Heißt es eigentlich Hörgeräteakustiker oder ist die Berufsbezeichnung Hörakustiker richtig? Oder sagt man nur Akustiker?
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- So wird der Beruf in Deutschland, Österreich und der Schweiz bezeichnet
- Welche Berufsbezeichnung verwende ich?
- Was macht ein Hörakustiker eigentlich?
- Warum wurde aus dem „Hörgeräteakustiker“ ein „Hörakustiker“?
- Und was ist mit dem „Akustiker“?
- Von AKs, Akkus und Kusstigern – die hohe Schule der Fachbegriffsverhunzung
- Fazit
Hörgeräteakustiker, Hörakustiker oder Akustiker – was ist eigentlich richtig? Immer wieder taucht die Frage auf, wie die korrekte Berufsbezeichnung für diejenigen lautet, die sich tagtäglich mit Hörgeräten, Ohrpassstücken, Hörtests und individueller Beratung rund ums Hören beschäftigen. Sagt man nun „Hörgeräteakustiker“, „Hörakustiker“ oder reicht schlicht „Akustiker“? Die Antwort ist etwas komplexer – und zugleich ein Spiegelbild des Wandels innerhalb dieser anspruchsvollen Branche.
So wird der Beruf in Deutschland, Österreich und der Schweiz bezeichnet
In Deutschland lautet die offizielle Berufsbezeichnung heute Hörakustiker. Diese Bezeichnung wurde im Jahr 2016 im Zuge einer Neuordnung des Berufsbildes eingeführt. Sie ersetzt die ältere, lange gebräuchliche Bezeichnung „Hörgeräteakustiker“. Die Änderung wurde unter anderem von der Bundesinnung der Hörakustiker angestoßen, weil der neue Begriff die modernen Anforderungen und Tätigkeiten des Berufs treffender widerspiegelt.
In Österreich dagegen ist weiterhin die traditionelle Bezeichnung Hörgeräteakustiker gebräuchlich und rechtlich verankert. In der Schweiz wiederum nennt man diesen Beruf Hörsystemakustiker, was den Fokus auf die Arbeit mit komplexen Hörsystemen unterstreicht.
Ganz gleich, welche Bezeichnung verwendet wird: Gemeint ist immer der spezialisierte Handwerker oder Fachangestellte, der Menschen mit Hörverlust berät, Hörsysteme individuell anpasst, Otoplastiken herstellt und technisch sowie audiologisch versiert auf die Bedürfnisse seiner Kunden eingeht.
Welche Berufsbezeichnung verwende ich?
Da dieser Blog in Deutschland beheimatet ist, verwende ich durchgehend die Bezeichnung Hörakustiker. Als jemand, der schon etwas älter ist, habe ich allerdings noch einen gewissen sprachlichen Reflex auf die alte Form „Hörgeräteakustiker“. Deshalb schleichen sich gelegentlich beide Varianten in meine Texte. Das ist kein Fehler, sondern zeigt eher, wie tief der alte Begriff noch im kollektiven Sprachgedächtnis verankert ist.
Was macht ein Hörakustiker eigentlich?
Hörakustiker sind weit mehr als bloße „Verkäufer von Hörgeräten“. Sie vereinen handwerkliches Können, medizinisch-audiologisches Wissen und psychologisches Einfühlungsvermögen. Ihre Aufgaben reichen vom Durchführen präziser Hörtests über die individuelle Beratung bis hin zur Herstellung und Anpassung von Ohrpassstücken (Otoplastiken). Auch Reparatur, Wartung und die langfristige Betreuung der Kunden gehören dazu.
Der Beruf ist in Deutschland ein anerkannter Ausbildungsberuf nach dem dualen System. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und schließt mit einer Gesellenprüfung ab. Danach kann man sich zum Meister fortbilden – was viele auch tun, um später ein eigenes Fachgeschäft führen zu können oder in leitende Positionen aufzusteigen.
Die meisten Hörakustiker arbeiten in spezialisierten Fachbetrieben, sogenannte Hörakustik-Filialen. Daneben gibt es Beschäftigungsmöglichkeiten in Kliniken, Reha-Einrichtungen, bei Herstellern von Hörgeräten und in der Forschung.
Warum wurde aus dem „Hörgeräteakustiker“ ein „Hörakustiker“?
Mit dem Begriff Hörgeräteakustiker wird einerseits ein Unterschied zum Akustiker deutlich gemacht. Der kümmert sich um Akustik in anderen technischen Bereichen, aber meist nicht um die Versorgung des menschlichen Ohrs.
Andererseits verdeutlichte der Ausdruck HörGERÄTEakustiker die handwerkliche Seite des Berufs, während der HNO-Arzt sich um die medizinische Seite kümmert.
