Passwort-Sperre bei Hörgeräten: Es kommt immer mal wieder vor, dass ein Hörgeräteträger sein Hörgerät zu einem anderen Hörakustiker bringt, als den bei dem er das Hörgerät gekauft hat. Dann steht der neue Hörakustiker manchmal vor dem Problem, dass er die Einstellungen nicht verändern kann, weil das Hörgerät mit einem Passwort geschützt ist.
Solche Passwort-Sperren sind gang und gäbe und in der Hörakustikerbranche keine Seltenheit. Jedoch sollten diese Sperren in dem Moment entfernt werden, in dem Ihnen als Kunde die Hörgeräte endgültig übergeben werden.
Warum werden Hörgeräte mit einem Passwort gesperrt?
Wir raten Schwerhörigen immer dazu, ruhig mehrere Hörakustiker und auch mehrere Hörsysteme auszuprobieren. Es ist aber verkehrt, mit einem zur Probe ausgeliehenen Hörgerät von Akustiker A nun zu Akustiker B zu gehen. Der würde aus Kundenfreundlichkeit eventuell die bereits vorgenommenen Einstellungen von Akustiker A überschreiben und möglicherweise eine wochenlange Teststellung zunichte machen.
Damit das nicht passiert, sperren Hörakustiker meist die ausgeliehenen Hörgeräte mit einem Passwort-Code.
Bleibt der Passwort-Schutz immer drin?
Nein. Die Hörgeräte gehören nach der endgültigen Überlassung und Bezahlung Ihnen. Sie sind Ihr Eigentum und der Hörakustiker hat den Passwort-Schutz gefälligst zu entfernen. Es steht Ihnen vollkommen frei, zu welchem Hörakustiker Sie Ihre Hörgeräte bringen.
Der Hörakustiker darf Sie durch eine bestehen bleibende Passwort-Sperre nicht daran hindern, zu jemand anderem als ihm zu gehen.
Das wäre so, als wenn ein Autohersteller seine Fahrzeuge versiegelt und mit Software-Sperren versieht, damit Sie nur in der teuren Vertragswerkstatt Wartungen und Reparaturen durchführen lassen können.
Die Hörgeräte gehören Ihnen und Sie können damit machen, was Sie wollen; auch zu einem anderen Hörakustiker gehen, um sie dort einstellen und warten zu lassen.
Warum bleibt beim Hörgeräte die Passwortsperre manchmal drin?
Manchmal vergisst der Hörakustiker, der die Erstanpassung vorgenommen hat, das Passwort zu entfernen. Das ist ein Versehen und nicht böse gemeint. Da genügt dann ein Anruf des neuen Hörgeräteakustikers beim vorherigen, um das Passwort herauszubekommen.
Sie können selbstverständlich auch selbst zu Ihrem vorherigen Hörakustiker gehen und ihn bitten eben das Passwort bzw. den Code rauszunehmen.
In seltenen Fällen lässt ein Akustiker die Codierung auch absichtlich drin, damit kein anderer die Einstellungen verstellen kann. Das muss nicht bedeuten, dass dieser Hörakustiker Ihnen „verbieten“ will, woanders hinzugehen. Bitten Sie in diesem Fall ebenfalls darum, dass er die Sperre entfernt.
Es kann aber auch sein, dass Ihr Hörakustiker einfach sicherstellen will, dass an seiner wertvollen Arbeit nicht herumgepfuscht wird. Dann lässt er die Sperre auch die ganze Zeit drin, also quasi für immer, bis Sie neue Hörgeräte bekommen. Sie haben aber natürlich auch in diesem Fall das Recht, die Sperre rausnehmen zu lassen.
Sonderfall KIND-Hörgeräte
Das Hörgeräte-Unternehmen KIND versieht seine Hörgeräte ebenfalls mit einer Passwort-Sperre.
Die Firma schreibt uns am 2.12.2020 per Mail dazu:
Die Passwortsperre wird nur innerhalb der laufenden Anpassungen angewendet. Bei uns ist es vorgeschrieben, die Passwortsperre bei Anpassabschluss zu entfernen.
Dementgegen steht die Aussage unseres Kooperationspartners, der Hörgeräte für humanitäre Zwecke in Brasilien aufarbeitet:
…danach sperrt Kind diese mit eigenem Programm vor Zugriff und da gibt es keine Ausnahmen.
Kein anderer Akustiker hat somit die Möglichkeit diese Hörgeräte auszulesen und somit einzustellen.
Es bleibt dann nur diese Geräte an den jeweiligen Hersteller zu senden und dort praktisch mit einem „Übercode freizuschalten.“
Wir können nicht sagen, ob KIND die Hörgeräte seiner Kunden grundsätzlich gesperrt läßt, oder ob wir bei den zu humanitären Zwecken von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, gespendeten Hörgeräten es mit einer zufälligen Häufung von „versehentlich nicht freigeschalteten“ Hörgeräten zu tun hatten.
Jedenfalls konnten wir nach Angabe der Techniker bislang keine KIND-Geräte weitergeben, weil jeweils eine Sperre vorhanden war.
Die meisten der betroffenen Hörgeräte stammen vom Hersteller Oticon und werden über KIND verkauft. Man müsste also alle diese Hörgeräte zu Oticon einsenden und jeweils um ein manuelles Freischalten der Hörgeräte bitten. Das würde enorm Porto und logistischen Aufwand bedeuten. Deshalb können diese Hörgeräte derzeit nur als Ersatzteilspender dienen.
Was kann ich als Hörgeräte-Kunde tun?
Da die Hörgeräte Ihr Eigentum sind, sollten Sie zum Abschluss der Anpassung, wenn die Hörgeräte endgültig bei Ihnen verbleiben unbedingt verlangen, dass eine eventuell vorhandene Passwort- oder Code-Sperre entfernt wird.
Passwort – Hörakustiker sperrt Hörgerät
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