Hörgeräte

Beidohrig streamen mit Phonak Marvel?

binaural 1

LESERFRAGE

Hallo Herr Wilhelm,

ich bin begeistert, dass sie extrem zufrieden mit der neuen Phonak-Generation sind.
Da ich nach nun 6 Jahren neue Hörgeräte von der KK bezuschusst bekomme, teste ich derzeit verschiedene Geräte.
Oticon OPN 3, Widex E-F2 220 und Siemens Signia Pure 312 3NX habe ich inzwischen für jeweils 2-3 Wochen probiert.

Werbung

Keines der Geräte hat mich überzeugt im Vergleich mit meinen selbst per Hi-Pro eingestellten Phonak Audeo B70.
Die Siemens Signia kamen meinen Phonak noch am nächsten.

Ich möchte auf jeden Fall die Phonak Marvel mit T-Spule testen, weil nur diese per Hi-Pro programmierbar sind.
Leider sind die T-Modelle für meinen Hörakustiker erst Anfang nächsten Jahres lieferbar.

Jetzt aber zu meiner Frage:
Sie haben die Marvel mit einem I-Phone getestet. Können sie bitte mal ein Android-Smartphone benutzen und evtl. Vergleich zum I-Phone
beschreiben? Wird in beide Geräte (ohne Zusatz) vom Android-Smartphone gestreamt, oder wie bei den Audeo B-Direct nur in ein Gerät?

Hallo, lieber Herr H.,

ich freue mich, dass Sie mir schreiben und über Ihr Lob.

Ich hatte vorher die Phonak Audéo B90 b-direct. Auch mit diesen konnte ja schon telefoniert werden. Das funktionierte, aber das war es auch schon.

Mit dem Marvel (Phonak Audéo M-R) sieht es so aus:

Ich telefoniere mit einem Herrn bei Phonak. Das Gespräch habe ich am Hörgerät angenommen. Ich höre meinen Gesprächspartner auf beiden Ohren supergut, richtig schön vollvolumig und klar. Lautstärke und Balance kann ich an der App einstellen. (Balance zwischen Umwelt und Telefonton.)

Typischerweise läßt man sich aber die Lautstärke vom Hörakustiker einmal einstellen und dann passt’s.
Wichtiger ist die Balance/Gewichtung zwischen Umgebungsgeräuschen und Hörgeräte-Streaming-Ton, wenn man Musik, Hörbücher oder Podcasts hört. Dann kann man selbst entscheiden, wie abgeschottet oder „offen“ man ist.

Ich habe erst nach 5 Minuten Telefonat meinem Gesprächspartner gesagt: „Übrigens, ich telefoniere gerade über Marvel.“

Obwohl der Mann bei Phonak sitzt und selbst Marvel-Hörgeräteträger ist, war er total überrascht über die extrem gute Qualität meiner Stimme: „Das hätte ich jetzt aber so klar und deutlich nicht erwartet!“

Bislang erfolgte das Streaming in einer Low-Power-Variante von Bluetooth. Das erlaubte immer nur eine eingeschränkte Qualität und Stabilität. Mit den neuen Marvel-Hörgeräten setzt man auf den vollen Stream. Das sorgt für stereo, mehr Stabilität und bessere Soundqualität.

Und ja, es werden sowohl von Android, als auch vom iPhone BEIDE Ohren bestreamt. Das ist kein Feature des Handys oder von Bluetooth.
Die Marvel-Hörgeräte in dieser Klasse können binaurales Streaming. D.h. das Signal kommt via Bluetooth bei einem Hörgerät an. Man kann auswählen, ob es das linke oder rechte ist (weil man dann an diesem Hörgerät auch durch Tastendruck Telefonie annimmt).

Das Hörgerät sendet dann die Signale an das zweite Hörgerät am anderen Ohr in Echtzeit weiter.
Dass man also beidohrig hört, ist Hörgerätetechnologie und unabhängig vom Smartphone.

Da alle Android-Handys den Bluetooth-Standard voll erfüllen, funktionieren die Hörgeräte auch an allen Smartphones mit Bluetooth, egal welches Betriebssystem oder welcher Hersteller.
Irgendwelche Zusatzapplikationen oder Zusatzgeräte benötigt man nicht.

Wenn also das Handy in der Lage ist, sich mit Freisprecheinrichtungen, Bluetooth-Lautsprechern usw. zu verbinden, kann es sich auch mit den Marvels verbinden. Den Hörgeräten können Sie in der Phonak-Software eigene Namen geben. Diese tauchen dann bei einer Bluetooth-Suche auf dem Handy in der Übersicht der gefundenen Geräte wieder auf.

Ich habe die Hörgeräte inzwischen mit allen möglichen anderen Geräten gekoppelt. Mit dem Festnetztelefon, mit einem Windows-Laptop, mit einer Streaming-Box vom Fernseher usw.
Klappte stets einwandfrei.

Tipp: Hat man sich mal verkoppelt oder zuviel Kopplungen durchgeführt, hilft folgender Trick: Hörgeräte ausschalten, Phonak-App auf dem Smartphone löschen und erneut aus dem App-Store herunterladen. Einmal neu koppeln und alles geht wieder.

Auf dem iPhone kann man auch den Sprachassistenten SIRI mit den Marvels nutzen. Dann reicht ein „Hey Siri, spiele Musik“, um Musik vom Handy in die Ohren gestreamt zu bekommen. Auch Telefonate kann man so aufbauen: „Hey Siri, Walter Meier anrufen“ usw.. Selbst Textnachrichten kann ich so versenden ohne das Handy überhaupt in die Hand nehmen zu müssen.

Die Geräte mit der T-Spule sind in der Fertigungsphase. Sie kommen, wie Sie ganz richtig sagen, in den nächsten Wochen auf den Markt.
Insgesamt ist die Nachfrage nach Geräten mit T-Spule zurückgegangen. Auch wenn im öffentlichen Sektor jede Ausrüstung eines Gebäudes mit Induktionsschleifen gefeiert wird, ist das heute fast schon nicht mehr zeitgemäß.
In wenigen Jahren werden alle Hörgeräteträger sich einfach via Bluetooth in den Stream eines Gebäudes einklinken.

Für Sie ist die T-Spule aus anderen Gründen wichtig. Deshalb werden Sie leider noch bis vermutlich nach Weihnachten warten müssen.

Übrigens: Ich habe die Hörgeräte gestern mit einem Samsung-Android-Handy gekoppelt, auch das funktionierte ohne jegliches Problem.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen. Wenn Sie noch Fragen haben oder auch sonst, melden Sie sich bitte gerne.

Bildquellen:

    21ced6d04dbe46808fd703f84867c1bc

    Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

    Schlagwörter: , , , , , , ,

    Hörgeräte
    Hörgeräte verbessern mit fortschrittlicher Technologie die Hörqualität und Kommunikation bei Hörverlust. Sie werden individuell angepasst, um die Lebensqualität ihrer Nutzer zu steigern.
    In dieser Rubrik erklären wir Ihnen alles Wichtige.
    Kaufen Sie bitte auch den Ratgeber für alle Schwerhörigen.

    Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 29. November 2018 | Revision: 22. April 2024

    Lesen Sie doch auch:





    Rechtliches