Schwindel, Abzocke, fraglich

Hörgeräte-Werbung: Warum das kleinste, stärkste oder günstigste Gerät nicht automatisch das beste ist

Ein älterer Herr reinigt sein Hörgerät

Ein Ratgeber für alle, die sich von Werbeversprechen nicht blenden lassen wollen. Das kleinste Hörgerät der Welt!“ – „Jetzt neu: das intelligenteste Hörsystem!“ – „Nur heute: unschlagbar günstig!“ So oder ähnlich klingen die Anzeigen, die uns tagtäglich begegnen. Hersteller und Hörakustik-Ketten überbieten sich gegenseitig mit Superlativen. Für Menschen, die gerade erst die Diagnose Schwerhörigkeit bekommen haben, klingt das verlockend. Doch Vorsicht: All diese Versprechen sind in erster Linie Marketing. Sie sollen Sie dazu bewegen, ein Geschäft zu betreten – nicht unbedingt, das für Sie passende Hörgerät zu finden.

Warum Werbung nicht entscheidet

Ein Hörgerät ist ein hochsensibles Medizinprodukt. Anders als beim Kauf eines Fernsehers oder Smartphones geht es hier nicht um Bildschirmgröße oder Pixel, sondern um die optimale Unterstützung Ihres Gehörs. Das „kleinste“ Hörgerät mag zwar unsichtbar im Ohr verschwinden, aber passt es wirklich zu Ihrem Hörverlust und Ihrem Ohr? Häufig ist genau dieses vermeintlich perfekte Gerät für viele Betroffene ungeeignet.

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Was wirklich zählt: Der Hörtest

Der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg zum richtigen Hörgerät ist ein ausführlicher Hörtest. Nur so lässt sich feststellen:

  • Welche Frequenzen sind betroffen?
  • Wie stark ist der Hörverlust in unterschiedlichen Tonhöhen?
  • In welchen Situationen haben Sie die größten Schwierigkeiten (Gespräche in Gesellschaft, Fernsehen, Musik)?

Dieser Test ist die Grundlage für jede Empfehlung. Ohne ihn ist die Auswahl eines Hörgeräts reiner Zufall.

Individuelle Bedürfnisse im Vordergrund

Hören ist auch eine Frage des Lebensstils. Ein Berufstätiger im Großraumbüro hat andere Anforderungen als jemand, der überwiegend zu Hause Gespräche mit der Familie führt. Und wer viel draußen unterwegs ist, braucht andere Funktionen als ein Theater- oder Konzertbesucher.

Überlegen Sie deshalb: Ist Ihnen unauffälliges Tragen wichtig? Wollen Sie drahtlose Anbindung ans Smartphone? Oder ist Ihnen Bedienkomfort wichtiger als eine Mini-Bauform? Diese Fragen sind entscheidender als jede Werbeaussage.

Anatomie spielt eine große Rolle

Nicht jedes Ohr ist gleich. Bei sehr engen oder gekrümmten Gehörgängen können winzige Im-Ohr-Hörgeräte nicht optimal sitzen oder bieten nicht genug Leistung. Ein größeres Gerät hinter dem Ohr kann dann deutlich besser geeignet sein. Die Anatomie ist daher ein zentrales Kriterium, das die Werbung gerne verschweigt.

Fazit: Werbung ist nur der Köder

Lassen Sie sich nicht von Superlativen wie „das kleinste“, „das stärkste“ oder „das günstigste“ täuschen. Entscheidend ist, dass das Hörgerät zu Ihrem Hörverlust, zu Ihren Bedürfnissen und zu Ihrer Anatomie passt. Das richtige Hörgerät ist immer das, das Ihnen persönlich hilft – nicht das, das in der Werbung am lautesten angepriesen wird.

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(©si)