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Bei Penny in der Tür eingeklemmt: Prellungen und Hörgerät weg

Automatiktür

Ein 68-jähriger Mann möchte mit seiner Frau in einem PENNY-Discountmarkt einkaufen gehen. Vermutlich ging er im Kopf noch einmal die Einkaufsliste durch und hoffte auf leere Kassen. Doch zum Einkauf kam es gar nicht. Der Mann wurde in der automatischen Tür einige Minuten lang eingeklemmt.

Dabei trug er Prellungen davon, die im Krankenhaus untersucht werden mussten. Außerdem vermisst er eines seiner beiden Hörgeräte.

Dabei sind Unfälle mit automatischen Türen extrem selten. Gemessen daran, wieviele solcher Türen es gibt und wieviele tausend Menschen sie täglich problemlos benutzen, sind die Unfallzahlen minimal. Aber solche Unfälle kommen vor:

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  1. Juni 1997 Die Hamburger Feuerwehr befreit ein 12jähriges Mädchen mit schweren Verletzungen aus einem Fahrstuhlschacht. Das Kind hatte während der Fahrt vorzeitig die beiden Klapptüren geöffnet und war mit dem Fuß zwischen Fahrstuhl und Schachtwand geraten.
  2. Juli 2002 In einem Göttinger Altenheim wird eine 91 Jahre alte Frau von einer falsch eingestellten Automatiktür umgeworfen. Sie erlitt einen Oberschenkelhalsbruch. Dadurch wurde sie so geschwächt, dass sie wenig später an Herzversagen starb.
  3. Juli 2002 Kurz darauf wurde ein Kind von der Tür umgerissen. Es blieb unverletzt.
  4. Dezember 2004 Eine 50 Jahre alte Frau wird in Ronco im Schweizer Tessin von einer elektronisch gesteuerten Glastür zerquetscht.
  5. Januar 2004 Ein 19 Monate altes Mädchen erleidet bei einem Unfall mit einer Drehtür einen komplizierten Armbruch.
  6. März 2004 Ein 20 Monate alter Junge kommt bei einem Unfall mit einer Drehtür des Flughafens Köln/Bonn ums Leben. Das Kind war in einen Spalt zwischen der Außenhülle und dem sich drehenden Innenteil der Tür geraten. Der Junge erlitt tödliche Verletzungen.
  7. April 2005 Im nordrhein-westfälischen Ahlen kommt ein dreijähriger Junge in einer Fahrstuhltür ums Leben.1
  8. März 2009 Eine 61-jährige wird in einem Edeka-Markt von der Automatiktür getroffen und bricht sich das Handgelenk. 23

Ärgerlich für den 68-jährigen Herrn Wiesing im vorliegenden aktuellen Fall: Eines seiner Hörgeräte ist bei dem Unfall verloren gegangen.
Schlimmer noch: Das Hörgerät gehörte ihm gar nicht. Er hatte es von seiner Krankenkasse zur Ausprobe zur Verfügung gestellt bekommen.

„Sollte das Hörgerät nicht wieder auftauchen, bleibt der 68-Jährige auf den Kosten sitzen. Er habe es von seiner Krankenkasse zum Testen erhalten und müsste es eigentlich wieder zurückgeben. „Wenn ich es behalten möchte, muss ich nur einen Eigenanteil von 300 Euro zahlen statt den vollen Preis von 1 700 Euro“, schildert Wiesing. Da jedoch eine Hälfte fehlt, müsste er diese auf eigene Rechnung wiederbeschaffen, für immerhin 850 Euro.“, heißt es in „Blickpunkt Nienburg“

Gemeinsam mit einem Anwalt fordert Bernhard Wiesing von Penny (Rewe-Gruppe) Verdienstausfall sowie Schmerzensgeld.

REWE teilt natürlich sein Bedauern mit, man habe aber keine Fehlfunktion an der Tür feststellen können. Die Sache würde nun von der Versicherung geprüft.