Mit dem technischen Fortschritt veränderte sich das Berufsbild des klassischen Hörgeräteakustikers grundlegend. Heute stehen nicht mehr die Geräte selbst im Vordergrund, sondern die individuelle Versorgung und die ganzheitliche Betreuung der Kunden. Das Berufsbild hat sich in Richtung Dienstleistungsberuf mit hoher beratender, medizinischer und psychologischer Kompetenz entwickelt.
Diese Entwicklung wurde auch rechtlich nachvollzogen: Ab dem 1. August 2016 trat eine neue Ausbildungsordnung in Kraft, in der die Berufsbezeichnung offiziell in Hörakustiker geändert wurde. Am 6. Juli 2017 folgte schließlich die Anpassung der Handwerksordnung durch den Bundesrat.
Marianne Frickel, Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker, brachte es damals auf den Punkt:
„Nicht das ‚Gerät‘ steht im Vordergrund, sondern die komplette individuelle personenbezogene Dienstleistung mit dem Ziel, bestmögliches Hören zu erreichen. Dienstleistung und Beratung gewinnen stark an Bedeutung, je weiter der technische Fortschritt voranschreitet.“
Und was ist mit dem „Akustiker“?
Der Begriff „Akustiker“ ist im allgemeinen Sprachgebrauch zwar weit verbreitet, aber er ist unscharf und irreführend. Denn ein Akustiker kann im Grunde alles Mögliche mit Schall und Klang zu tun haben – vom Konzertsaalplaner über den Schallschutzexperten bis hin zum Musikinstrumentenbauer. Wer hingegen gezielt Hörsysteme anpasst und schwerhörigen Menschen hilft, besser zu hören und wieder am Leben teilzuhaben, der ist ein Hörakustiker – und sollte auch so genannt werden.
Von AKs, Akkus und Kusstigern – die hohe Schule der Fachbegriffsverhunzung
Wer regelmäßig in Internetforen, Facebook-Gruppen oder Kommentarspalten unterwegs ist, in denen sich Menschen zum Thema Hörgeräte austauschen, der stößt früher oder später auf eine ganz eigene Spezies: jene wortgewandten Selbsthilfe-Stars, die es mit der Orthografie und Terminologie nicht ganz so genau nehmen – und dabei umso überzeugter von ihrem selbst gebastelten Fachjargon sind.
Da ist dann die Rede vom “AK” – gemeint ist natürlich der Hörakustiker, nicht etwa ein Sturmgewehr oder ein Alt-Kanzler. Andere kürzen munter mit „Akkustiker“ (mit zwei K, warum auch nicht?), „Aku“ (klingt wenigstens nach Batterie), „Akustiger“ (eine Mischung aus Berufsstand und Raubkatze) oder gar – und das ist kein Scherz – „Kußtiger“.
Letzterer Begriff wurde einmal mit dem stolzen Hinweis gepostet: „Mein Kußtiger hat mir heute ein ganz neues Gerät eingestellt. Echt Top-Service!“ – Man muss sich dieses Bild auf der Zunge zergehen lassen: ein kuscheliger Tigermensch mit romantischem Interesse an der Klangwelt.
Natürlich weiß man, was gemeint ist. Natürlich ist das alles irgendwie niedlich und die Betroffenen kommen sich auch oft noch besonders lustig vor. Aber es bleibt bemerkenswert, wie viele Menschen sich in Online-Diskussionen zu einem Thema äußern, ohne sich auch nur einmal mit der korrekten Berufsbezeichnung vertraut gemacht zu haben – und wie viele von ihnen dabei auch noch den Eindruck erwecken, sie hätten die Hörakustik quasi erfunden. Da werden dann hörakustische Fehlinformationen mit einer Inbrunst verbreitet, dass selbst Galileo Galilei sich im Grab die Ohren zuhalten würde.
Ein Tipp für alle, die sich sprachlich nicht sicher sind: Es genügt, einmal kurz zu googeln – oder einfach den Begriff aus dem Kostenvoranschlag oder vom Ladenschild des Fachgeschäfts abzuschreiben. Das macht nicht nur den Eindruck eines gewissen Bildungsniveaus, sondern sorgt auch für Verwechslungssicherheit. Denn: Ein Akku kann leer sein. Ein Akustiker hilft beim Hören. Und ein Kußtiger – naja, der gehört bestenfalls in ein Kinderbuch.
Fazit
Ob man nun in Deutschland vom Hörakustiker, in Österreich vom Hörgeräteakustiker oder in der Schweiz vom Hörsystemakustiker spricht – es geht stets um denselben, hochqualifizierten Beruf. Der moderne Hörakustiker ist weit mehr als ein technischer Dienstleister. Er ist zugleich Diagnostiker, Berater, Handwerker und Helfer. Die Namensänderung spiegelt diese Entwicklung nur konsequent wider.
Und ganz gleich, wie man ihn nennt – solange der Beruf mit Kompetenz, Herz und Respekt ausgeübt wird, hört man den Unterschied ohnehin nur im Kleingedruckten.
© 2018
- hoerakustiker: Peter Wilhelm KI
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