Jeder zehnte niederländische Bürger leidet unter einer verminderten Hörfähigkeit. Damit man in den Niederlanden einen Anspruch auf Erstattung eines Hörgeräts hat, muss der Hörverlust wenigstens 35 dB betragen. Die Frage ist: Wird ein entsprechendes Hörgerät vollständig erstattet? Und worauf haben Sie beim Kauf zu achten? Wir geben Tipps zum Kauf eines Hörgeräts (für Niederländer) in den Niederlanden.
Ansprechpartner in den Niederlanden, wenn es um die Hörgeräte-Versorgung geht, sind die Hörakustiker und auch die HNO-Ärzte. Wenn Sie ein Hörgerät benötigen, werden Sie feststellen, dass die meisten Hörgeräteakustiker gemäß dem Hörprotokoll 2.0 arbeiten. Das ist so vorgeschrieben und muss so sein, denn die Anforderungen dieses Protokolls (einer Besonderheit des niederländischen Gesundheitswesens) muss erfüllt sein, wenn Sie für Ihr Hörgerät eine ganze oder teilweise Erstattung anstreben. Wie funktioniert das?
Zunächst besuchen Sie einen Hörakustiker. Dort unterziehen Sie sich zuerst einer umfangreichen, professionellen Hörprüfung. Hierfür wählen Sie einen zertifizierten und von StAr registrierten Hörgeräteakustiker (das Qualitätszeichen für Hörgeräte). Diese Audiologen wurden gründlich geschult und sind auch als Triage-Hörgeräteakustiker tätig. Das heißt, dass sie vorgeschriebene, zusätzliche Schulungen absolviert haben und aufgrund audiometrischer Messverfahren feststellen können, ob Sie sich ohne weiteren vorherigen HNO-Arzt-Besuch für ein Hörgerät qualifizieren. Hierzu absolvieren diese Triage-Akustiker umfangreiche Schulungen, um das beurteilen zu können.
HÖREN Fragebogen
Ein Bestandteil des niederländischen Anhörungsprotokolls ist der umfangreiche Anhörungsfragebogen, den Sie selbst ausfüllen müssen, bevor Sie zu Ihrem Termin beim Hörakustiker kommen. Es werden ungefähr dreißig Fragen abgefragt. Beispielsweise müssen Sie angeben, ob Sie den Nachrichtensprecher im Radio mit normaler Lautstärke hören können oder ob Sie ohne Schwierigkeiten die Vögel draußen singen hören. Dieser Fragebogen dient dem Hörakustiker dazu, Ihre Alltagssituationen und Ihren Hörgerätebedarf exakt einschätzen zu können. Anhand dieses Fragebogens qualifiziert man sich für eine der fünf Hörkategorien.
Fünf Hörkategorien
Basierend auf dem oben beschriebenen Hörfragebogen und dem Hörtest stellt der Hörgeräteakustiker die für Sie optimalste Hörgerätekategorie fest. Sie werden also in eine der fünf Hauptkategorien eingeteilt, wobei 1 einen einfacheren Hörverlust und 5 eine komplexe Hörstörung darstellen. Nun können Sie zwischen verschiedenen Marken und Typen wählen.
Die Einteilung in eine dieser Kategorien basiert einerseits auf Ihrem Hörverlust und andererseits auf Ihrem Lebensstil. Das grundsätzliche Prinzip ist, dass Ihnen ein medizinisches Hilfsmittel erstattet wird, dass Ihnen kostenangemessen den größtmöglichen Nutzen bietet. Das heißt, dass Sie bei leichtem Hörverlust ein einfacheres Hörgerät erhalten und bei einem schwerem Hörverlust ein leistungsfähigeres Gerät erforderlich ist. Selbstverständlich können Sie, wie in Deutschland, jederzeit ein Hörgerät außerhalb der vorgeschlagenen Kategorie auswählen. Aber dann gehen die Anschaffungskosten normalerweise größtenteils zu Ihren Lasten. Es ist also sehr wichtig, dass Sie genau wissen, was Ihr Krankenversicherer erstattet und mit welchen Hörgeräteakustikern er einen Vertrag geschlossen hat. Fragen Sie deshalb vorher danach. Achten Sie auch darauf, ob die Erstattung pro Person oder pro Hörgerät gilt.
Ausprobieren und kostenloses Testen
Weil das Tragen eines medizinischen Hörgeräts Gewöhnung und Geduld erfordert, bieten fast alle Hörgeräteakustiker eine Probezeit an. In diesem Zeitraum haben Sie genug Zeit, sich mit dem Tragen eines Hörgeräts vertraut zu machen. Das bezieht sich nicht nur auf die Gewöhnung an das Gerät selbst, sondern auch auf die Gewöhnung an den Hörgeräteklang zur Vermeidung von Anfangsschwierigkeiten. Ihr Gehirn muss sich erst daran gewöhnen und das wird eine Weile dauern. Manche gewöhnen sich innerhalb weniger Tage daran, andere brauchen erheblich länger. Bei Unzufriedenheit kann der Hörakustiker die Geräte mehrmals auf Ihre Bedürfnisse anpassen. Wichtig ist, dass Sie erkennen, dass nicht nur das Hörgerät an Ihre Bedürfnisse zwangsweise angepasst werden muss, sondern dass in erster Linie Ihr Gehirn den neuen Klang erst erlernen muss. Die Probezeit dauert in den Niederlanden erst, wenn Sie vollständig zufrieden sind. In der Regel dauert es einen Monat.
Die Kosten für ein Hörgerät
Wenn Sie sich dann für passende Hörgeräte entschieden haben, lautet die nächste Frage: Wer bezahlt die Rechnung des Hörakustikers? Die Kosten für die Anschaffung von Hörsystemen variieren stark. Sie hängen von Ihrer Krankenversicherung und dem von Ihnen erworbenen Hörgerät ab. Die gute Nachricht für Sie: Ihre Krankenversicherer erstattet 75 Prozent der Kosten aus der Grundversicherung. Da diese Kosten von der Grundversicherung erstattet werden, wird es Ihrem Selbstbehalt belastet. Die verbleibenden 25 Prozent können von einer zusätzlichen Versicherung erstattet werden oder aber Sie müssen den Restbetrag selbst bezahlen.
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