Geschichten

Gestern Abend im Musical

disney die schoene und das biest foto 01 credit stefan malzkorn

© Stefan Malzkorn

Ich muss gestehen, dass ich kein großer Fan von Musicals bin. Ich habe vor Jahrzehnten mal „Jesus Christ Superstar“ gesehen, das war damals ganz toll. Aber ich stehe einfach mehr auf andere Musik. So kommt es, daß ich noch nie mit meinem Hörgerät in einem Theater oder Konzertsaal war. Über meine Erfahrungen möchte ich heute berichten.

Hoergeraet

Die Schöne und das Biest

Gestern gab es „Die Schöne und das Biest“ im Nationaltheater Mannheim. Da meine Frau dieses Stück liebt, hatte ich sie zum Besuch im Opernhaus eingeladen. Bei brüllender Hitze schwitzte ich mich also ins Konzerthaus und war froh, bald schon auf dem zugewiesenen Platz zu sitzen, denn da war es klimatisiert. Ein bißchen was an Luxus darf man ja erwarten, schließlich haben die Karten 77 € pro Stück gekostet. Wobei ich anmerken muss, dass das Musical in der Theater-Sommerpause als Gastspiel aufgeführt wurde und dann andere Preise gelten, als sonst. Sonst sind die Karten für das Nationaltheater deutlich günstiger, dafür legen Kommune und Land aber auch brav 186,38 € auf jeden belegten Sitz. Nein, das Geld bekommen die Theater- und Opernbesucher nicht in bar, aber mit soviel Geld wird jeder einzelne belegte Platz subventioniert. Oder anders herum gesagt, jede Karte wäre fast 190 € teurer, müssten die Besucher kostendeckend bezahlen. Auch mal interessant zu wissen.

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Viele Menschen und das Hörgerät

Es ist ja kaum zu glauben, wie laut 1.100 Menschen sein können, die sich nur unterhalten. Ein Stimmengewirr, ein Geraune, Gehuste, Gelächter.
Die Leute sind frohgelaunt und in erwartungsvoller Vorfreude. Eine Herausforderung für das Hörgerät. Aber das Phonak Audéo B90 meistert das wunderbar. Ich konnte mich trotzdem sehr gut mit meiner Frau unterhalten, wir konnten sogar im Flüsterton über andere Leute hetzen.

Das Schöne, man merkt nicht, ob das Gerät in ein anderes Programm wechselt. Es passte einfach.

Das hat mir nicht gefallen

Dann begann die Aufführung. Laute Musik aus dem Orchestergraben und gleich zu Anfang hohe Frauenstimmen. Wie bei Musicals üblich, alles mit Mikrofonen und Lautsprechern verstärkt. Au weia! Mir flog fast das Blech weg!
Das war eindeutig zu laut in meinen Ohren, vor allem im linken, in dem ich das Hörgerät trage.
Also gleich ans Ohr gegriffen und den Taster betätigt. Leider konnte ich die Signale nicht gut hören, die mir anzeigen, auf welcher Lautstärkestufe ich bin.
Und dann zeigte sich, dass eine Bedienung über eine App auch nicht immer das Wahre ist. Im Opernhaus sollten Handys nämlich ausbleiben.
Nun habe ich aber über den Taster am Hörgerät nur die Möglichkeit, 5 Stufen lauter zu schalten.

Hoergeraet

Das betrifft auf dem obigen Bild den Bereich zwischen der Markierung in der Bildmitte und dem oberen Ende der Lautstärkeskala.
Hat man 5 x gedrückt, springt es wieder auf die vom Hörakustiker eingestellte Grundlautstärke (Stufe 0), was wiederum der Bildmitte entspricht.
Man hat keine Chance, durch den Taster am Gerät leiser als die Normlautstärke zu schalten. Man kann nur innerhalb des oberen Bereichs lauter machen.
Aber runter kommt man nicht. Bei Lärm oder wie hier lauten Konzerten hat man alleine mit dem Taster nicht die Möglichkeit, das Hörgerät leiser zu stellen.
Hier muss nachgearbeitet werden. Einzig sinnvoll ist es, dass nach „ganz laut“ als nächstes dann „ganz leise“ kommt und zwar ganz unten auf der Skala. Man muss dann zwar häufiger drücken, um wieder nach oben zu kommen, aber immerhin hat man so auch die dringend benötigte Möglichkeit, leiser machen zu können.

