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Probleme bei Bluetooth-Verbindung zwischen Hörgeräten und Mac

Bluetooth LE Audio

Viele moderne Hörgeräte lassen sich heute direkt mit Smartphones, Fernsehern oder Computern koppeln. Das ist praktisch, weil man damit Musik hören, Videos ansehen oder direkt über die Hörgeräte telefonieren kann. Doch gerade bei der Verbindung mit einem Mac oder Mac Studio berichten viele Nutzer von schlechter Tonqualität, Aussetzern und abgebrochenen Verbindungen. Woran liegt das? Die Antwort liegt in der Technik hinter Bluetooth – und in den unterschiedlichen Standards, die Gerätehersteller verwenden.

Hörgeräte sprechen ein anderes Bluetooth

Die meisten Hörgeräte arbeiten nicht mit dem gleichen Bluetooth-System wie gewöhnliche Kopfhörer. Sie verwenden spezielle Übertragungsverfahren, die auf Sprachverständlichkeit und Energieeffizienz ausgelegt sind. Phonak beispielsweise nutzt ein eigenes Bluetooth-System auf Basis des sogenannten Hands-Free-Profile (HFP). Das ist dieselbe Technik, die man aus dem Auto kennt, wenn man über die Freisprecheinrichtung telefoniert. Dieses Verfahren ist ideal für Sprache, aber nicht für hochwertige Stereo-Wiedergabe. Deshalb klingt Musik oder ein Video über die Hörgeräte oft flach, verzerrt oder blechern.

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Der Mac und seine Bluetooth-Profile

Computer wie der Mac Studio unterstützen zwar viele Bluetooth-Profile, darunter HFP für Telefonie und A2DP für Stereo-Musik. Hörgeräte greifen jedoch in der Regel nur auf HFP zu, weil dieses Protokoll die gleichzeitige Nutzung von Mikrofon und Lautsprecher erlaubt. Das ist wichtig, damit man mit dem Hörgerät auch telefonieren kann. Der Nachteil: HFP überträgt nur in Mono und in einer sehr niedrigen Bitrate. Wenn der Mac die Verbindung automatisch zwischen Hören und Sprechen umschaltet, kommt es häufig zu Störungen, Verzögerungen oder plötzlichen Verbindungsabbrüchen.

Warum es beim iPhone besser funktioniert

Viele Hörgeräteträger bemerken, dass die Verbindung mit dem iPhone deutlich stabiler ist als mit dem Mac. Das liegt daran, dass iPhones und iPads ein spezielles Protokoll namens Made for iPhone (MFi) verwenden. Darüber kommunizieren sie direkt und in höherer Qualität mit kompatiblen Hörgeräten. Phonak nutzt zwar kein echtes MFi-System, hat aber eine eigene, für Mobilgeräte angepasste Bluetooth-Lösung. Smartphones unterstützen diese Verbindung oft besser, weil sie speziell auf energiesparende Audioübertragung ausgelegt sind. macOS hingegen verwendet ein generisches Bluetooth-System, das eher auf Headsets als auf Hörgeräte optimiert ist.

Typische Probleme im Alltag

Die häufigsten Beschwerden von Nutzern sind eine schlechte Klangqualität, Rauschen, Knacken oder der plötzliche Abbruch der Verbindung. Manche Hörgeräte schalten sich nach einiger Zeit auch automatisch ab, wenn sie keine stabile Verbindung erkennen. In manchen Fällen hängt das mit den Energiesparfunktionen der Hörgeräte zusammen, in anderen mit der schwankenden Signalstärke zwischen Mac und Hörgerät. Auch das gleichzeitige Nutzen anderer Bluetooth-Geräte wie Tastaturen, Mäuse oder Lautsprecher kann die Übertragung stören, weil der Mac mehrere Funkkanäle gleichzeitig verwalten muss.

