Eine Leserin ruft uns heute in der Redaktion an und erzählt uns ihre Geschichte. Sie habe sich durch eine eingeblendete Werbung bei einem Elektronik-Versandhaus dazu verleiten lassen, bei einem chinesischen Händler zwei Hörgeräte zu bestellen:
„Die sahen auf den Bildern chic aus und es hieß, die seien leistungsfähig und programmierbar. Nun merke ich aber, dass sie weder richtig in meine Ohren passen, noch dass sie gut funktionieren. Es ist alles lauter, aber es rauscht auch fürchterlich. Und der Hörakustiker hier in meiner Stadt hat mich nur ausgelacht.
Er war sehr freundlich, aber er konnte über die Hörgeräte nur lachen. So etwas habe er nich nie gesehen und solche Geräte könne er nicht einstellen.“
Hörgeräte sind Medizinprodukte und werden in Deutschland fast ausschließlich von Hörakustikern abgegeben. Sie erhalten als gesetzlich Versicherte solche Hörgeräte von Ihrer Krankenkasse kostenlos.
Die vielfach im Netz angebotenen „Hearing Aids“, was immer mit „Hörgerät“ übersetzt wird, sind allerdings nur „Hörhilfen“.
Hörhilfen sind mehr oder weniger technisch raffinierte Geräte, die den Umgebungsklang lauter machen können. Eine Anpassung an Ihr Gehör etwa durch Absenkung o0der Anhebung bestimmter Frequenzen, ist nicht möglich. Bessere Hörhilfen sind digital und bieten auch einige Einstellmöglichkeiten. Sie kommen von den Funktionen einem richtigen Hörgerät schon sehr nahe.
Jedoch fehlt immer eine grundlegende Eigenschaft, die Anpassbarkeit auf den individuellen Hörverlust des Patienten.
Und das macht diese Geräte zu einem Problemfall.
Denn sie können, wie wir eben besprochen haben, ja alles sehr viel lauter machen. Eine Begrenzung gibt es hier meist nicht. Das bedeutet: Der Schall wird teilweise auf Lautstärken verstärkt, die Ihr Gehör noch weiter schädigen können.
Nehmen wir an, Sie haben einen Hochtonverlust, wie er bei vielen Schwerhörigen typisch ist. Das heißt, Sie hören vor allem die hohen Töne nicht mehr so gut.
Das kann der Hörakustiker an einem richtigen Hörgerät berücksichtigen und einstellen, dass diese Frequenzen verstärkt werden, während die tiefen Töne nicht lauter gemacht werden.
Die Billiggeräte blasen aber über alle Frequenzen hinweg mit vollem Dampf in Ihre Ohren und bügeln Ihnen auch noch die letzten Reste Ihres Gehörs weg.
Diese massenhaft hergestellten Hörhilfen finden in weiten Teilen Asiens reißenden Absatz. Vor allem die ländliche Bevölkerung hilft sich damit über die Schwerhörigkeit hinweg. Diese Hörgeräte kann man kaufen und muss sie nicht einstellen lassen (auch wenn das gefährliche Nachteile mit sich bringen kann).
Die betuchtere Stadtbevölkerung kauft sich allerdings Hörgeräte nach deutschem bzw. internationalem Standard, die auch regelrecht angepasst werden.
Das bedeutet, dass diese billigen Hörhilfen aus China Produkte sind, die in Drittwelt- oder Schwellenländern die ärmere Bevölkerung zufriedenstellen soll.
Mit richtigen Hörgeräten hat das leider nichts zu tun.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Hörhilfen können taub machen