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Ratgeber

Risiken und Nebenwirkungen von Hörgeräten

Nebenwirkungen Hörgeräte

Risiken und Nebenwirkungen von Hörgeräten: Neben seiner eigentlichen Aufgabe kann ein Hörgerät auch unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen) haben. Ebenso sind mit der Benutzung eines Hörsystems auch Risiken verbunden.

Im folgenden sind alle Risiken und Nebenwirkungen, sofern uns bekannt, aufgeführt. Sollten Ihnen weitere Risiken oder Nebenwirkungen beim Einsatz eines Hörgeräts bekannt sein oder werden, teilen Sie uns diese bitte mit.

Anwendungsgebiete und Gegenanzeigen:

Benutzen Sie ein Hörgerät nur nach vorheriger Verordnung eines Facharztes für HNO-Heilkunde. Hörgeräte verstärken die auf das Gehör einwirkenden Schalldruckpegel. Sie dürfen nur und ausschließlich beim Vorliegen einer Hörminderung (Schwerhörigkeit) und nach vorheriger individueller Auswahl und Einstellung, die durch den Fachmann erfolgen muss, eingesetzt und benutzt werden. Jede andere Verwendung kann zu schweren Gesundheitsstörungen führen. Vorsicht! – Hörgeräte können Schalldruckpegel von über 140 dB (A) erzeugen!


Risiken und Nebenwirkungen von Hörgeräten – Allgemeine Hinweise:

  1. Lassen Sie Ihr Hörsystem regelmäßig auf ordnungsgemäße Funktionstüchtigkeit überprüfen.
  2. Hörsysteme sind individuell angepasste Hilfsmittel – sie sind nur für Ihren persönlichen Gebrauch bestimmt!
  3. Ein Hörsystem ersetzt niemals das gesunde Gehör – trotz aller anders lautender Reklame.
  4. Das Hören mit einem Hörsystem kann die Orientierungsfähigkeit im akustischen Umfeld sowie das Entfernungshören verändern – im Einzelfall können diese Fähigkeiten zum Erliegen kommen.
  5. Das Ausmaß der individuellen Hörbeeinträchtigung ist maßgebend für den Nutzen eines Hörsystems – individuell bedingt treten deshalb Unterschiede in der Kommunikationsfähigkeit sowie der Hörschärfe mit Hörgerät auf.
  6. Beachten Sie die nächtliche Ruhephase für das Gehör. Tragen Sie Ihr Hörsystem deshalb nie durchgehend auch über Nacht.
  7. Mit einem Hörsystem ist das akustische Umfeld selten wieder vollständig erschlossen – individuell können trotz Hörgerät akustische Signale nicht wahrgenommen werden. Plötzliche Änderung der akustischen Situation kann zu geistigen Irritationen führen.
  8. Bei längerem Tragen eines Hörgerätes ist in Einzelfällen von zeitweilig auftretendem Tinnitus (siehe gesonderte Hinweise), Kopfschmerz, Schwindel, Orientierungslosigkeit sowie migräneartiger Symptomatik berichtet worden. Benutzen Sie das Hörsystem in solchen Fällen nicht mehr und konsultieren Sie umgehend Ihren Facharzt für HNO-Heilkunde!
  9. Eine abrupte Änderung der Hörfähigkeit kann zur völligen Nutzlosigkeit eines Hörsystems führen – konsultieren Sie in solchen Fällen sofort Ihren Facharzt für HNO-Heilkunde!
  10. Bei jeder Beeinträchtigung Ihrer Gesundheit, die ursächlich auf den Einsatz oder die Funktion des Hörsystems zurückzuführen sein könnte, konsultieren Sie Ihren Facharzt für HNO-Heilkunde!
  11. Beachten Sie beim Ein- und Absetzen des Hörsystems den abrupten Wechsel der Hörfähigkeit.
  12. Bei hochgradigen Hörverlusten besteht bei defektem Hörsystem die Gefahr völliger Kommunikationsunfähigkeit und Isolation vom akustischen Umfeld. Besonders sei auf die Gefährdung im Straßenverkehr hingewiesen!
  13. Bei Änderung des körperlichen und/oder geistigen Allgemeinzustandes kann die richtige und sichere Handhabung eines Hörsystems nicht mehr gewährleistet sein.
  14. Bei sportlicher Betätigung (z.B. Waldlauf, Boxen etc.) können Stöße entstehen, die zum Herausfallen eines Hörsystems aus dem Ohr führen können.