Infokasten: Bluetooth-Verbindungen bei Windows-Rechnern

Auch unter Windows treten ähnliche Probleme auf wie beim Mac. Die Ursache liegt wiederum in der verwendeten Bluetooth-Technik. Windows-PCs und Laptops unterstützen meist die gleichen Bluetooth-Profile wie der Mac – also A2DP für Musik und HFP für Sprachübertragung. Hörgeräte wie die Phonak Lumity 90 nutzen jedoch ausschließlich das HFP-Profil, weil sie gleichzeitig als Lautsprecher und Mikrofon fungieren müssen.

Das führt auch unter Windows zu denselben Einschränkungen: Der Ton wird nur in Mono und in geringer Datenrate übertragen. Viele Nutzer berichten zudem, dass die Verbindung instabil wird, wenn das Hörgerät zwischen Wiedergabe und Sprachmodus umschaltet. Dieses Verhalten ist kein Fehler des Geräts, sondern eine Folge der Bluetooth-Architektur.

Einige Windows-Geräte mit Bluetooth 5.2 oder höher bieten bessere Ergebnisse, weil sie modernere Chipsätze mit effizienterem Energiemanagement nutzen. Dennoch gilt: Hörgeräte sind in erster Linie Kommunikationshilfen, keine kabellosen Kopfhörer. Wer am PC Musik hören oder Filme schauen möchte, erzielt mit herkömmlichen Bluetooth-Kopfhörern weiterhin die deutlich bessere Klangqualität.

Mit dem zukünftigen Standard Bluetooth LE Audio wird sich auch unter Windows vieles verbessern. Sobald Hörgeräte und Computer diesen neuen Standard unterstützen, werden stabile Verbindungen mit echtem Stereo-Sound möglich sein – ganz ohne Aussetzer oder blecherne Sprachqualität.

Was man dagegen tun kann

  • Für Musik, Filme oder Streaming lieber klassische Bluetooth-Kopfhörer verwenden. Hörgeräte sind dafür technisch nicht optimiert.
  • Bei Telefonaten oder Videokonferenzen kann die Hörgeräteverbindung hilfreich sein, weil hier Sprachverständlichkeit wichtiger ist als Klangqualität.
  • Wenn möglich, die Bluetooth-Verbindung zwischen Hörgerät und Mac trennen, wenn sie nicht gebraucht wird. Das schont den Akku und verhindert Störgeräusche.
  • Ein externer Bluetooth-Dongle, etwa von Sennheiser, kann die Stabilität verbessern, weil er ein anderes Übertragungsprofil nutzt.
  • Software-Updates für Hörgeräte und den Mac können helfen, da beide Hersteller die Bluetooth-Kompatibilität regelmäßig verbessern.

Ein Blick in die Zukunft

In den kommenden Jahren wird sich die Situation deutlich verbessern. Neue Hörgerätegenerationen unterstützen bereits Bluetooth Low Energy Audio, eine Weiterentwicklung der bisherigen Technik. Damit können Hörgeräte erstmals echten Stereo-Sound mit geringer Latenz empfangen – stabil, energiesparend und in hoher Qualität. Apple, Phonak, Widex und andere Hersteller arbeiten bereits daran, diese Technik in ihre Geräte zu integrieren. Auch der kommende Standard Auracast wird es ermöglichen, dass mehrere Hörgeräte gleichzeitig hochwertige Audiosignale empfangen können – etwa in Theatern, Kinos oder an öffentlichen Plätzen.

Fazit

Wenn die Bluetooth-Verbindung zwischen Hörgeräten und einem Mac schlecht klingt oder abbricht, liegt das nicht am Gerät oder an falschen Einstellungen, sondern an den unterschiedlichen Bluetooth-Profilen. Hörgeräte sind für Sprachübertragung optimiert, nicht für HiFi-Sound. Wer Musik genießen möchte, sollte auf Kopfhörer ausweichen. Für Telefonate oder Meetings bleibt die Hörgeräteverbindung jedoch eine praktische Lösung. Die gute Nachricht: Mit den kommenden Bluetooth-Generationen werden sich Klangqualität und Stabilität deutlich verbessern – und die Tage der blechernen Verbindung sind gezählt.

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(©si)