Ich predige immer wieder, wie wichtig ein langes und regelmäßiges Tragen der Hörgeräte für die Akzeptanz derselben verantwortlich ist.
Hörgeräte, die nur gelegentlich getragen werden, sind immer ein Fremdkörper und das Gehirn wird sich niemals auf die wiedergewonnene Hörfähigkeit einstellen können.
Solche Hörgeräte werden zu Schubladengeräten.
Doch wie lange trägt ein Betroffener seine Hörgeräte?
Das muss der Hörgeräteakustiker immer im persönlichen Gespräch herausfinden.
Manche Kunden sprechen ganz offen die Wahrheit aus und andere drucksen herum oder beschönen die Situation.
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, daß diejenigen, die ihre Hörgeräte regelmäßig und lange tragen, auch den meisten Gewinn an wiedergewonnener Lebensqualität zu verzeichnen haben. Sie werden auch immer offen darüber sprechen, wie gerne und lange sie die Geräte tragen.
Die anderen werden allenfalls zugeben, dass sie die Geräte nicht immer tragen. Aber sie werden meist verschweigen, dass sie sie nur ganz selten tragen.
Hier kann der Akustiker nur versuchen, mit guten Argumenten zu überzeugen und den Patienten zu überzeugen, zu einer regelmäßigen Trageweise zu kommen.
Eine sehr gute Hilfe ist hierbei die Statistik, die verschiedene Apps liefern.
Als Beispiel sei hier mal die Hörgeräte-App von Unitron genannt.
Sie übermittelt dem Anwender jederzeit unter dem Menüpunkt „Statistik“ die durchschnittliche Tragedauer pro Tag.
Geht der Kunde zum Hörgeräteakustiker, kann dieser den Wert auch in seiner Software TrueFit von Unitron sehen.
Da hilft dann auch kein Herumdrucksen mehr, der Hörakustiker kann es „schwarz auf weiß“ sehen.
Gemeinsam mit dem Kunden kann er Motivationsanreize schaffen und eine Tragestrategie erarbeiten.
Nehmen wir an, der Akustiker sieht, dass die Geräte weniger als 4 Stunden am Tag getragen wurden. Dann könnte er beispielsweise sagen: „Das sieht ja schon ganz gut aus, aber bis zum nächsten Mal kommen Sie auf mindestens 5 Stunden täglich.“
Dabei kann er den Monitor drehen, um dem Kunden zu zeigen: Ich habe Deine Tragezeit im Blick und kann sie kontrollieren.
Alleine die Tatsache, dass da jemand ist, der es quasi überwachen kann, ist schon eine gewisse Motivation.
Aber es lohnt sich auch Motivationsanreize zu geben. Als Akustiker können Sie ein paar Werbegeschenke oder das immer sehr beliebte Päckchen Batterien als Prämie in Aussicht stellen, wenn der Kunde es schafft, ein bestimmtes Trageziel zu erreichen.
Der Kunde wird die Hartnäckigkeit des Akustikers danken. Denn durch langes und regelmäßiges Tragen ist der gewöhnungseffekt viel besser und die Akzeptanz steigt.
Nebenbei hat das auch für den Akustiker Vorteile. Ein zufriedener Kunde, der vom Nutzen seiner Hörgeräte überzeugt ist, wird nach Ablauf der Tragezeit auch wiederkommen und neue Hörgeräte kaufen.
Ein Kunde, der die Geräte hingegen sowieso nur zu Tante Juttas Geburtstag trägt und ansonsten in der Schublade aufbewahrt, wird es sich zweimal überlegen, ob er nochmal so viel Geld in etwas vermeintlich Unnützes investiert.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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