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Probleme: Hörgeräteversorgung in der Schweiz

Postkartenmotiv Schweiz mit Chalet, Glacier-Express, Kühen, Bergen und der Schweizer Fahne

Mehr Klischee geht nicht. Postkartenidylle Schweiz

Schweiz: Die Finanzierung von Hörhilfen in der Schweiz hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert – mit gravierenden Folgen für Betroffene und die Gesellschaft. Seit einer Reform im Jahr 2011 ist die Hürde für eine finanzielle Unterstützung durch die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) sowie die Invalidenversicherung (IV) deutlich höher.

Während zuvor bereits ein moderater Hörverlust ausreichte, um Zuschüsse zu erhalten, liegt die Schwelle nun bei einem Hörverlust von 35 Prozent. Wer darunter bleibt, muss die Kosten für Hörgeräte selbst tragen.

Das hat dazu geführt, dass der Bezug von Hörgeräten seit der Reform massiv gesunken ist. Viele Menschen verzichten auf eine notwendige Hörhilfe, weil sie sich diese schlicht nicht leisten können. Günstige Modelle gibt es zwar ab rund 3.000 Franken pro Paar, doch für leistungsfähigere Geräte mit mehr Komfort sind bis zu 9.000 Franken fällig. Für viele ist diese finanzielle Belastung zu hoch. Diejenigen, die sich dennoch für den Kauf entscheiden, müssen tief in die eigene Tasche greifen.

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Einsparungen mit hohen Folgekosten

Durch die strengeren Finanzierungsrichtlinien haben AHV und IV in den vergangenen Jahren etwa eine Milliarde Franken eingespart – deutlich mehr als ursprünglich geplant. Doch dieses Sparen am falschen Ende bringt enorme gesellschaftliche Kosten mit sich. Hörverlust ist nicht nur eine Einschränkung des Alltags, sondern kann auch zu schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen führen. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass unbehandelter Hörverlust das Risiko für soziale Isolation, Depressionen und sogar Demenz erhöht. Das hat zur Folge, dass Krankenkassen zusätzliche Kosten für Folgeerkrankungen tragen müssen, was letztlich auch die Prämienzahler belastet.

Schweiz: Eine Dame sitzt mit traurigem Gesicht an einem Tisch und schaut wehmütig auf ein Hörgerät, das sie in ihrer Hand hält.

Bei Preisen bis fast 10.000 Franken müssen manche Schweizer überlegen, ob sie sich ein Hörgerät leisten können.

Ein Bericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) aus dem Jahr 2022 schätzt, dass die gesamtgesellschaftlichen Kosten von Schwerhörigkeit in der Schweiz bei rund sieben Milliarden Franken pro Jahr liegen – mehr als die Folgekosten durch Rauchen oder Alkohol. Neben den direkten Gesundheitskosten entstehen auch wirtschaftliche Verluste, da betroffene Arbeitnehmer produktiver sein könnten, wenn ihr Hörvermögen verbessert würde.

Politischer Widerstand gegen Reformen in der Schweiz

Die hohen Kosten, die durch unbehandelte Schwerhörigkeit entstehen, haben bereits die Politik erreicht. Ein Ständerat und langjähriger Träger von Hörgeräten hat das Thema aufgegriffen und den Bundesrat gefragt, welche Massnahmen er ergreifen will, um die finanziellen Hürden für Betroffene zu senken. Doch die Antwort fiel ernüchternd aus: Statt zusätzlicher Mittel setzt die Regierung auf Sensibilisierung und Aufklärung. Das Problem wird zwar anerkannt, doch konkrete finanzielle Unterstützung bleibt aus. Kritiker warnen, dass dies zu einem sozialen Missstand führen könnte, da sich viele Menschen aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen, wenn ihr Hörverlust unbehandelt bleibt.

Dabei zeigen Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass Investitionen in die Behandlung von Schwerhörigkeit nicht nur das Leben der Betroffenen verbessern, sondern sich auch wirtschaftlich lohnen: Jeder investierte Dollar bringt langfristig eine sechzehnfache Rendite durch höhere Lebensqualität, bessere Produktivität und geringere Krankheitskosten.

Ein Luxusgut, das vielen verwehrt bleibt

Die aktuelle Regelung führt dazu, dass viele Menschen in der Schweiz auf Hörgeräte verzichten müssen, obwohl sie dringend darauf angewiesen wären. Der Zugang zu gutem Hören wird damit zu einer Frage des Einkommens. Wer sich die teuren Geräte nicht leisten kann, muss mit den gesundheitlichen und sozialen Folgen eines unbehandelten Hörverlusts leben.

Diejenigen, die sich für den Kauf entscheiden, berichten oft, wie sehr sich ihr Leben dadurch verändert. Der Unterschied zwischen eingeschränkter Wahrnehmung und einer Welt voller Klänge ist für viele eine Offenbarung. Doch solange die Finanzierung von Hörhilfen nicht überarbeitet wird, bleibt diese Möglichkeit vielen Menschen verwehrt – mit weitreichenden Folgen für sie selbst und die Gesellschaft.

Mehr Infos hier

Hörgeräteversorgung in der Schweiz

Bildquellen:
  • schweiz-klischeebild: Peter Wilhelm
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  • schweiz: Peter Wilhelm

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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 4. März 2025

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