Fragen an die Redaktion

Wie viele Hörgeräte muss ich testen?

Hörakustiker

Es gibt hunderte von sehr guten Hörgeräten. Wer eins benötigt, hat die Qual der Wahl. Es ist nicht immer einfach, das richtige Hörgerät zu finden.

Lieber Herr Wilhelm,

ich wende mich an Sie als Deutschlands Hörgeräte-Guru. Ich lese hier auf HÖRGERÄTE-INFO.NEt schon eine Weile als stiller Leser mit.

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Ich habe im Dezember 2022 die Diagnose bekommen, dass ich Hörgeräte brauche. Um mich vorab darauf vorzubereiten, habe ich mich in einem Forum angemeldet, in dem Betroffene und Hörakustiker diskutieren.
Dort schilderte ich meine Lage und wurde erst einmal ziemlich rüde zurechtgewiesen. Mir scheint es so, dass Neue in Foren immer erst durch diese Stacheldrahtrolle der schlechten, hochnäsigen Behandlung durchmüssen.

Danach ging es dann. Zuerst wollte ich Empfehlungen für gute Hörgeräte. Mir ist klar, dass es da keine allgemeingültigen Aussagen gibt. Aber die Flut der widersprüchlichen Empfehlungen löste ein Hickhack aus, bei dem ich mit meiner Frage außen vor war.
Das ging so weit, dass sich Leute in die Diskussion einschalteten, die darauf beharrten, ich müsse mir die Hörakustiker-Software und Einstellapparate besorgen und meine Hörgeräte selbst einstellen.
Dann hat man mich überredet, bei sechs verschiedenen Hörakustikern mittlerweile 18 verschiedene Hörgeräte zur Probe zu tragen. Darauf bin ich gekommen, weil mir jemand in dem Forum schrieb: „Ein Profi testet mindestens drei verschiedene Hersteller!!“

Jetzt bin ich in einer Endlosschleife gefangen. Eigentlich habe ich längst sehr gute Hörgeräte gefunden und bin auch mit dem letzten Hörakustiker zufrieden. Aber irgendwas ist ja immer. Ich meine, man kann an jedem Hörgerät und an jedem Fachgeschäft was finden.

Nun frage ich Sie: Soll ich noch weiter testen? Was meinen Sie? Ich mache immer auch wochenlang Pause zwischen den Tests, damit sich das Gehör wieder neutralisiert.

Internetforen sind eine gute Möglichkeit, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen und bei konkreten Einzelfragen eine Problemlösung zu bekommen.
Als Entscheidungshilfe bei weitreichenden gesundheitlichen Fragen würde ich mich aber nicht auf eine Quelle verlassen, in der sich die Teilnehmer „lustige Namen“ geben und ich nicht weiß, ob sich dahinter ein Fachmann oder ein 14-Jähriger verbirgt. Oftmals werden Laienerfahrungen unreflektiert in die Welt posaunt und als der Weisheit letzter Schluss verkauft.

Ihr Ansprechpartner bei der Hörgeräteanpassung ist am Anfang der Ohrenarzt und ab dann Ihr Hörakustiker.

Es wäre falsch, sich vom Hörakustiker ein einziges Gerät zeigen zu lassen und dieses dann zu kaufen.
Noch verkehrter aber ist es, seit über einem Jahr zig verschiedene Hörgeräte auszuprobieren und damit die medizinische Hörgeräteversorgung nur vor sich herzuschieben.

Im Einzelfall kann es mal sein, dass ein Hörgerätekandidat mit drei, vier vorgestellten Modellen noch nicht ausreichend gut versorgt werden kann, aber das sind Ausnahmen.

Auf jeden Fall sollte man immer auch ein zuzahlungsfreies Hörgerät ausprobieren, das komplett von der Kasse bezahlt wird. Überraschend viele Schwerhörige kommen mit diesen Hörgeräten gut zurecht und können damit gut hören und verstehen.
Wer mehr Komfort und weitere Funktionen haben möchte, kann sich in der Gruppe der Hörgeräte umsehen, für die man noch was obendrauf legen muss.

Lassen Sie sich die Testgeräte gut an Ihre Ohren anpassen und tragen Sie diese mindestens eine Woche lang, besser zwei. Geben Sie Ihrem Gehör die Chance, sich lange an den neuen Klang zu gewöhnen. Alles, was am Anfang komisch, problematisch oder fremd klingt, geht im Laufe der Zeit weg!

Die meisten Honks in irgendwelchen Foren probieren die Hörgeräte ein paar Tage, gewöhnen sich nicht daran und nehmen dann schon wieder ein anderes Hörgerät, das vollkommen andere Herausforderungen an das Gehör stellt. So kommt man nie zu Potte.

Zeit und Geduld sind die wichtigsten Zutaten bei der Hörgeräteanpassung und beim Testen.
Schnell, schnell geht hier gar nicht. Ein Hörgeräte-Hopping von einem Modell zum anderen ist eher kontraproduktiv.
Empfehlungen von anderen Hörgeräteträgern können Sie gepflegt „in die Tonne treten“.
Es spielt auch im Grunde keine Rolle, ob Sie Hörgeräte vom Hersteller ABC oder von XYZ testen. Es gibt in Deutschland keine schlechten Hörgeräte. Alle Hersteller bieten einfachere Geräte und solche mit Premiumausstattung.

Wenn man ein Dutzend Hörgeräte nacheinander ausprobiert, weiß man nach dem dritten doch schon nicht mehr, wie das erste geklungen hat…

Durch diese Ratschläge in den Foren haben Sie sich nur verrückt machen lassen. Vertrauen Sie sich einem guten Hörakustiker an und beginnen Sie mit einem Kassenhörgerät. Tasten Sie sich dann Technik-/Preisstufe für Stufe an die Ausstattungsvariante heran, die Ihren Ansprüchen am nächsten kommt.
Das Allerwichtigste ist die geduldige Eingewöhnung zur Vermeidung von Anfangsschwierigkeiten.

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Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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In der Rubrik „Fragen an die Redaktion“ finden Sie unsere Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die uns tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen und die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Es handelt sich also bei den Fragen um redaktionell meist nicht bearbeitete und auf ihren Wahrheitsgehalt hin nicht überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich, die Redaktion macht sich die Aussagen nicht zu eigen.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 10. März 2024 | Revision: 21. April 2024

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