Leider stehen die Chancen für solche Unfallopfer schlecht. Die automatischen Türen werden regelmäßig gewartet und überprüft. Und damit ziehen sich die Firmen und deren Versicherungen fast immer auf den Standpunkt zurück, man sei sich keiner Schuld bewusst.

Der TÜV Rheinland weist aber darauf hin:

Betreiber haften für Unfälle / automatische Schiebetüren direkt nach Einbau überprüfen lassen

Schnell, bequem und unkompliziert: Automatische Schiebetüren erleichtern unseren Alltag. Gerade für Kinder kann die automatische Technik Risiken bergen. „Kinder unterschätzen oftmals die Gefahr, die von solchen Türen ausgeht, und so kann es durch Unachtsamkeit immer wieder zu schlimmen Unfällen kommen“, warnt Dirk Laenger, TÜV Rheinland-Sachverständiger für kraftbetätigte Fenster, Türen und Tore. Der Experte kennt drei Gefahrenzonen: Erstens können sich Kinder an der Schließkante einquetschen, sobald beide Türflügel beim Schließen aufeinander treffen. Zweitens besteht an der Wand die Gefahr, dass Kinder von einem sich öffnenden Türflügel umgestoßen werden. Drittens kann an der Rückseite der Schiebetür im schlimmsten Fall ein ganzer Arm eingezogen werden, sofern Kinder ihre Hand in den Spalt zwischen Türflügel und festem Bauteil stecken.

Durch zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen der Hersteller werden die Gefahren automatischer Schiebetüren minimiert. Aber Dirk Laenger von TÜV Rheinland weiß aus Erfahrung, dass es eine garantiert gefahrlose Schiebetür nicht geben kann. Beispiel Infrarotsensor: Moderne automatische Schiebetüren verfügen über einen Sensor oder eine Lichtschranke, der die Tür am Schließen hindert, sobald ein Objekt im Türraum erfasst wird. Die Anordnung der Lichtschranke oder die Infrarotstrahlen reichen jedoch häufig nicht bis zum Boden, weil sie dort reflektiert und den Betrieb der Tür stören würden. „Liegt ein Kind auf dem Boden und wird vom Sensor nicht erfasst, besteht die Gefahr, dass sich die Tür trotzdem schließt, da die vorhandenen Radareinrichtung zum Öffnen der Türen nur bewegte Objekte erfassen können“, gibt der Experte zu bedenken. Deshalb appelliert Dirk Laenger an alle Eltern, ihre Kinder im Bereich automatischer Schiebetüren prinzipiell an die Hand zu nehmen. „Lassen Sie Ihre Kinder nie aus den Augen und machen Sie ihnen klar, dass Schiebetüren nicht zum Spielen geeignet sind“, so der TÜV Rheinland-Sachverständige.

Bei Unfällen mit automatischen Schiebetüren haftet in der Regel der Betreiber, handelt es sich um einen Konstruktionsfehler, wird der Hersteller zur Verantwortung gezogen. So prüfen und zertifizieren Dirk Laenger und seine Kollegen von TÜV Rheinland, regelmäßig automatische Türsysteme nach europäischen Vorgaben und der DIN 18650. Unabhängig von der regelmäßigen Wartung empfiehlt der Experte, automatische Schiebetüren schon direkt nach dem Einbau und auch später regelmäßig unabhängig prüfen zu lassen. Dirk Laenger: „Neben dem eigentlichen Türsystem mit allen sicherheitsrelevanten Aspekten untersuchen wir die korrekte Montage sowie die Einbindung in die Gebäudesituation und den Nutzerkreis, um individuelle Sicherheitslücken sofort identifizieren zu können.“ Quelle: https://www.presseportal.de/pm/31385/2120327

1 Quelle: https://www.ksta.de/unfaelle-mit-automatiktueren-14325314
2 Quelle: https://www.bergedorfer-zeitung.de/archiv/geesthacht/article112504946/Automatiktuer-wurde-zur-Falle.html
3 Die Liste ist das Ergebnis einer schnellen Internetrecherche und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder die repräsentative Wiedergabe solcher Vorfälle.

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