Fragen an die Redaktion

Muss ich die Hörgeräte wirklich immer tragen?

hörgerät regelmäßig tragen

Muss ich die Hörgeräte wirklich immer tragen? Ja, das ist sinnvoll. Ihr Gehirn muss das Hören mit den Hörgeräten lernen. Dieser Lernerfolg kommt nicht zustande oder geht wieder verloren, wenn Sie die Hörgeräte nicht lange und oft genug tragen.

Ich liege laut meiner HNO-Ärztin derzeit bei etwa 75 % Hörvermögen – also an der Schwelle, bei der ein Hörgerät bereits sinnvoll wäre.

Am meisten Probleme habe ich in Gruppen oder wenn viele Hintergrundgeräusche gleichzeitig auftreten zum Beispiel im Restaurant – in solchen Situationen fällt mir das Verstehen oft schwer.

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Meine Frage ist nun:
Muss ich die Hörgeräte wirklich immer tragen? Muss man ein Hörgerät dann wirklich den ganzen Tag tragen? Oder reicht es aus, es nur gezielt in diesen schwierigen Hörsituationen zu nutzen?

Mir ist bewusst, dass Sie das Thema vermutlich schon häufiger behandelt haben, aber ich finde mich gerade nicht zurecht. Ich danke daher im Voraus für eine kurze, verständliche Antwort.

Muss ich die Hörgeräte wirklich immer tragen?

Die kurze Antwort: Ja – Sie sollten die Hörgeräte immer tragen. Zumindest am Anfang ist das regelmäßige Tragen entscheidend für den Erfolg.

Wer ein Hörgerät nur bei Bedarf – etwa in Gruppen oder bei viel Umgebungslärm – nutzt, wird kaum davon profitieren. Das liegt daran, dass sich das Gehör und vor allem das Gehirn erst langsam an das neue Hören gewöhnen müssen. Ein Hörgerät ersetzt kein kaputtes Mikrofon im Ohr, sondern stellt Informationen bereit, die das Gehirn neu verarbeiten muss. Und das funktioniert nur durch Training, Gewöhnung und ständiges Hinhören.

Der Weg zum besseren Hören braucht Geduld

In der Anfangsphase erleben viele neue Hörgeräteträger eine gewisse Reizüberflutung. Alltägliche Geräusche – das Klappern von Geschirr, Schritte auf Parkett, das Rascheln von Papier – wirken plötzlich unnatürlich laut und fremd. Das ist kein Fehler des Hörgeräts, sondern ein Zeichen dafür, dass das Gehirn sich die Reizverarbeitung „abgewöhnt“ hatte und nun neu lernen muss, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Deshalb ist es wichtig, die Hörgeräte immer zu tragen.1

Diese sogenannte Eingewöhnungsphase dauert oft mehrere Wochen. Wer in dieser Zeit das Gerät nur sporadisch trägt, wirft sich immer wieder aus dem Lernprozess und beginnt gedanklich fast bei null.

Warum nicht nur „bei Bedarf“?

Der Wunsch, das Hörgerät nur dann zu nutzen, wenn es „wirklich nötig“ erscheint – etwa bei Gesprächen oder in geräuschvollen Umgebungen – ist verständlich. Aber genau das funktioniert nicht gut. Denn wer sich in ruhigen Situationen nicht an die veränderte Klangwelt gewöhnt hat, wird erst recht überfordert sein, wenn dann plötzlich viel los ist.

Nur wer auch in ruhigen Momenten mit dem Hörgerät hört, lernt, wieder differenziert zu hören – leise, mittlere und laute Töne zuzuordnen und automatisch das Wichtige herauszufiltern. Die moderne Hörtechnik kann viel, aber sie braucht Ihre Unterstützung – durch Regelmäßigkeit und Geduld.

Fazit: Ständiges Tragen bringt ständige Verbesserung

Ein Hörgerät entfaltet seine Wirkung nicht sofort, sondern durch konsequente Nutzung. Wer es täglich trägt – vom Morgen bis zum Abend –, gibt dem Gehirn die Chance, sich neu zu organisieren. Die Hörerfolge kommen dann schrittweise, aber nachhaltig.

Daher lautet die klare Empfehlung:
Tragen Sie das Hörgerät nicht nur in schwierigen Momenten – sondern auch, wenn es vermeintlich „nicht nötig“ ist. Nur so wird es wirklich zum Helfer im Alltag.

Bildquellen:
  • regelmaessig: Peter Wilhelm ki

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Fußnoten:

  1. Immer heißt: So lange wie möglich und so oft wie möglich. Nicht beim Schlafen. (zurück)

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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Nele Sanddorn: © 14. Mai 2025

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