Hörgerätebatterien:

  1. Die Kapazitätsangaben auf den Verpackungen sind Richtwerte. Einzelne Batterien können deshalb von der durchschnittlichen Lebensdauer abweichen. Durch den unterschiedlichen Stromverbrauch schwankt die Batterielebensdauer ebenso von Hörgerät zu Hörgerät.
  2. Verwenden Sie nur Batterien, die speziell für den Gebrauch in Hörgeräten vorgesehen sind – der Einsatz falscher Batterien kann Schäden an der Elektronik verursachen.
  3. Berücksichtigen Sie die Hinweise auf den Batterieverpackungen – benutzen Sie die Batterien vor Ablauf des Verfallsdatums (siehe Datum auf Verpackung). Batterien nur in der dafür vorgesehenen Verpackung, sowie kühl und trocken aufbewahren.
  4. Batterien vor Kindern, geistig Behinderten und Tieren geschützt aufbewahren!
  5. Batterien nicht verschlucken, ggf. sofort Arzt aufsuchen!
  6. Batterien nicht mit Metall in Berührung bringen, nicht öffnen, nicht ins Feuer werfen (Explosionsgefahr!), nicht mit Lebensmitteln oder Medikamenten in Berührung bringen.
  7. Batterien müssen entsorgt werden – Rückgabe an Hörgeräte-Akustiker oder Batteriesammelstelle!
  8. Batterien nicht mit dem normalen Hausmüll entsorgen!
  9. Oxidierte Batterien nicht mehr benutzen, Körperkontakt vermeiden, entsorgen!

Ohrpassstücke (Otoplastiken) und individuelle Schalen von IO-Geräten

  1. Otoplastiken nur in das dafür vorgesehene Ohr einbringen!
  2. Fehlerhaft sitzende Otoplastiken beeinträchtigen die Funktion des Hörsystems, können Druckschmerzen und/oder Entzündungen hervorrufen.
  3. Die durchschnittliche Nutzungsdauer von Otoplastiken liegt bei ca. 2-3 Jahren – individuell kann sie auch deutlich darunter liegen (z.B. „nässende“ Ohren, Gewichtsveränderung).
  4. Schläge oder Stöße auf die Ohrmuschel können beim Tragen des Hörgerätes zu Verletzungen führen.
  5. Otoplastiken bestehen aus Kunststoff, es besteht die Möglichkeit von Gesundheitsschäden, bei Allergien o.ä. halten sie unbedingt mit uns oder Ihrem HNO-Arzt Rücksprache.
  6. Beschädigte oder gebrochene Otoplastiken sowie Otoplastiken mit abgenutzter Oberflächenbeschichtung (Verglasung) nicht mehr verwenden.
  7. Otoplastiken unterliegen einem natürlichen Verschleiß, deshalb lassen Sie sie regelmäßig bei uns überprüfen.
  8. Änderungen des Körpergewichts können die Abdichtung und den Sitz der Otoplastik und damit die Funktion des Hörsystems verändern.
  9. Akustische Verbindungsschläuche können zerbrechen und die Wirksamkeit des Hörsystems zunichte machen. Vorsicht – Hörgeräte können dann vom Ohr fallen! Das Schrumpfen eines verhärteten Schallschlauchs kann zu Druckstellen am und im Ohr führen.
  10. Nur bei täglicher Reinigung ist eine einwandfreie Funktion der Otoplastik gesichert – nur mit den dafür vorgesehenen Reinigungsmitteln reinigen!
  11. Nicht mehr vollständig abdichtende Otoplastiken können zu Rückkopplungspfeifen des Hörgerätes führen. Vorsicht – ständiges Rückkopplungspfeifen kann Gehörschäden verursachen!
  12. Bei Druckschmerzen, Juckreiz o.ä. Otoplastik nicht mehr benutzen – Hörakustiker aufsuchen!
  13. Bei Erneuerung der Otoplastik sollte die alte entsorgt werden, um Verwechslungen zu vermeiden.