Teilweise war das in der Mittelstellung, was das Leiseste war, das ich einstellen konnte, immer noch so laut, dass es mir im Ohr weh tat.

Also habe ich doch das Handy aus der Tasche geholt und via Bluetooth die Einstellungen angepasst und es um 2 Stufen leiser gemacht.

Die Aufführung

Ab dann ging es wunderbar. Ich habe die Stimmen der Sängerinnen und Sänger deutlich gehört und auch verstanden. Kurze Anmerkungen meiner Frau habe ich auch gut gehört. Und sogar das permanente Gesabbel der blöden Kuh hinter mir. Da saß nämlich eine Dame, die die Aufführung schon kannte und meinte, sie müsse ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn alles erklären, was auf der Bühne vorgeht: „Pass auf, da kommen jetzt die Wölfe. Die sind aber nicht echt, das sind nur Kostüme, da stecken Menschen drin.“

Wir haben also echt eine Grenzsituation. Musik, Gesang, Sprache von der Bühne, Sprache von der Partnerin und noch Gerede von hinten.
Alle diese Schallsituationen hat das Phonak Audéo B90 supergut aufgelöst.
Das kann das Unitron Moxi all einfach nicht so gut. Da greift immer wieder eine Lautstärkebegrenzung ein, die das Gerät so heftig und stumpf runterregelt, dass man ganz kurz gar nichts mehr hört. Das trifft zum Beispiel beim Applaus zu oder bei besonders lauten Gesangsteilen.

Erstaunlich gut hat sich das kleine Kassenhörgerät Phonak Vitus geschlagen. In den beiden „Störschall-Programmen“ wurden zuverlässig Hintergrundgeräusche gedämpft. Hier muss man natürlich manuell umschalten und hat bei der Verstellung der Lautstärke das gleiche Problem wie beim Phonak Audéo, nur kann man hier noch nicht einmal mit einer App eingreifen.

Fazit:

Im direkten Vergleich hat sich das günstige Phonak Vitus prima geschlagen. Hätte ich kein anderes Hörgerät, wäre ich damit nicht unzufrieden gewesen.
Nicht so gut gespielt hat das Unitron Moxi, da muss ich nochmal mit dem Hörakustiker ran, das filtert mir nicht weich genug aus, sondern „macht einfach zu“.
Sehr gut gespielt hat das Phonak Audéo B90, wie es bei einem Premiumgerät auch nicht anders zu erwarten war.

Nochmals zur Lautstärkeproblematik

Der Hörakustiker legt mit dem Kunden eine Wohlfühllautstärke fest. Das ist die Lautstärke, die der Hörgeräteträger im Alltag benötigt und die ihm angenehm erscheint. Diese liegt dann im Hörgerät exakt in der Mitte des möglichen Laut-Leise-Bereichs. Ich kann aber mit dem Taster nur den Bereich oberhalb dieses Mittelwertes beeinflussen, also nur lauter machen. Das ist definitiv nicht richtig so.
Ich muss als Hörgeräteträger bei zu lauten Geräuschen, die die Automatik nicht wegregelt (was ja bei Musik auch richtig ist), auch leiser oder sogar stumm schalten können. Das geht aber nur, wenn bei den Tastendrücken am Hörgerät die gesamte Bandbreite von „stumm“ über ganz leise, über Mittelwert, bis hin zu ganz laut einstellbar ist.

Bilder:
Stuhlreihen: HolgersFotografie / Pixabay
Titelbild: bb-Promotions, © Stefan Malzkorn

Bildquellen:

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    Lesezeit ca.: 8 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 31. Juli 2018 | Revision: 22. April 2024

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