Fragen an die Redaktion

Was hat es mit den Kanälen bei Hörgeräten auf sich?

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Schick und superklein, die Audéo Fit von Phonak

Sehr geehrte Damen und Herren, in einer Broschüre eines Akustikers las ich von Ihren Hörgeräten mit 24 Klangkanälen. Ich denke, daß es sich dabei um einen 24 Kanal Equalizer handelt. Um das vorzustellen haben Die 2 DIN A4 Seiten verbraucht und auf Ihrer Website finde ich keinen einzigen Hinweis dazu. Ist denn das OK?
Was ich in der Vorstellung nicht ersehen konnte, ist: wer stellt denn die 24 kanäle ein; machen die das automatisch, macht das der Akustiker oder der Anwender per App?
Sollte das etwa der Akustiker sein, dann kann ich jetzt schon sagen, das beherrscht in ganz Deutschland vielleicht eine Hand voll von den Leuten, der Rest erklärt dir, daß du mit der Automatic am besten bedient bist.
Ich weiß von was ich rede, ich habe 2 sündhaft teure 15 Kanal Geräte über deren „Einstellung“ steckt der Hersteller den Kopf in den Sand, der Vertrieb in Deutschland ebenso und der Akustiker sowieso. Also bin ich der Dumme! Der Akustiker, von dem die Broschüre stammt erklärte mir sogar, daß 15 Kanal Geräte überholt seien, es müssten schon 20 oder mehr sein. Ich habe schon mein Leben lang hobbymäßig mit Elektroakustik zu tun und weiß wie schwer ein Equalizer mit bis zu 31 Kanälen einzustellen ist. Erklären Sie mir bitte wie der Hörakustiker bei einer Sitzung ohne Referenzsignal den 24 kanaligen Equalizer optimal einstellen kann. Da braucht Der mindestens ein paar Stunden dazu. – Ich will jetzt aber nicht den Frust mit meinen Hörgeräten bei Ihnen abladen, ich frage Sie das alles nur wegen der Aussage des Akustikers, daß 15 Kanal Geräte überholt seien. Wenn dann nämlich sich am Ende herausstellt, daß andere auch nur „mit Wasser kochen“, war der Kauf überteuert.

Ihr Vergleich der Hörgerätekanäle mit den Stufen eines Equalizers ist nicht schlecht. Sie liegen auch richtig, wenn Sie sagen, dass die perfekte Einstellung eines Equalizers eine durchaus herausfordernde Aufgabe ist.

Hörgeräte arbeiten auf vielfältige Weise, um den Schall zu verändern. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, wollten wir sie alle aufzählen. Außerdem haben die Hörgerätehersteller teilweise sehr unterschiedliche Herangehensweisen.
Aufgabe eines Hörgerätes ist es, den Schall einzufangen, damit er von der Elektronik beeinflußt werden kann. Diese Veränderung besteht aus einer Verstärkung, der Kompression des Signals, erheblichen Filterungen, Veränderungen in der Dynamik und einer Bearbeitung verschiedener Frequenzen. Einziges Ziel ist es, dass aus dem Lautsprecher ein Signal an das Trommelfell geschickt wird, das dem Träger ein gutes Sprachverstehen gibt.

