Behörden, Kasse, Ärzte

Wenn der HNO-Arzt kräftig mitverdient

Bestechung Arzt

Wer ein Hörgerät benötigt, muss sich erst beim Ohrenarzt eine Verordnung holen. Mit der geht er dann zum Hörakustiker, der ihm Hörgeräte anpasst.

Wie früher bei Brillen gibt es auch bei Hörgeräten Kassenmodelle, die man ohne Zuzahlung bekommt. Lediglich 10 Euro Gebühr pro Gerät fallen an, den Rest übernimmt die Kasse.
Obwohl diese Hörgeräte schon ganz ordentlich ausgestattet sind, möchten die meisten Schwerhörigen ein paar Funktionen mehr oder legen Wert auf Dinge, die in den Kassenmodellen nicht enthalten sind. Sie greifen dann zu aufzahlungspflichtigen Hörgeräten. Durchschnittliche Kosten: Um die 2.500 Euro pro Ohr.

So mancher HNO-Arzt schaut neidisch auf den vermeintlich großen Reibach, den der Handwerker Hörakustiker mit seiner Verordnung macht. Hörakustiker, das muss man ganz klar sagen, sind keine Unternehmen der Wohlfahrt, sondern knallhart kalkulierende Wirtschaftsbetriebe. Hörakustiker sind gut darin, den Kunden davon zu überzeugen, dass sie möglichst viel Geld bei ihm lassen.

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Schwarze Schafe gibt es in jeder Branche

Die sogenannten Schwarzen Schafe eines Berufsstands arbeiten mit unlauteren Methoden und versuchen, ihre Kunden übers Ohr zu hauen oder zu übervorteilen.
Dabei ist oft nicht ganz klar, ob es sich bei den bekannt gewordenen Fällen von Schwarzen Schafen um die Spitze eines Eisbergs handelt oder es tatsächlich nur verschwindend geringe Einzelfälle sind.
Sensationsmedien neigen dazu, den Eindruck zu erwecken, das sei überall so. Branchenvertreter hingegen betonen gebetsmühlenartig, es seien Einzelfälle, die in der Branche selten seien.
Ganz sicher können Patienten/Kunden nie sein, weshalb die Arbeit von Hörgeräte-Info.Net und der Verbraucherschutzorganisationen so wertvoll ist. Sie bieten unbeeinflusste Informationen, die dem Verbraucher helfen können, sich im Wirrwarr der Märkte zurechtzufinden.

Ich persönlich gehe grundsätzlich davon aus, dass wir zweierlei Dinge bei der Betrachtung der Vorgehensweisen unterscheiden müssen:

  1. Nachlässigkeiten, die sich nahezu branchenweit eingeschlichen haben
  2. Verwerfliche Strukturen, die kriminelle Energie erfordern

Deshalb meine ich, dass der Großteil der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und die allermeisten Hörakustiker absolut einwandfrei arbeiten und anständige, ehrliche Menschen sind. Unsere Ausführungen zu dem Gehabe Schwarzer Schafe kann man also nicht auf den gesamten Berufsstand verallgemeinernd übertragen.

Mafia-Methoden

Schon vor 14 Jahren berichtete das Handelsblatt über „Mafia-Methoden“ bei HNO-Ärzten1.
Den Link zu einem sehr aufschlussreichen Artikel habe ich unten an den Artikel angehängt. Darin wird berichtet, wie HNO-Ärzte von Hörakustikern Provisionszahlungen verlangen. Für jeden Patienten, den der HNO-Arzt mit einer Verordnung zu einem bestimmten Akustiker schickt, will er eine „Belohnung“.
Oft genug lassen sich Hörakustiker auch ganz bereitwillig auf so einen unredlichen Deal ein. Schließlich garantiert so eine „Geschäftsbeziehung“ einen stetigen Zulauf an Kunden.

Sie werden wissen, dass ich mich auch in der Bestattungsbranche sehr gut auskenne. Dort gibt es ganz ähnliche Strukturen. Ärzte und Altenheime bekommen unter der Hand Geld zugesteckt, wenn sie dafür sorgen, dass Angehörige einen bestimmten Bestatter beauftragen.

Erst letzte Woche berichtete mir ein Hörakustiker aus dem Raum Stuttgart, dass ein Arzt von ihm 150 Euro Provision pro Patient erwartet, den er zu diesem Hörakustiker schickt.
Ärzte verdienen gut. Aber ihre Einnahmen setzen sich oft genug aus kleinsten Positionen der ärztlichen Gebührenordnung zusammen und sind durch diese auch begrenzt. Da ist es durchaus nachvollziehbar, dass sie ein wenig neidisch auf die rein nach kaufmännischen Gesichtspunkten frei kalkulierten Preise von Hörgeräten schielen.
Meine Quelle zahlt die Provision an den HNO-Arzt gerne. Er legt diese auf die Preise der Hörgeräte um, am Ende bezahlen das also die Kunden/Patienten. Für beide ist das ein einträgliches Geschäft und wie man heute so sagt, ein Win-Win-Situation.