Hörgeräte

  1. Setzen Sie Hörgeräte niemals Feuchtigkeit ( Sauna, Dusche, Schwimmen, starker Regen) aus, Defekte bis zur völligen Zerstörung können die Folge sein. Bei übermäßiger Schweißentwicklung muss mit häufigen Reparaturen gerechnet werden. Hörgeräte nie im Backofen oder in der Mikrowelle trocknen!
  2. Hörgeräte dürfen nicht in explosionsgefährdeten Räumen benutzt werden!
  3. Schützen Sie das Hörgerät vor übergroßer Hitze (Heizung, Sonneneinstrahlung), Stoß, Schlag, starken elektrischen Feldern (CT, Röntgen, Kurz- und Mikrowellenstrahlung), Haarspray, Sonnen- und Pflegecremes, sowie chemischen Mitteln.
  4. Beim Reinigen des Hörgerätes verwenden Sie nur die dafür vorgesehenen Reinigungsmittel!
  5. Hörgeräte nie selber reparieren – Gehäuse nicht mit chemischen Mitteln behandeln!
  6. Halten Sie Hörgeräte von Kindern, Haustieren und geistig Behinderten fern!
  7. Manipulieren Sie nie an den internen Stellern des Hörgerätes – Hörschäden bis zum kompletten Verlust des Gehörs können auftreten!
  8. Gehäuse von HdO-Geräten bestehen aus Kunststoff – selten treten allergische Reaktionen auf!
  9. Berücksichtigen Sie, dass Hörgeräte nicht mehr richtig funktionieren, wenn z.B. die Batterieleistung nachlässt, Defekte am Hörgerät und/oder der Otoplastik auftreten.
  10. Viele Hörgeräte sind sehr empfindlich gegenüber digitalen Telefonapparaten (schnurlose Telefone und auch Mobiltelefone, die nach dem DECT-Verfahren arbeiten) und Ultraschallgebern – vorübergehende Störungen im Hörsystem sind möglich!
  11. Achten Sie bei beidohriger Versorgung auf die richtige Seitenwahl (siehe Kennzeichnung an den Geräten: rot = rechts, blau = links).
  12. Bei Defekten am Hörsystem lassen Sie dieses umgehend reparieren!

Risiken und Nebenwirkungen von Hörgeräten – Spezielle Hinweise für Im-Ohr-Hörgeräte

  1. Setzen Sie die Geräte nur in die dafür vorgesehenen Körperöffnungen (Gehörgänge) ein!
  2. Vorsicht: Die Schallaustrittsöffnungen von IO-Geräten können schnell mit Cerumen (Ohrenschmalz) verstopften und die akustische Wirkung des Hörsystems zum Erliegen bringen.
  3. Wechselbaren Cerumenschutz nach dem Wechsel auf feste Arretierung am Schallaustrittstutzen prüfen – beim Abfallen des Filters während des Einsatzes besteht Verletzungsgefahr im Gehörgang und am Trommelfell!
  4. Kleinere IO-Geräte nicht mit Medikamenten oder Lebensmitteln zusammen aufbewahren, es besteht die Gefahr der Verwechslung und des versehentlichen Verschluckens – ggf. sofort Arzt aufsuchen!

Spezielle Hinweise für Benutzer von Fernbedienungen

  1. Tragen Sie die Fernbedienung immer mit sich, damit in den jeweiligen Hörsituationen auch das entsprechende Hörprogramm aktiviert werden kann – andernfalls ist die richtige Wirkungsweise des Hörsystems nicht mehr gewährleistet. Batterien in den Fernbedienungen halten durchschnittlich ca. 9-12 Monate je nach Nutzung.

Hinweise für Träger von Knochenleitungshörbrillen

  1. Durch den Auflagedruck des Vibrationshörers hinter der Ohrmuschel auf dem Mastoid kann sich die Auflageplatte in die Haut eindrücken und Entzündungen, Druckstellen, Druckschmerz hervorrufen. Dieses Risiko steigt mit zunehmender Tragdauer der Hörgeräte. Lassen Sie die Auflage, sowie den Anpressdruck dieser Hörgeräte regelmäßig durch den Akustiker prüfen!
  2. Der Anpressdruck von Knochenleitungsbügeln lässt im Laufe der Zeit durch Dehnungseffekte an der Brille nach – Einbuße der Hörschärfe mit Hörgerät sind möglich!

