Ein lebendiges soziales Leben, eine gute psychische Verfassung und eine klare Denkleistung sind entscheidende Elemente für ein erfülltes Dasein.
Leider kämpfen viele Menschen mit Hörbeeinträchtigungen, die nicht nur ihre Fähigkeit zur sozialen Teilhabe beeinträchtigen, sondern auch schwerwiegende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben können. Eine aktuelle US-Studie, veröffentlicht im renommierten Fachmagazin „The Lancet Healthy Longevity“, legt nahe, dass der Einsatz von Hörhilfen nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern auch das Sterberisiko erheblich senken kann.
In Deutschland lebt schätzungsweise ein Fünftel der Bevölkerung mit einer Hörbeeinträchtigung, und bei Menschen über 65 Jahren ist bereits jeder Dritte betroffen. Trotz dieser hohen Prävalenz lehnen viele Betroffene den Einsatz von Hörgeräten ab. Gründe hierfür können Scham, Geduldsmangel oder Unsicherheit bei der Auswahl des richtigen Modells sein. Doch gerade die sozialen Auswirkungen von Hörproblemen sind nicht zu unterschätzen. Menschen, die schlecht hören, ziehen sich oft zurück, was zu sozialer Isolation führen kann. Diese Isolation wiederum begünstigt die Entstehung von Depressionen, und im Alter steigt das Risiko für Demenzerkrankungen.
Die eben genannte Studie, unter der Leitung von Janet Choi von der University of Southern California, bietet nun weitere überzeugende Argumente für den Einsatz von Hörsystemen. Die Forscher analysierten Daten von 10.000 Erwachsenen aus dem „National Health and Nutrition Examination Survey“ über einen Zeitraum von 1999 bis 2012. Die Teilnehmer hatten audiometrische Tests durchlaufen und Fragen zur Verwendung von Hörgeräten beantwortet. In den folgenden zehn Jahren wurde der Gesundheitszustand dieser Personen überwacht. Die Ergebnisse waren erstaunlich: Erwachsene, die regelmäßig Hörgeräte verwendeten, wiesen ein um 24 Prozent geringeres Sterberisiko auf als diejenigen, die nie Hörgeräte trugen. Interessanterweise war diese Korrelation unabhängig vom Grad der Schwerhörigkeit und wurde nicht durch Faktoren wie Alter, Bildung und Einkommen beeinflusst.
Warum die Hörgeräte das Sterberisiko so deutlich senken, wurde in der Studie nicht im Detail untersucht. Janet Choi vermutet jedoch einen Zusammenhang mit dem verringerten Risiko von Depressionen und Demenz. Verbesserungen im psychischen Wohlbefinden und kognitiven Funktionen könnten einen positiven Einfluss auf die allgemeine Gesundheit haben.
Es ist bemerkenswert, dass die Studienleiterin, Janet Choi, selbst aus eigener Erfahrung spricht. Geboren mit einer Hörschwäche im linken Ohr, entschied sie sich erst mit über 30 Jahren für ein Hörgerät. Die Suche nach dem passenden Modell erforderte zusätzliche Jahre. Dies unterstreicht die vielen Hürden und Herausforderungen, denen sich Menschen mit Hörproblemen gegenübersehen, wenn es um die Entscheidung für eine Hörhilfe geht.
In Anbetracht dieser Ergebnisse hofft Janet Choi, dass die Studie dazu beiträgt, mehr Menschen zu motivieren, den Einsatz von Hörhilfen zu erwägen. Es ist wichtig, die Barriere der Scham und Unsicherheit zu überwinden, um nicht nur die Lebensqualität zu steigern, sondern auch die Chance auf ein längeres, gesünderes Leben zu erhöhen. Denn das Wohl der Ohren kann sich als Schlüssel für das Wohl des gesamten Organismus erweisen.
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