Im Zusammenhang mit Hörgeräten taucht immer wieder der Begriff „Kanäle“ auf, und es wird mit verschiedenen Zahlen – 4, 8, 12 oder sogar 64 Kanäle – geworben. Intuitiv denkt man, dass mehr Kanäle eine bessere Hörerfahrung bedeuten.
Doch wie so oft trügt der erste Eindruck, und es lohnt sich, genauer hinzuschauen, um den Mythos der Kanäle zu entzaubern.
Die Grundlagen der Hörgeräte-Kanäle
Hörgeräte sind darauf ausgelegt, Töne zu verstärken, und diese Töne treten in unterschiedlichen Frequenzen auf. Hier kommen die Kanäle ins Spiel. Ein Kanal in einem Hörgerät teilt das gesamte Frequenzspektrum in verschiedene Segmente auf, sodass individuelle Verstärkungen für unterschiedliche Frequenzen eingestellt werden können. Stellen Sie sich vor, Ihr Hörgerät hätte nur einen Kanal – jede Verstärkung würde dann für alle Frequenzen gleich sein, unabhängig davon, ob es sich um hohe oder tiefe Töne handelt. Das wäre offensichtlich suboptimal, da der Hörverlust bei verschiedenen Frequenzen unterschiedlich stark sein kann.
Warum mehr Kanäle nicht immer besser sind
Die Frage drängt sich auf: Sind mehr Kanäle also automatisch besser? Die Antwort lautet: Ja, bis zu einem gewissen Grad. Das Geheimnis liegt in Ihrem Audiogramm, das die Grundlage für die Einstellung der Hörgeräte bildet. Ein typisches Audiogramm enthält etwa 8 Messpunkte, manchmal sogar weniger. Die Kanäle des Hörgerätes werden entsprechend diesen Messpunkten eingestellt. Wenn ein Hörgerät beispielsweise 8 Kanäle hat, kann jeder Kanal genau auf einen der gemessenen Punkte abgestimmt werden. Aber was passiert, wenn das Hörgerät 32 Kanäle hat und nur 8 Frequenzen gemessen wurden? Die zusätzlichen Kanäle haben schlichtweg keinen Nutzen.
Optimales Sprachverstehen bei 8 Kanälen
Eine wegweisende Studie von den Wissenschaftlern Yund und Buckles aus dem Jahr 1995 unterstreicht diesen Punkt. Sie verglichen das Sprachverständnis bei Hörgeräten mit 4, 6, 8 und 16 Kanälen. Das Ergebnis war bemerkenswert: 4 Kanäle lieferten bereits gute Ergebnisse, 6 Kanäle verbesserten die Situation weiter, 8 Kanäle erreichten bereits ein optimales Sprachverstehen, und bei 16 Kanälen gab es keine zusätzliche Verbesserung. Es wird deutlich, dass die Anzahl der Kanäle über einen gewissen Punkt hinaus keine signifikante Steigerung der Leistung bringt.
Qualität vor Quantität – ein Blick hinter den Marketing-Gag
Trotz dieser Erkenntnisse hat sich der „Marketing-Gag“ der vielen Kanäle in der Hörgerätebranche gehalten. Kunden lassen sich leicht davon überzeugen, dass mehr Kanäle gleichbedeutend mit besserem Hören sind. Doch nun wissen Sie, dass 8 Kanäle bereits ausreichen, um ein optimales Sprachverstehen zu erreichen. Es wird Zeit, die Qualität vor der Quantität zu betonen und die Wahl von Hörgeräten auf eine fundierte Basis zu stellen, die auf individuellen Bedürfnissen und wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht. In der Welt der Hörgeräte zählt letztendlich die maßgeschneiderte Qualität, die sich in einem klaren und natürlichen Hörerlebnis manifestiert.
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