Hören und Ohr

So funktioniert ein Mittelohrimplantat

Mittelohrimplantat

Mittelohrimplantate bieten eine revolutionäre Alternative für Menschen, die aus verschiedensten Gründen keine herkömmlichen Hörgeräte tragen können oder bei denen diese nicht den gewünschten Effekt erzielen.

Im Unterschied zu den traditionellen Hörgeräten, die den Schall lediglich verstärken, ermöglichen Mittelohrimplantate eine direkte Stimulation des Mittelohrs, indem sie Schallwellen in mechanische Schwingungen umwandeln. Diese Technologie bietet den Betroffenen die Chance, Klänge und Geräusche auf eine Weise wahrzunehmen, die dem natürlichen Hören sehr nahekommt und somit ihre Teilhabe am sozialen Leben wesentlich verbessert.

Einzigartig an Mittelohrimplantaten ist, dass sie sowohl für Personen mit allergischen Reaktionen, wiederkehrenden Entzündungen oder spezifischen medizinischen Bedingungen als auch für jene mit leichter bis schwerer Innenohr- oder Schallleitungsschwerhörigkeit geeignet sind. Für diese Gruppen stellen herkömmliche Hörgeräte oftmals keine Lösung dar, da sie entweder unverträglich sind oder die Art des Hörverlustes nicht effektiv behandeln können.

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Es gibt zwei Haupttypen von Mittelohrimplantaten: aktive und passive. Aktive Implantate sind insbesondere für Patienten mit Unverträglichkeiten oder Innenohrschwerhörigkeit konzipiert. Sie bestehen aus einem externen Audioprozessor und einem internen Teil, der operativ eingesetzt wird. Dieser Audioprozessor, ausgerüstet mit einem Mikrofon und einem digitalen Signalverarbeitungssystem, erfasst die Umgebungsgeräusche und wandelt sie in Signale um, die das Implantat dann in Schwingungen übersetzt.

Passive Implantate wiederum dienen als Ersatz für beschädigte oder funktionsunfähige Gehörknöchelchen. Sie werden vom HNO-Arzt als Prothesen eingesetzt, um die Gehörfunktion zu verbessern oder wiederherzustellen.

Nach der Implantation eines aktiven Mittelohrimplantats kann das Hören zunächst ungewohnt sein und erfordert eine Anpassungszeit. Der Erfolg und die Schnelligkeit, mit der Patienten sich an das neue Hörerlebnis gewöhnen, hängen unter anderem von der Dauer ihrer Schwerhörigkeit ab. Doch mit Übung, Geduld und dem Einsatz von Hörtrainings lässt sich das Hörvermögen deutlich verbessern und das Leben der Betroffenen erheblich bereichern.

Die Entwicklung und der Einsatz von Mittelohrimplantaten stellen eine audiologische Meisterleistung dar. Sie eröffnen Menschen mit Hörbeeinträchtigungen neue Möglichkeiten und verbessern ihre Lebensqualität nachhaltig. Neben Mittelohrimplantaten existieren auch andere innovative Hörhilfen wie Cochlea-Implantate und Knochenleitungsimplantate, die ebenfalls darauf abzielen, das Hörerlebnis für Menschen mit verschiedenen Arten von Hörverlust zu optimieren.

So funktioniert ein Mittelohrimplantat

Die Funktionsweise eines Mittelohrimplantats beginnt mit der chirurgischen Platzierung unter der Haut. Nach diesem Schritt tritt der Audioprozessor in Aktion, ein entscheidendes Element, das akustische Signale aus der Umgebung einfängt. Diese akustischen Signale werden in elektrische Impulse umgewandelt, die durch die Haut hindurch an das Implantat selbst übermittelt werden. Von dort aus erfolgt die Übertragung dieser Impulse über ein speziell unter der Haut verlegtes Silikonkabel an den sogenannten Floating Mass Transducer (FMT), ein Kernelement des Mittelohrimplantats, welches kleiner als ein Reiskorn ist und in der Nähe des Mittelohrs positioniert wird.

Mittelohrimplantat

Die Platzierung des FMT kann variieren – sei es an der Kette der Gehörknöchelchen, an einer Mittelohrprothese oder direkt am runden bzw. ovalen Fenster des Mittelohrs. Dies ermöglicht eine präzise Anpassung an die spezifischen Bedürfnisse des Hörsystems des Betroffenen, je nachdem, welche Teile des Mittelohrs beeinträchtigt sind. Durch gezielte Vibrationen, die vom FMT ausgehen, werden die Mittelohrstrukturen, etwa die Gehörknöchelchen, in Schwingungen versetzt. Diese Bewegung aktiviert das Hörsystem, das die akustischen Signale schließlich zum Gehirn weiterleitet, wo sie als Klang wahrgenommen werden.

Die durch den FMT erzeugten Vibrationen lassen sich in ihrer Intensität anpassen und verstärken, was eine maßgeschneiderte Behandlung verschiedenster Formen und Schweregrade von Hörverlust ermöglicht. Diese technologische Innovation bietet somit eine effektive Methode zur Verbesserung der Hörqualität bei Personen mit Beeinträchtigungen im Mittelohrbereich.

