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Hörgeräte: Zu niedriger Preis kann böse Falle sein

Hörprobleme

Medizinische Hörgeräte bekommen Versicherte in Deutschland auf Kosten der Krankenkasse. Wer mehr Komfort oder besonders kleine haben möchte, muss draufzahlen. Diese Aufzahlung macht Hörgeräte u.U. sehr teuer. Zuzahlungen können von 500 Euro bis 7.000 Euro reichen. Da liegt es nahe, Preise zu vergleichen und nach günstigeren Angeboten Ausschau zu halten.

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Sie müssen verstehen, dass sich der Preis von Hörgeräten aus mehreren Bausteinen zusammensetzt.

  1. Das Hörgerät

    Da ist zunächst einmal der Preis des Hörgeräts selbst. Er beinhaltet heute keine hohen Materialkosten mehr. Auch Hörgeräte sind digital und bestehen aus immer weniger (beweglichen) Komponenten. Aber diese werden, verglichen mit anderen elektronischen Geräten, in einer wesentlich kleineren Stückzahl hergestellt, was sich auch auf den Preis auswirkt. Als Gesundheitsprodukte enthalten Hörgeräte besonders hochwertige Bauteile, sonst erhalten sie u.U. nicht die erforderlichen Zulassungen. Außerdem bezahlt man die jahrzehntelange Forschung von Aberhunderten von Ingenieuren und Audiologen mit.

  2. Das Marketing

    Hörgerätehersteller und Hörakustiker betreiben ein umfangreiches Marketing. Durch Werbung werden Verbraucher animiert, Hörgeräte einer bestimmten Marke oder bei einem bestimmten Hörakustiker zu kaufen. Das scheint zunächst eine Ausgabe zu sein, die die Hörgeräte unnötigerweise verteuert. Das Gegenteil aber ist der Fall. Denn höhere Verkaufszahlen finanzieren letztendlich mehr Forschung und Entwicklung und die Einrichtung noch besser ausgestatteter Hörakustiker-Studios.

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    Zum Marketing gehört aber auch der regelmäßige Besuch der Hörakustikgeschäfte durch die Vertriebsaudiologen der Hersteller. Diese Besuche dienen nicht allein dem Verkauf von Hörgeräten, sondern vor allem auch der Schulung der Mitarbeiter, der Vorstellung und Erklärung neuer Technik und der Weitergabe neuer Erkenntnisse aus dem Bereich der Audiologie.

  3. Der Hörakustiker

    Mit das wichtigste Element in dieser Kette ist der Hörakustiker. Er allein ist dafür verantwortlich, ob der Schwerhörige durch die Hörgeräte eine Verbesserung seines Hörens und Verstehens erleben kann. Die Ausbildung und die Fortbildung der Akustiker ist anspruchsvoll. Die gute Ausstattung eines Hörgerätegeschäfts ist aufwendig und teuer. Immer mehr moderne Geräte kommen auf den Markt und deren Einsatz ist durchaus sinnvoll und bringt den Schwerhörigen viele Vorteile. Letztlich muss man sich auch darüber im Klaren sein, dass man dem Hörakustiker nicht die paar Stunden Aufwand bezahlt, sondern die vielen Jahre Ausbildung und Erfahrung.

    Besonders wichtig ist die Nachsorge beim Hörakustiker. In den ersten Sitzungen gelingt meist nur eine halbwegs befriedigende Anpassung der Hörgeräte. Erst in den folgenden Wochen kann der Hörakustiker im Rahmen der Eingewöhnung des Kunden nach und nach die Feinjustierung vornehmen. Das kann wie erwähnt Wochen oder gar Monate in Anspruch nehmen. Diese Phase ist besonders wichtig und entscheidet maßgeblich über den Erfolg der Hörgeräteversorgung.

Angesichts dieser Tatsachen wird klar, weshalb Hörgeräte einen höheren Preis haben, als andere Gerätschaften. Wie gesagt veranlasst der Preis die Verbraucher dazu, nach günstigen Alternativen zu suchen. Da ist es sehr willkommen, wenn das gleiche Produkt von jemandem erheblich günstiger angeboten wird.

Die böse Falle

Doch das kann sich als böse Falle entpuppen.
Denn an irgendeiner Stelle muss der Anbieter sparen. Es kann leider so sein, dass das auch zulasten der Qualität der Hörgeräteanpassung geht. Aus zahlreichen Berichten von Kunden weiß ich, dass sie mit schlecht eingestellten Hörgeräten auf die Straße geschickt werden. Eine vernünftige Nachsorge erfolgt nicht. Hat der Kunde Probleme, werden die Hörgeräte eingeschickt und dann folgt das große Schulterzucken. Im Endeffekt ist der Schwerhörige zwar mit (teueren) Hörgeräten versorgt, kann aber trotzdem kaum etwas hören oder verstehen.

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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 22. November 2022 | Revision: 21. April 2024

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