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Hörgeräte und Musizieren: E-Piano

Überschätzen unterschätzen

Schwerhörige Musiker mit Hörgeräten stehen vor ganz besonderen Herausforderungen. Ihre Bedürfnisse sind oft anders und komplizierter als die von durchschnittlichen Schwerhörigen.

Frage: Probleme mit Pfeifen und Fiepen bei der Nutzung von Hörgeräten am E-Piano

Hallo,

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ich bin derzeit zum ersten Mal auf der Suche nach einem geeigneten Hörgerät und teste verschiedene Modelle. Mein rechtes Ohr ist völlig in Ordnung, aber auf dem linken Ohr habe ich eine Einschränkung bei höheren Frequenzen oberhalb von 1 kHz.

Bisher habe ich sowohl ein In-Ear-Hörgerät als auch ein Hinter-dem-Ohr-Hörgerät ausprobiert. Grundsätzlich komme ich mit beiden Varianten gut zurecht. Allerdings habe ich ein spezifisches Problem beim Spielen auf meinem E-Piano. Sobald ich spiele, höre ich im Ausklang der Töne ein hochfrequentes Pfeifen oder Fiepen, das deutlich höher liegt als der gespielte Ton. Ohne Hörgerät tritt dieses Phänomen nicht auf. Besonders auffällig ist das Problem, wenn ich das Haltepedal benutze.

Dieses Fiepen tritt auch bei tiefen Tönen auf, obwohl diese eigentlich nicht von meinem Hörgerät verstärkt werden. Beim Hinter-dem-Ohr-Gerät ist der Effekt zudem deutlich stärker als beim In-Ear-Gerät.

Kennt jemand dieses Phänomen? Könnte es sein, dass die Signalprozessoren der Hörgeräte mit den zahlreichen Obertönen überfordert sind?

Antwort: Ursachen und Lösungen für Pfeifen und Fiepen bei Hörgeräten und Musik

Vielen Dank für Ihre detaillierte Beschreibung. Das Phänomen, das Sie schildern, ist tatsächlich bekannt und hängt mit der Funktionsweise moderner Hörgeräte zusammen, insbesondere mit der Rückkopplungsunterdrückung. Lassen Sie mich die Ursachen genauer erläutern und mögliche Lösungen aufzeigen.

Ursache: Fehlinterpretation durch die Rückkopplungsunterdrückung

Moderne Hörgeräte sind mit adaptiven Rückkopplungsunterdrückungssystemen ausgestattet. Diese Systeme sollen störende Rückkopplungen – also das bekannte „Pfeifen“ oder „Fiepen“, das entstehen kann, wenn Schall vom Hörgerät wieder in das Mikrofon gelangt – automatisch erkennen und eliminieren. Sie tun dies, indem sie ein gegenphasiges Signal erzeugen, das die Rückkopplung neutralisiert.

Allerdings können diese Systeme bei bestimmten Klangsignalen, wie sie in Musik vorkommen, fehlerhaft reagieren. Musik, insbesondere die von Instrumenten wie einem Klavier erzeugte, besteht aus komplexen Frequenzmustern und Obertönen. Diese unterscheiden sich erheblich von der menschlichen Sprache, für die Hörgeräte primär optimiert sind. Das Problem tritt besonders bei sinusförmigen Klängen oder harmonischen Obertönen auf. Hörgeräte können diese Töne fälschlicherweise als Rückkopplung interpretieren und gegenphasige Signale aussenden, die dann als Pfeifen oder Fiepen wahrgenommen werden.

Warum ist das Problem bei HdO-Geräten stärker?

Hinter-dem-Ohr-Geräte (HdO) neigen aufgrund ihrer offeneren Bauweise eher zu Rückkopplungen als In-Ear-Geräte (IdO), die den Gehörgang stärker abschließen. Diese Offenheit kann dazu führen, dass Schallsignale leichter zurück ins Mikrofon gelangen, was die Rückkopplungsunterdrückung häufiger auslöst. Daher sind In-Ear-Geräte in Situationen mit viel Musik oder harmonischen Klängen oft weniger anfällig für solche Effekte.

Lösung: Ein spezielles Musikprogramm für Hörgeräte

Um das Problem zu lösen, können Hörakustiker ein spezielles Musikprogramm in Ihrem Hörgerät einrichten. In einem solchen Programm wird die adaptive Rückkopplungsunterdrückung deaktiviert oder deutlich weniger aggressiv eingestellt. Dadurch interpretiert das Hörgerät die musikalischen Klänge nicht mehr als Rückkopplungen, und das unerwünschte Fiepen verschwindet.

Ein Musikprogramm hat noch weitere Vorteile:

  • Die Klangqualität wird verbessert, da das Hörgerät die musikalischen Obertöne nicht mehr unterdrückt.
  • Die Verstärkung der tiefen und mittleren Frequenzen kann angepasst werden, um ein natürlicheres Klangerlebnis zu bieten.
  • Die Dynamik der Musik bleibt erhalten, was für ein angenehmes Hörerlebnis sorgt.

Schritte zur Optimierung

  1. Termin beim Hörakustiker vereinbaren: Besprechen Sie Ihr Problem mit Ihrem Hörakustiker. Erwähnen Sie dabei explizit, dass Sie ein Musikprogramm benötigen.
  2. Programm einstellen lassen: Der Akustiker kann in der Hörgerätesoftware ein speziell auf Musik abgestimmtes Programm einrichten.
  3. Testphase nutzen: Probieren Sie das neue Programm in verschiedenen musikalischen Situationen aus, um sicherzustellen, dass es Ihren Anforderungen entspricht.
  4. Zusätzliche Anpassungen: Falls nötig, können weitere Anpassungen vorgenommen werden, etwa eine Veränderung der Verstärkungsprofile oder der Mikrofoneinstellungen.

Weitere Tipps

– Verwenden Sie hochwertige Hörgeräte: Neuere Modelle sind oft besser in der Lage, zwischen Sprache und Musik zu unterscheiden. Es kann sich lohnen, ein Gerät zu wählen, das speziell für Musikliebhaber entwickelt wurde.
– Experimentieren Sie mit der Position: Manchmal kann das Platzieren des Hörgeräts oder das Verändern der Lautstärkeeinstellungen helfen, das Problem zu minimieren.
– Kombinieren Sie Hörgeräte mit Kopfhörern: Einige Musiker verwenden spezielle Over-Ear-Kopfhörer, die mit ihren Hörgeräten kompatibel sind, um ein optimales Klangerlebnis zu erzielen.

Fazit

Das Pfeifen oder Fiepen, das Sie beim Klavierspielen hören, ist eine bekannte Herausforderung, die bei modernen Hörgeräten auftreten kann. Glücklicherweise lässt sich dieses Problem durch die Einrichtung eines Musikprogramms und gegebenenfalls weiterer Anpassungen vollständig beheben. Zögern Sie nicht, mit Ihrem Hörakustiker in den Dialog zu treten, um die bestmögliche Lösung für Ihre Bedürfnisse zu finden. Musik sollte ein Genuss sein – auch mit Hörgeräten!

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(©si)