Irrtum aufgeklärt: Implantate sind keine besseren Hörgeräte

Mittelohrimplantate und Cochlea-Implantate sind revolutionäre medizinische Hilfsmittel, die darauf abzielen, Menschen mit spezifischen Hörbeeinträchtigungen das Geschenk des Hörens zurückzugeben. Diese hochentwickelten Technologien wurden entwickelt, um jenen zu helfen, deren Hörverlust durch traditionelle Hörgeräte nicht ausreichend verbessert werden kann. Trotz ihrer beeindruckenden Fähigkeiten ist es wichtig, ein verbreitetes Missverständnis zu klären: Mittelohrimplantate und Cochlea-Implantate sind keine „besseren Hörgeräte“.

In den virtuellen Hallen von Foren und Frage-Antwort-Portalen, die sich dem Thema Schwerhörigkeit widmen, zeichnet sich eine besorgniserregende Tendenz ab. Hier versammeln sich Individuen, um sich auszutauschen, doch anstatt sich gegenseitig zu unterstützen, gerät die Kommunikation oft in ein ungesundes Wettbewerbsfeld. Es entsteht ein Vergleichskampf, der nicht selten durch den finanziellen Wert der Hörgeräteversorgung oder den Grad der Hörschädigung geführt wird. Einige Teilnehmer präsentieren sich über den hohen Preis ihrer Hörhilfen, als ob der monetäre Aufwand gleichbedeutend mit einer überlegenen Versorgung wäre. Andere betonen die Verschlechterung ihres Hörvermögens und die daraus resultierende Notwendigkeit einer leistungsfähigeren Hörgeräteversorgung, als sei dies ein Beweis für ihre tiefergehende Betroffenheit und Expertise.

Diese Art der Auseinandersetzung fördert eine toxische Atmosphäre, in der es nicht mehr um den Austausch von Erfahrungen oder gegenseitige Hilfe geht, sondern darum, wer die schwerwiegendere Beeinträchtigung oder die teurere technische Lösung vorweisen kann. Besonders problematisch wird es, wenn der Schweregrad der Hörschädigung als Argumentationsbasis genutzt wird, um anderen ihre Kompetenz abzusprechen. Sätze wie: „Du bist ja nur mittelgradig schwerhörig, du kannst da gar nicht mitreden. Schau her, ich bin auf dem Weg zum Cochlea-Implantat!“ spalten die Gemeinschaft und untergraben den eigentlichen Zweck dieser Foren: den Erfahrungsaustausch und die gegenseitige Unterstützung.

Diese Wettbewerbsmentalität verkennt die individuelle Natur von Schwerhörigkeit und die Tatsache, dass jede Hörgeräteversorgung auf die spezifischen Bedürfnisse und Lebensumstände des Einzelnen zugeschnitten sein muss. Die implizite Wertung, dass teurere oder technisch anspruchsvollere Lösungen generell erstrebenswert sind, verfehlt den Punkt. Es geht nicht darum, wer am meisten leidet oder das teuerste Gerät besitzt, sondern darum, wie jeder Einzelne bestmöglich in seinem Alltag unterstützt werden kann.

In einer Zeit, in der das Bewusstsein für die Vielfalt menschlicher Erfahrungen wächst, sollten solche Vergleichsdebatten keinen Platz in Gemeinschaften finden, die sich dem Ziel der Inklusion und gegenseitigen Hilfe verschrieben haben. Anstatt sich in einem Wettbewerb der Leidensgeschichten und finanziellen Aufwände zu verlieren, sollten Mitglieder dieser Foren sich auf das konstruktive Miteinander und den wertschätzenden Austausch konzentrieren. Nur so können diese Plattformen ihrem eigentlichen Zweck gerecht werden und eine wahrhaft unterstützende Gemeinschaft bilden.
Es wird der Irrglaube weiterverbreitet, Implantate seien quasi die nächsthöhere und nächstteurere Stufe, die es anzustreben gelte. Genau das ist ein Irrtum! Jeder Schwerhörige sollte dankbar sein, wenn es möglich ist, seinen Hörverlust noch auf irgendeine Weise mit herkömmlichen medizinischen Hörgeräten zu versorgen.
Mit Hörgeräten wird bei einer guten Einstellung und fachgerechten Versorgung ein Hören auf dem normalen Weg ermöglicht.
Mit Implantaten wird eine „Prothese“ eingesetzt, die Funktionen des Gehörs nachahmt und in ganz schwierigen Fällen überhaupt noch ein Hören möglich machen kann. Doch der Weg dahin ist immer ein steiniger Weg. Das Hören muss trotz aller Fortschritte erst neu erlernt und das Gehirn lange neu trainiert werden.

In der Diskussion um die Behandlung von Schwerhörigkeit kursiert ein hartnäckiger Mythos, der besagt, Implantate seien die überlegene, wenngleich teurere Lösung für jedes Hörproblem – ein vermeintlicher Goldstandard, zu dem jeder Schwerhörige streben sollte. Diese Annahme ist jedoch grundlegend fehlerhaft und verkennt die Realität der Hörverbesserung. Es ist an der Zeit, diesen Irrglauben gründlich zu hinterfragen und zu entkräften.

