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Probleme bei der Partnersuche – Ich trage Hörgeräte – bin aber nicht behindert

Mann und 1549554980

Seit 7 Jahren trage ich (männlich , 37 Jahre) Hörgeräte beidseitig. Die Höreinschränkung wurde vom Berufsarzt festgestellt. Besonders behindert hat mich die Schwerhörigkeit vorher nicht. Ich habe sie einfach nicht bemerkt, nicht damit gerechnet; und wie viele Betroffene den Aha-Effekt des besseren Hörens erst nach der Hörgeräteversorgung kennengelernt. Alles klang wieder richtig. Dass es zwischenzeitlich dumpf und schlecht klang, kann ich heute erst dadurch nachvollziehen, indem ich die Hörgeräte vorübergehend herausnehme.

Mein Hör-Problem ist eigentlich gar kein Problem. Denn dank der guten Hörgeräte (Unitron moxi all) bin ich supergut versorgt, höre alles und kann Beruf, Freizeit und Sport voll genießen.
Aber es gibt dann doch eine Situation, in der meine Hörgeräte zu einem Riesenproblem werden: Immer dann, wenn ich mal jemanden kennenlerne.
Als Single bin ich akiv auf der Suche nach einer Partnerin. Ich habe mich auf einer Suchplattform im Internet angemeldet. So kommt es immer mal wieder vor, dass ich zu Dates gehe, um mich mit einer Frau zu treffen.

Für mich -das will ich ehrlich und ganz energisch sagen- steht hier nicht der One-Night-Stand im Zentrum meiner Bemühungen, sondern das ernsthafte Kennenlernen einer Freundin.

Es ist aber so, dass irgendwann der Punkt kommt, an dem die neu Kennengelernte meine Hörgeräte bemerkt. Es sind ja HdO-Geräte. Und dann kommt schnell diese Mitleidsnummer und ich bemerke IMMER, dass die dann lauter sprechen, so als ob ich taub oder sogar geistig behindert wäre. Es hat keinen Zweck die Hörgeräte daheim zu lassen, ich höre dann nichts Vernünftiges mehr.

Auch wenn die Mädchen sagen, dass ihnen das nichts ausmacht und sie viel Verständnis zeigen, spätestens beim zweiten oder dritten Treffen sind die Hörgeräte dann ein Problem.
Eine sagte einmal, dass sie lieber einen Nichtbehinderten hätte.
Eine andere meinte: „Ich will einen gesunden Mann und keinen der mal behinderte Kinder zeugt.“

Sie können sich sicher vorstellen, wie sehr mich das aufregt. Ich gebe mir dann gar nicht die Mühe, zu erklären, dass man mit einer versorgten Höreinschränkung nicht in dem Sinne behindert ist, dass man Alltags- oder Lebenseinschränkungen hat. Ich sehe Hörgeräte wie eine Brille oder eine Zahnprothese. Man sagt doch auch nicht, dass jemand mit überkronten Zähnen „kaubehindert“ ist.
Oder jemand mit Brille ist „sehbehindert“???

Und dass jemand, der eine erworbene Schwerhörigkeit hat, diese an seine Kinder weitervererbt, ist ja wohl auch Quatsch. Einer, dem bei einem Unfall ein Finger abgerissen wurde, zeugt ja auch keine 9-fingrigen Babys.

Was soll ich tun? Sie lehren hier, dass man offensiv mit seinen Hörgeräten umgehen soll. Aber damit liege ich falsch. Sind IdO-Geräte besser für mich?
Wie komme ich weiter?

Trennung

Das ist natürlich blöd, da haben Sie Recht.
Natürlich soll man mit jeder Art von körperlicher Eigenschaft offensiv und ganz natürlich umgehen. Es hat keinen Zweck, irgendwas zu verschweigen und nachher kommt irgendwas heraus, was dann als schlimme Geheimniskrämerei empfunden wird. Aber solche Aussagen haben keine generelle Gültigkeit.

Ein Hörgerät zu tragen, ist etwas völlig Normales und Selbstverständliches. Es ist nicht so etwas Besonderes, dass man deshalb jeden potentiellen Partner vorwarnen müsste.
Zu offensiv muss man hier also auch nicht sein. Ich würde die Höreinschränkung nicht vorauseilend an die große Glocke hängen. Wenn die Frau die Hörgeräte dann bemerkt, sind Ihre Argumente doch super: Das ist die Brille für meine Ohren.
Heben Sie die Hörgeräte auf die gleiche Ebene wie eine Brille oder Kontaktlinsen. Gehen Sie ganz weg vom Thema Behinderung.

Mit offensiv meinen wir, dass sich niemand seiner Höreinschränkung schämen muss. Sie gehört einfach zu Ihnen, so wie lichter werdende Haare, Plattfüße oder Haare, die aus den Nasenlöchern wachsen. Das sind eben Sie.

Eine Möglichkeit wäre es, wenn Sie bereits in Ihrem Profil in der Partnersuchmaschine auf die Hörgeräte hinweisen. Das wäre zwar superoffensiv und vorauseilend, aber dann könnten Sie wenigstens sicher sein, dass keine Frau irgendwie überrascht wäre.

Ich darf Ihnen aber sagen, dass Sie sich im Grunde gar keine Sorgen machen müssen.
Die Damen, die Ihnen so plump und oberflächlich gegenübergetreten sind, wären doch sowieso auch in ganz anderen Punkten nichts für Sie gewesen, wage ich mal zu behaupten.
Die Richtige wird schon kommen. Sie drücken sich klug und gekonnt aus, scheinen also ein vernünftiger Mensch zu sein.
Auf jedes Töpfchen passt ein Deckelchen.

Bilder: Pixabay, Bild 2: Geralt

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In der Rubrik „Fragen an die Redaktion“ finden Sie unsere Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die uns tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen und die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Es handelt sich also bei den Fragen um redaktionell meist nicht bearbeitete und auf ihren Wahrheitsgehalt hin nicht überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich, die Redaktion macht sich die Aussagen nicht zu eigen.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | DocRiemenschnayder 7. Februar 2019

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