Damit ein Hörgerät von einem technischen Rohling zu einem medizinischen Produkt wird, muss der Hörakustiker es einstellen.
Die Berufsausbildung des Hörakustikers ist sehr herausfordernd und anspruchsvoll. Sein Wissen über die Funktion des Ohres und die technischen Möglichkeiten von Hörgeräten ist sehr hoch.
Mit den modernen, digitalen Hörgeräten haben die Kanäle Einzug in die Hörgeräteakustik gehalten. Schon einfach Geräte verfügen über vier Kanäle, bessere über 6, 8, 12, 24 und mehr. Wie viele Kanäle ein Hörgerät hat, ist letztlich eine Preisfrage.
Der Frequenzbereich, in dem ein Mensch hört, ist eng umrissen. Die Höreinschränkungen finden ausschließlich in diesem Bereich statt. Anhand der Mess- und Testergebnisse, die der Hörakustiker erhebt, erkennt er sehr genau, in welchem Frequenzbereich die Problematik liegt.
Der Frequenzbereich in dem Hörgeräte arbeiten, wird bei 4-kanaligen Geräten in vier Teile aufgeteilt. Der Hörakustiker kann also, nur was den „Equalizer“ betrifft, vier Einstellungen vornehmen. Bei 24-kanaligen Hörsystemen stehen ihm also 24 Einstellmöglichkeiten zur Verfügung. Es liegt auf der Hand, dass er bei mehr Kanälen auch feiner und individueller auf den jeweiligen Hörverlust eingehen kann.
Über den Sinn von immer mehr Kanälen gehen die Meinungen aber auseinander.

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Moderne Hörgeräte werden heute nicht mehr an kleinen Potentiometern mit einem Schraubenzieher eingestellt, sondern meist drahtlos über den Computer und eine Einstellsoftware.
Wenn der Akustiker die audiometrischen Daten des Patienten ermittelt hat, nimmt die Software schon die Feineinstellung der gesamten Kanäle vor.
In dieser Technik steckt das Wissen von hunderten von Ingenieuren, Medizinern und Akustikern. Man darf diesem Gesamtwissen schon die Kompetenz zusprechen, die notwendig ist, um diesen „Equalizer“ nahezu perfekt einzustellen.
Aufgabe des Hörakustikers ist es nun, im Dialog mit dem Kunden diese Einstellungen und die vielen noch hinzukommenden Justierungen (Dynamik, Zoommikrofone, Hall- und Echounterdrückung und, und, und) ganz individuell auf die Bedürfnisse des Kunden hin zu optimieren.

Diese Arbeit kann bei unkritischen Kunden, deren Hörverlust typisch ist und die sich mit guten Geräten versorgen lassen, manchmal erstaunlich schnell gehen. Wenn die automatische Anpassung durch die Software von Anfang an passt und der Kunde zufrieden ist, kann das alles in 20 Minuten passieren.

Die Automatik hingegen ist kein Kanal, sondern ein Hörgeräteprogramm. Ein solches Programm ist ein ganzes Set von Einstellungen, die für bestimmte Hörsituationen gedacht sind.
Hier kann man beispielsweise zwischen „Restaurant“, „Musikhören“ und „normales Gespräch“ umschalten. Gerade in der Anfangszeit schalten Hörgeräteneulinge hier viel herum. Die meisten bleiben dann aber bei dem sogenannten Automatikprogramm.
Dieses erkennt, in welcher Hörsituation sich der Schwerhörige befindet und schaltet automatisch ein geeignetes Set an Einstellungen ein.

Aktuelle Geräte verfügen über eine App-Steuerung. Der Hörgeräteträger kann dann mittels einer Smartphone-App selbst Programme auswählen und auch die Einstellungen verändern. Dazu gehört auch der Equalizer.

Die Aussage Ihres Hörakustikers ist richtig und falsch zugleich.
Geräte mit 15 Hörprogrammen sind nicht überholt. Solche Geräte sind absolut gut, zeitgemäß und sehr fein abstimmbar.
Allerdings, und da hat er recht, entwickelt sich die Hörgerätetechnik immer weiter, und das, was heute noch den teuren Geräten vorbehalten ist, rutscht im kommenden Jahr dann schon in den mittleren Preisbereich usw.
Wer sich also 2020 ein 12-Kanal-Gerät zulegte, würde heute dafür vielleicht doppelt so viele Kanäle bekommen.

Aber man muss diese Jagd nach immer mehr Kanälen nicht mitmachen. Viele erfahrene Experten sagen, das alles über sechs Kanälen ein verzichtbarer Luxus sei, da mit noch mehr Kanälen gar keine spürbare Verbesserung für den Kunden erreicht werden könne.

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Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 20. Juli 2022 | Revision: 21. April 2024

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