Zunächst einmal ist es wichtig zu betonen, dass Personen mit Hörverlust zutiefst dankbar sein sollten, wenn ihr Zustand mit konventionellen Hörgeräten effektiv behandelt werden kann. Moderne Hörgeräte sind hochentwickelte medizinische Geräte, die, wenn sie korrekt eingestellt und individuell angepasst sind, ein Hören auf natürliche Weise ermöglichen können. Diese Geräte verstärken die Schallwellen auf eine Weise, die das Gehör des Nutzers unterstützt und ihm erlaubt, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Implantate hingegen sollten nicht als einfache Weiterentwicklung oder als „Upgrade“ zu Hörgeräten betrachtet werden. Vielmehr sind sie spezialisierte medizinische Lösungen für Personen, deren Hörverlust so ausgeprägt ist, dass konventionelle Hörgeräte keine Abhilfe schaffen können. Ein Implantat fungiert als eine Art Prothese, die bestimmte Funktionen des Gehörs nachbildet und in besonders schwierigen Fällen ein Hören erst ermöglicht. Der Einsatz eines solchen Implantats ist jedoch keineswegs ein einfacher oder geradliniger Prozess.

Der Weg zu effektivem Hören mit einem Implantat ist tatsächlich oft lang und herausfordernd. Nach der chirurgischen Einsetzung des Implantats muss das Hören praktisch neu erlernt werden, was eine umfassende und langfristige Neuschulung des Gehirns erfordert. Dieser Prozess verlangt Geduld, Ausdauer und nicht selten eine intensive audiologische und therapeutische Begleitung. Trotz der beachtlichen technologischen Fortschritte, die in den letzten Jahren erzielt wurden, bleibt die Anpassung an ein Leben mit einem Implantat eine bedeutende Herausforderung.

Es ist daher unerlässlich, dass sowohl Patienten als auch Fachpersonal eine realistische Perspektive auf die Möglichkeiten und Grenzen sowohl von Hörgeräten als auch von Implantaten haben. Eine gut informierte Entscheidung ist unabdingbar, wobei immer der individuelle Fall und die spezifischen Bedürfnisse des Einzelnen im Mittelpunkt stehen sollten. Die Vorstellung, Implantate seien generell die bessere Wahl, ist ein Trugschluss, der korrigiert werden muss. Vielmehr geht es darum, das optimale Hörerlebnis für den Einzelnen zu erreichen, sei es durch Hörgeräte oder – in besonders schweren Fällen – durch Implantate.

Hörgeräte dienen dazu, Schallwellen zu verstärken, sodass diese vom Ohr besser aufgenommen werden können. Sie sind für Menschen gedacht, deren Gehör grundsätzlich funktioniert, aber Unterstützung bei der Verstärkung der Schallwellen benötigt. Diese Geräte sind bei leichtem bis mittelschwerem Hörverlust äußerst wirksam und verbessern das Hörvermögen, indem sie die Umgebungsgeräusche verstärken.

Im Gegensatz dazu sind Mittelohrimplantate für Personen konzipiert, bei denen die Schallübertragung durch das Mittelohr aufgrund verschiedener Ursachen beeinträchtigt ist. Sie stimulieren direkt die Strukturen im Mittelohr und umgehen so die beschädigten oder blockierten Bereiche, die den Schall nicht effektiv übertragen können.

Cochlea-Implantate hingegen sind für Menschen mit schwerem bis hochgradigem sensorineuralem Hörverlust oder für diejenigen, die fast taub sind, vorgesehen. Diese Geräte umgehen beschädigte Teile des Innenohrs vollständig, indem sie elektrische Signale direkt an den Hörnerv senden. Dies ermöglicht es dem Gehirn, Klänge zu interpretieren, auch wenn das natürliche Hörsystem stark beschädigt ist.

Beide Implantatarten stellen somit keine Verbesserungen oder höherwertigen Ersatz für Hörgeräte dar, sondern dienen unterschiedlichen medizinischen Zwecken. Sie sind das Ergebnis jahrzehntelanger Forschung und Entwicklung mit dem Ziel, Menschen mit spezifischen Arten von Hörverlust zu unterstützen, bei denen herkömmliche Hörgeräte keine Lösung bieten.

Der Irrglaube, dass es sich bei Mittelohrimplantaten und Cochlea-Implantaten einfach um bessere Versionen von Hörgeräten handelt, kann zu falschen Erwartungen und Enttäuschungen führen. Während Hörgeräte die Lebensqualität vieler Menschen erheblich verbessern, bieten Mittelohrimplantate und Cochlea-Implantate Hoffnung für diejenigen, für die Hörgeräte keine Option sind. Es ist wichtig, die Unterschiede zu verstehen und zu erkennen, dass jede Lösung auf den individuellen Bedarf und die spezifische Art des Hörverlusts abgestimmt sein muss.

Bildquellen:
  • Modellbild-eines-Mittelohrimplantats: Med-El

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Lesezeit ca.: 13 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 8. April 2024 | Revision: 21. April 2024

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