Hörgeräte sind nützliche Helfer für Schwerhörige. Diese kleinen und leistungsfähigen Geräte ermöglichen die Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen Leben.
Leider klagen viele Hörgeräteträger immer wieder über lästige Rückkopplungen.
Wie entstehen die Rückkopplungen im Hörgerät?
Rückkopplungen entstehen, wenn einmal verstärkter Schall noch einmal von den Mikrofonen aufgefangen und erneut verstärkt wird. Es entsteht eine Endlosschleife aus immer wieder verstärktem Schall, was sich letztlich in einem lästigen hochfrequenten Pfeifen äußert.
Bei Hörgeräten sitzen Mikrofone und Lautsprecher bauartbedingt nahe beieinander. Der Schallauslass bzw. der Miniaturlautsprecher sitzt dabei direkt im Gehörgang. Die Mikrofone befinden sich, nur wenige Zentimeter davon entfernt auf der Oberseite der Hörgeräte.
Ab einer gewissen Verstärkung bzw. Lautstärke kann nun Schall aus dem Ohr wieder an die Mikrofone gelangen, das Pfeifen beginnt.
Auch zum Rückkopplungspfeifen kommt es, wenn der Raum um die Ohrenpartie verkleinert wird, etwa durch das Abdecken mit der Hand, einer Mütze oder einem Kopfhörer. Ja, sogar wenn man umarmt wird oder Menschen einen mit Küsschen links, Küsschen rechts begrüßen, beginnt der Pfeifton. Das liegt dann daran, dass der austretende Schall nun nicht mehr in die Umgebung entweichen kann, sondern von den Gegenständen bzw. Personen reflektiert wird.
Grundsätzlich gilt, dass größere Verstärkungen eher zu Rückkopplungen führen als geringe Lautstärken.
Wer also nur von einem leichten Hörverlust betroffen ist, wird weniger damit zu kämpfen haben.
Auch wer seine Hörgeräte lauter einstellt, provoziert unter Umständen damit Rückkopplungen.
Desweiteren ist es so, dass die sehr populären offenen Versorgungen mit Schirmchen (Domes) ebenfalls Rückkopplungen begünstigen.
Sie sind zwar sehr bequem und haben bei den Hörgeräteträgern eine hohe Akzeptanz, aber sie dichten das Ohr auch nicht genug ab.
Der erste Schritt: Absolut gut sitzende Otoplastiken
Ich kann jeden verstehen, der lieber bei den leichten und anschmiegsamen Silikon-Schirmchen bleiben möchte. Sie sind von der Annehmlichkeit beim Tragegefühl kaum zu schlagen.
Aber solche Domes sind nur ein Kompromiss. Für die ständige Versorgung sind sie nur in ganz, ganz seltenen Fällen geeignet.
Das wissen auch alle Hörakustiker.
Ein guter Hörakustiker wird Ihnen deshalb schon recht früh Otoplastiken empfehlen.
Otoplastiken sind maßgefertigte Ohrpassstücke für Ihre Hörgeräte. Diese Ohrstöpsel werden anhand eines individuellen Abdrucks angefertigt.
Es gibt sie aus verschiedenen Materialien, bis hin zu einer dünnen Kunststoffhaut, die man ebenso wenig spürt, wie die Schirmchen.
Durch die Maßfertigung ist aber sichergestellt, das möglichst wenig Schall wieder nach außen dringen kann.
Wenn Sie mit Schirmchen Rückkopplungen haben, dann lassen Sie sich Otoplastiken machen und die Rückkopplungen werden aller Wahrscheinlichkeit nach verschwinden.
Ich habe Otoplastiken, es pfeift aber trotzdem
Je größer die Verstärkung, umso schwieriger ist es auch mit Otoplastiken, die Rückkopplungen wegzubekommen.
Wenn Ihre Otoplastiken immer noch nicht gut genug abschließen, sollten Sie mit einem kompetenten Hörakustiker sprechen.
Es gibt viele Labore, die Otoplastiken herstellen und die Auswahl ist recht groß. Fragen Sie unbedingt nach besser abschließenden Alternativen.
Das gilt insbesondere, wenn Ihre Ohrpassstücke schon älter sind. Auch die Ohren können sich verändern.
Der Rückkopplungsmanager reicht oft nicht
Moderne Hörgeräte verfügen über ein Rückkopplungsmanagement. Das heißt, es wurde eine Technik eingebaut, die Rückkopplungen erkennt und diese unterdrücken kann. Diese Technologie ist ein Segen für die Hörgeräteträger. Denn sie entfernt bei richtiger Einstellung tatsächlich die Neigung der Hörgeräte zum Pfeifen weitestgehend.
Selbst wenn Ihre Hörgeräte aktuell zum Rückkoppeln neigen, wäre das noch erheblich schlimmer, wenn diese Technik nicht eingesetzt würde.
Aber es reicht nicht, sich auf diese Technik zu verlassen. Im Rahmen gewisser Grenzen kann aber der Hörakustiker mit entsprechenden Tests und Messungen, sowie durch das Neukalibrieren der Rückkopplungsunterdrückung hier immer wieder für Abhilfe sorgen.
Doch das Potential dieser Technik ist auch irgendwann einmal ausgereizt.
Lassen Sie sich nicht auf die Argumentation ein, das sei eben so hinzunehmen und könne nur durch teurere Geräte ausgeglichen werden.
Der Rückkopplungsmanager ist nur eine der Grundeinstellungen, die system- und trägerbedingtes Grundpfeifen vermeiden soll.
Die Ursache des Pfeifens liegt immer darin, dass Schall aus dem Ohr wieder an die Mikrofone gelangt. Und das kann man nur durch möglichst perfekte Otoplastiken beseitigen.
Wenn alles ausgeschöpft ist?
Machen wir uns nichts vor: Es gibt Hörgeräteträger, bei denen ein gelegentliches Pfeifen aufgrund verschiedener Umstände nicht richtig wegzubekommen ist.
Manche Hörakustiker werden mir jetzt uneingeschränkt zustimmen, andere werden sagen, dass man jede Rückkopplung wegbekommt.
Sagen wir es so: Durch richtig eingesetzte Handwerkskunst eines erfahrenen Hörakustikermeisters (oder einer -meisterin) kann in den allermeisten Fällen ein rückkopplungsfreies Tragen der Hörgeräte ermöglicht werden.
Mit einer Vollotoplastik kommt man hier schon sehr weit.
Aber, um einem Kunden eine große und starre Vollotoplastik anzupassen, muss der Leidensdruck des Kunden schon recht groß sein. Ansonsten möchten die Hörgeräteträger ja in erster Linie unauffällige Ohrpassstücke. Also wird man immer einen Kompromiss eingehen.
Ich bin der Meinung: Wenn es im Alltag keine Rückkopplungen gibt und diese nur beim Umarmen ganz kurz mal auftreten, so kann das auch hingenommen werden.
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