Spezielle Hinweise zu Ohrgeräuschen (Tinnitus)

  1. Ohrgeräusche, in der medizinischen Fachsprache „Tinnitus aurium“ genannt, sind immer Folge einer Funktionsstörung des Hörorgans. Durch ein Hörgerät können Ohrgeräusche beeinflusst werden. Meist werden Ohrgeräusche durch den Gebrauch eines Hörgerätes abgeschwächt, in seltenen Fällen verschwinden sie vollständig. Es gibt aber auch Fälle, bei denen durch den Gebrauch eines Hörgerätes ein Ohrgeräusch ausgelöst oder verstärkt wird. In diesen Fällen kann nur der Facharzt für HNO-Heilkunde entscheiden, ob (wegen einer möglichen Überlastung des Ohres durch das Hörgerät) von dem Gebrauch eines Hörsystems abgeraten werden muss.

Risiken und Nebenwirkungen von Hörgeräten – Hinweise zu Hörgeräten mit Audioeingang

  1. Bei manchen Hörgeräten ist ein Anschluss von Zubehör über einen Audio-Anschluss möglich (siehe Bedienungsanleitung des jeweiligen Hörgerätes). Schließen Sie den Audioeingang nur an solche Geräte bzw. deren Ausgangsbuchsen an, die mindestens die Sicherheitsbestimmungen nach IEC/DIN VDE 0860 erfüllen. Im Zweifelsfall fragen Sie bitte Ihren Hörgeräte-Akustiker. Warnung! Es besteht die Gefahr von Stromschlag bei falscher Anwendung!

Mehr Infos bei hear-it.org

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Lesezeit ca.: 11 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 24. Dezember 2022 | DocRiemenschnayder 24. Dezember 2022

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J. Bulling
6 Monate zuvor

Hallo, danke für das Angebot Fragen stellen zu können. Ich habe neuerdings zwei vom Arzt bzw. Akustiker veranlasste außer Ohr getragene Hörgeräte in Betrieb, die ich tagsüber mehrstündig trage und am Abend extern auflade. Seit einiger Zeit bemerke ich auffällige Ein-/Durschlafstörungen. Kann es sein, dass der täglich mehrstündig erfolgte Betrieb der Hörgeräte negativen Einfluss auf meine Schlafvermögen entfaltet? Danke für die rasche Antwort, gute Zeit und LG!

Reply to  J. Bulling
6 Monate zuvor

Hallo, ja, das kann durchaus der Fall sein. Das Hören mit Hörgeräten ist für das Gehirn anfangs eine Herausforderung und kann für eine kurze Zeit auch Stress bedeuten. In gewisser Weise stellen sie sozusagen eine psychische Belastung dar. Das kann sich unter Umständen meiner persönlichen Meinung nach auch auf das Schlafverhalten auswirken. Ist man schwerhörig, so ist man ja einem schleichenden Prozess unterworfen, von dem man zunächst nichts bemerkt. Das liegt daran, dass das Gehirn durch eine verstärkte Verstehensarbeit das weniger Gehörte auszugleichen versucht. Das geht jahrelang gut, aber das Gehirn ist in dieser Zeit beim Hören immer mit beansprucht. Bekommt der Schwerhörige nun Hörgeräte, kann er schlagartig deutlich besser hören und verstehen. Das Gehirn will aber, wie gewohnt, immer noch einen Teil des Verstehens mit übernehmen. Das führt merklich zu Hörstress, Anfangsschwierigkeiten, Eingewöhnungsproblemen und oft genug zur voreiligen Ablehnung der Hörgeräte. Tatsächlich ist es aber eindeutig so, dass all diese Unbequemlichkeiten von sehr vorübergehender Dauer sind. Sie machen das genau richtig. Tragen Sie die Hörgeräte so oft und so lange wie möglich. So kann… Weiterlesen »




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