Fragen an die Redaktion

Rentner nutzen Hörgeräte gemeinsam, geht das?

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Meine Oma und mein Opa sind sowieso etwas skurril. Aber vor einigen Jahren hat der Opa Hörgeräte verschrieben bekommen. Nun habe ich beobachtet, dass die Oma, wenn sie zu Ihrem Damentreffen geht, die Hörgeräte vom Opa einsetzt. Die Oma quält sich beim Einsetzen und jammert, weil die so drücken.

Sie schreiben doch aber immer, dass Hörgeräte individuell angefertigt werden und nur für eine einzige Person was taugen. Wie passt das zusammen?

Das ist auch so. Hörgeräte werden zwar nicht vom Hörakustiker speziell für diesen Kunden angefertigt. Aber er bedient sich eines industriellen Vorprodukts, das auch als Hörgerät bezeichnet wird. Im Auslieferungszustand ab Werk ist es aber noch nicht geeignet, um den Hörverlust eines Menschen auszugleichen.
Dazu sind audiometrische Messungen erforderlich und sehr viel Know-How, um aus diesem Fabrikgerät ein individuelles Medizinprodukt zu machen. Dazu gehört auch die Herstellung eines maßgefertigten Ohrstücks (Otoplastik).

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Ein Hörgerät, das für eine Person angepasst wurde, kann bei einer anderen Person ganz miserable Höreindrücke erzeugen. Wenn die eine Person stark hörgeschädigt ist und das Hörgerät entsprechend stark verstärkt und damit sehr laut ist, kann eine andere Person sich damit sogar ihr Gehör verderben.

Aber selbstverständlich kann es sein, dass Ihre Großeltern einen ganz ähnlichen Hörschaden haben. Dann könnten die Hörgeräte Ihres Großvaters so halbwegs zum Hörverlust der Großmutter passen.
Sie hat dann mit den Hörgeräten zwar keinen für sie idealen Höreindruck, aber offenbar hört sie damit doch so gut, dass sie die Hörgeräte als hilfreich empfindet.

Etwas anders sieht es mit den Otoplastiken aus. Diese werden nach einem Abdruck vom Ohr maßgefertigt. Keine zwei Menschen haben exakt die gleichen Ohrformen. So wird es so sein, dass diese Ohrstücke sanft ins Ohr des Großvaters gleiten und die Großmutter gewisse Mühen hat, diese einzusetzen. Auch ist der Tragekomfort über die Zeit dann wahrscheinlich unangenehm.

Das ist in etwa vergleichbar, wenn jemand seine Brille vergessen hat und jemand anders ihm seine Brille gibt: „Versuchs mal damit, vielleicht kannst Du was sehen.“
Und tatsächlich, obwohl die Brille für jemand anders gefertigt wurde, kann der Vergessliche wenigstens ansatzweise ganz gut damit sehen. Richtig klasse funktioniert das nicht, ist aber ein machbarer Notbehelf.

Für Ihre Großeltern wäre der richtige Weg, dass die Großmutter auch mal zum Hörakustiker geht und sich ein paar Hörgeräte anpassen läßt. Das muss gar nicht teuer sein. Sie bekäme dann Hörgeräte, die exakt zu ihr passen und bei denen es ihr auch Spaß macht, sie zu tragen. Denn sie wird damit viel besser hören und da wird dann auch nichts drücken und zwicken.

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Musterbild von: frabre / Pixabay

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    Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 21. Juli 2018 | Revision: 22. April 2024

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