Leserfrage: Hallo, seit einigen Wochen befinde ich mich im Hörgerätetest.
Zuerst habe ich ein Hinter-dem-Ohr-Gerät getest.
Eigentlich ganz gut, aber zu heutigen Zeiten (Brillenträger, Mütze, Mundschutz) ist das Handling unangenehm.
Seit 3 Wochen teste ich ein In-ear-Gerät.
Ich habe den Eindruck, dass sich meine Hörfähigkeit ohne Hörgerät seit der Eingewöhnungszeit verschlechtert hat.
Umschrieben so: Ich kann zwar noch eigenständig laufen, aber dann wird mir ein Rollator verpasst. Daran gewöhne ich mich dann und stelle nach 4-5 Wochen fest, wenn ich auf den Rollator verzichte, bin ich nicht mehr auf dem selben Level wie vor der Benutzung dieses Gerätes.Ich fühle mich auf diesen angewiesen,obwohl ich ihn eigentlich nicht benötige.
Für eine fachlich-sachliche Antwort bedanke ich mich im voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Hallo,
das, was Sie da beschreiben, ist völlig normal. Mir geht es beispielsweise genau so.
Wenn eine Schwerhörigkeit beginnt, dann geschieht das ja nicht schlagartig, sondern schleichend. Unser Gehirn beginnt allmählich Teile der Hörleistung, die das Ohr nicht mehr erbringt, durch Denkleistung zu ersetzen. Je schlechter man dann hört, umso mehr muss das Gehirn arbeiten, damit wir aus dem Schlechtverstandenen noch einen Sinn ermitteln können.
Diese Mehrleistung des Gehirns führt aber zu Stress, Kommunikationsproblemen und kann eine Demenz beflügeln. Deshalb steht als anzuratendes und probates Mittel gegen Schwerhörigkeit immer die Versorgung mit Hörgeräten im Vordergrund.
Beginnt der Schwerhörige nun, Hörgeräte zu tragen, beginnt das Gehirn ganz allmählich, Teile der Hör-Denkleistung (wie ich es mal nennen will) an die jetzt wieder funktionierenden Ohren abzugeben. Tatsächlich funktionieren aber nicht die Ohren besser, sondern es sind die Hörgeräte, die ihnen dabei helfen.
Nach einer Eingewöhnungsphase hat das Gehirn diese zusätzliche Arbeit ganz eingestellt. Nehmen wir nun die Hörgeräte heraus, stellt sich ein Zustand der Schwerhörigkeit dar, den wir vorher gar nicht kannten, weil wir ihn nie wahrgenommen haben. Denn jetzt sind wir so schwerhörig, wie vor dem Tragen der Hörgeräte, aber es fehlt die langsam angewöhnte Unterstützung vom Gehirn.
Nochmals zusammengefasst: Den Schweregrad der eigenen Schwerhörigkeit nehmen wir nicht korrekt wahr, weil unser Gehirn uns beim Hören lange Zeit ausgleichend unterstützt.
Das Gehirn stellt diese Unterstützung aber beim Tragen von Hörgeräten ein.
Ohne Hörgeräte wird uns erst der tatsächliche Grad der Schwerhörigkeit bewußt.
ich hoffe, ich konnte Ihnen mit dieser Antwort helfen.
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