Sie unterschätzen die Kompetenz und das Fachwissen der deutschen Hörakustiker. Hörakustiker*innen lernen drei Jahre lang sowohl im Betrieb, als auch in der Berufsschule. Die Ausbildung gilt als sehr anspruchsvoll.
Auch das Einstellen der Frequenzkanäle gehört dazu.
Hinzu kommt, dass die Hörakustiker sich einer permanenten Weiterbildung und Qualifizierung unterziehen. Dazu nehmen sie regelmäßig auch Schulungen bei den Hörgeräteherstellern wahr.
Ich bin selbst schon bei solchen Terminen bei Hörgeräteherstellern dabei gewesen und weiß, wie intensiv da geschult und gelernt wird.
Nun geschieht das Einstellen der Kanäle ja nicht frei Hand, sondern heutzutage selbstverständlich computergestützt.
Dabei bedienen sich die Spezialisten sogenannter Anpassformeln.
Anhand des Audiogramms kann der Akustiker die entsprechende Anpassung vornehmen, der Computer schlägt hier die besten Werte vor. Dabei stützen sich Hörakustiker und die Einstellsoftware nicht auf grobes Abschätzen oder Fingerspitzengefühl, sondern zunächst auf das Wissen von hunderten von Ingenieuren und Audiologen, die an der Entstehung und Entwicklung der Anpasssoftware mitgewirkt haben. In diese Software sind Einstellungen und Erfahrungen aus Auswertungen von abertausenden Schwerhörigen eingeflossen.
Das bedeutet konkret, dass der Hörakustiker mit einem einzigen Druck auf die Enter-Taste seines Computers schon eine zu 99 % passende Einstellung vorgenommen hat.
Hierbei muss das Rad ja nicht jedes Mal für jeden Schwerhörigen neu erfunden werden, denn die Bedeutung der entsprechenden Frequenzen und deren Einfluss auf das Hören und vor allem auf das Sprachverstehen sind ja hinlänglich bekannte Faktoren.
Desweiteren begnügt sich ein Hörakustiker ja nicht mit dieser Einstellung durch den Computer. Vielmehr nimmt er ja im Dialog mit seinem Kunden oft über Monate hinweg Anpassungen vor, die auf den Hörerfahrungen des Hörgeräteträgers beruhen.
Und der Akustiker nimmt neben der „Schnelleinstellung“ ja immer noch weitere Messungen und individuelle Anpassungen vor. Idealerweise nutzt er auch noch eine Anpassung beispielsweise nach der Methode des Unternehmens Audiosus. Hierbei werden ganz hervorragende Ergebnisse erzielt.
Was die Anzahl der sinnvoll nutzbaren Frequenzkanäle anbetrifft, so bin ich bei der Beantwortung zwiegespalten in meiner Haltung.
Einerseits bin ich der Auffassung, dass man mit mehr als 12 Kanälen so gut wie keine nennenswerte Verbesserung mehr erzielen kann. Das sagen auch erfahrene Hörakustiker.
Selbst mit den, die Mindestanforderungen der Krankenkassen erfüllenden, Kassenhörgeräten oder Einstiegshörgeräten, die vier bis sechs Frequenzkanäle haben, lassen sich vollkommen ausreichende Ergebnisse erzielen.
Es ist aber auf der anderen Seite nicht von der Hand zu weisen, dass man mit mehr Kanälen eine feiner abgestimmte Einstellung vornehmen kann. Insofern erzielt der Hörakustiker mit mehr Kanälen auch eine bessere und individuellere Anpassung.
Ob jetzt aber 15 oder 20 oder mehr Kanäle, das verliert sich dann irgendwann auch im Bereich des Marketings und in der Anwendung der technischen Möglichkeiten.
Will heißen, dass immer mehr Kanäle eben auch deshalb angeboten werden, weil es technisch machbar ist, und natürlich auch, um immer einen Vorsprung zum Mitbewerber zu haben, bzw. um dem Angebot anderer Hersteller nachzuziehen.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen ausreichend beantworten.
Ansonsten melden Sie sich einfach nochmal.
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