hörgeräte eingebaut werden kann.
Doch wie machen die Hörgerätehersteller das dann?
Herkömmliche Richtmikrofone verfügen in der Regel über zwei Schalleingänge und einen akustischen Dämpfer. Das beeinflusst die Richtcharakteristik des Systems. Da der Abstand zwischen den beiden Schalleingängen möglichst groß sein muss, haben die Hörgerätehersteller hier ein Problem.
Die Gehäusegröße reicht weder für lange Mikrofone, noch für zwei weit voneinander liegende aus.
Aber man bedient sich hier eines cleveren Tricks. Die Hersteller verwenden zwei kleine ungerichtete (omnidirektionale) Mikrofone.
Diese sind soweit voneinander im Hörgerät untergebracht, wie es Gehäuse und Platine zulassen.
Nun passiert Folgendes: Der Schall trifft auf diese Mikrofone. Da sie etwas voneinander entfernt sind, trifft er eines der Mikrofone etwas früher und das andere um den Bruchteil von Millisekunden verzögert.
Diese Signale werden nun kombiniert, indem die zeitliche Verzögerung ausgewertet wird.
Aufgrund des Unterschieds dieser internen Verzögerung zur externen,die durch den Mikrofonabstand gegeben ist, ergibt sich eine andere Richtwirkung.
Rein rechnerisch läßt sich mit solchen Zwei-Mikrofon-Systemen durch das Hinzuschalten der Richtwirkung der Störschall um max. 6 dB reduzieren.
Dabei entspricht das der Reduzierung um ein Viertel.
Tatsächlich ist die Wirkung dieser Technik doch geringer. Denn der Kopf, bauartbedingte Ungleichheiten der Mikrofone und der Nachhall in normalen Räumen beeinflussen die erwünschte Wirkung negativ.
Aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich sind die adaptiven Zwei-Mikrofon-Systeme.
Bei dieser Technologie wird die Richtcharakteristik in Abhängigkeit von der Einfallsrichtung des Störgeräusches verändert.
So ist es möglich, auch in kleinen Hörgerätegehäusen eine Richtwirkung der Mikrofone hinzubekommen, selbst wenn wenig Platz ist.
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