Ich erinnere mich noch sehr gut an den Hausarzt meiner Familie in meiner Heimatstadt. Der werte Herr Doktor hätte nie ein Wort darüber verloren und wusch sicher seine Hände in Unschuld. Aber wenn man von seinen Sprechstundenhilfen damals ein Rezept bekam, sagten diese standardmäßig dazu: „Das ist das Rezept für die Soundso-Apotheke“ oder „Damit gehen Sie bitte zur Soundso-Apotheke, die kennen sich da aus“ oder „Sie bekommen das Mittel in der Soundso-Apotheke“.
Noch dreister trieb es ein Dermatologe in Mannheim, der mal zu mir sagte: „Das Rezept müssen Sie gar nicht mitnehmen, das erledigen wir alles für Sie. Sie können heute Nachmittag zur Soundso-Apotheke gehen, da liegt Ihr Medikament dann bereit.“

Ein HNO-Arzt, bei dem ich selbst einmal war, fragte nur: „Sie wissen schon, zu welchem Hörakustiker Sie gehen?“ Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Ein anderer HNO-Arzt machte es viel besser: „Wir haben vorne eine Liste mit allen Hörakustikern liegen, die können Sie mitnehmen und sich einen aussuchen.“

Der Patient hat die freie Wahl

Als Patientin oder Patient haben Sie die freie Wahl, zu welchem Hörakustiker Sie gehen.
Grundsätzlich sind alle Hörakustikerinnen und Hörakustiker in Deutschland sehr gut ausgebildet. Doch neben der fachlichen Qualifikation kommt es immer auch auf Ihr persönliches Bauchgefühl an. Sie müssen sich beim jeweiligen Hörakustiker wohlfühlen.
Auf Ratschläge aus Internet-Foren und insbesondere aus Frage-Antwort-Portalen würde ich gar nichts geben. Hier kann man den Eindruck gewinnen, dass bezahlte Claqueure nahezu reflexartig den Service bestimmter Hörgeräte-Ketten über den grünen Klee loben. Ob das wirklich so ist, weiß man nicht, aber der Eindruck drängt sich auf. Und weil das so ist, könnten Interessierte hier auch auf eine falsche Fährte gelockt werden.

Eins steht aber fest: Sie als Kunde bestimmen ganz allein, zu welchem Hörakustiker Sie gehen und wo Sie Ihre Verordnung letztlich abgeben und ggfs. auch Geld bezahlen. Lassen Sie sich hier nicht ins Bockshorn jagen.

Fazit: Schwarze Schafe gibt es in jeder Branche

In jeder Branche gibt es sogenannte „Schwarze Schafe“ – Personen oder Unternehmen, die durch unlautere Methoden versuchen, ihre Kunden zu täuschen oder auszunutzen. Diese schwarzen Schafe verschlechtern das Ansehen ihres Berufsstands und schüren Misstrauen gegenüber einer gesamten Branche.

Sensationsmedien und ihre Berichterstattung

Die Medien neigen dazu, über solche negativen Beispiele ausführlich zu berichten und dabei oft einen Eindruck zu vermitteln, dass solche Praktiken weit verbreitet sind. Diese Berichterstattung kann leicht den Eindruck erwecken, dass die beschriebenen Missstände die Norm und nicht die Ausnahme sind.

Perspektive der Branchenvertreter

Im Gegensatz dazu betonen Branchenvertreter häufig, dass es sich bei solchen Vorfällen um seltene Einzelfälle handelt, die keineswegs repräsentativ für die gesamte Branche sind. Sie heben hervor, dass die Mehrheit der Berufsangehörigen ihre Arbeit ehrlich und gewissenhaft ausübt.

Die Rolle der Verbraucherschutzorganisationen

Für Verbraucher kann es schwierig sein, die Seriosität eines Anbieters zu beurteilen. Deshalb ist die Arbeit von Plattformen wie Hörgeräte-Info.Net und anderen Verbraucherschutzorganisationen von unschätzbarem Wert. Diese bieten objektive und unabhängige Informationen, die den Verbrauchern helfen, informierte Entscheidungen zu treffen und seriöse Anbieter zu erkennen.

Empfehlungen für Verbraucher

Es ist ratsam, dass Verbraucher sich stets gut informieren und verschiedene Informationsquellen nutzen, bevor sie eine Entscheidung treffen. Verbraucher können beispielsweise:

  • Bewertungen und Erfahrungsberichte anderer Kunden lesen
  • Die Zertifizierungen und Qualifikationen des Anbieters überprüfen
  • Empfehlungen von vertrauenswürdigen Stellen einholen
  • Wir können also sagen, dass schwarze Schafe zwar existieren, sie jedoch in der Regel nicht die gesamte Branche repräsentieren. Dank unabhängiger Informationsplattformen und wachsamem Verbraucherverhalten können Kunden besser geschützt und unterstützt werden.

    1 https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/mafia-methoden-bei-hoergeraeten-ohr-um-ohr-zahn-um-zahn/3366348.html

    Bildquellen:
    • bestechung-arzt: Peter Wilhelm ki

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