DIREKTKONTAKT

Fragen an die Redaktion

Phonak Baseo, der Mercedes unter den Hörgeräten?

Phonak baseo

Bei einem Auktionshaus werden Hörgeräte von Phonak angeboten. Können Sie sich für mich einmal das Angebot anschauen und mir sagen, ob sich das lohnt?
Es steht immerhin dabei, dass die Geräte neuwertig seien und quasi den Mercedes unter den Hörgeräten darstellen würden. Der Neupreis habe bei fast 3.000,- € gelegen.
Jetzt will der Verkäufer noch 1.150,- € dafür. Das wäre doch ein Schnäppchen.

Hoergeraet

Wir haben uns den Link einmal angeschaut.
Auf den ersten Blick scheint das ein attraktives Angebot zu sein. Allerdings hat der Ankauf gebrauchter Hörgeräte seine Tücken.
Das Hörgerät Phonak Baseo Q 15, um das es sich hier handelt, war in den Jahren 2015/16 auf dem Markt. Es ist ein grundsätzlich sehr gutes Hörgerät. Allerdings ist es ein Hörgerät aus dem Basissegment mit aber schon 4 Kanälen. Es entspricht heute etwa dem Phonak Vitus, das bei den meisten Hörakustikern als zuzahlungsfreies Hörgerät kostenlos für Sie zu haben wäre, und dann niegelnagelneu.

Der Verkäufer schreibt: „Sie sehen hier einen der „Mercedesse unter den Hörgerätstypen“.

Wenn er damit die Marke Phonak meint, ist das in Ordnung, denn Phonak (Sonova) ist bei Hörgeräten Weltmarktführer, was für eine außerordentlich gute Qualität und Kundenbeliebtheit spricht.
Meint er aber dieses spezielle Modell, so ist das eher der Golf unter den Hörgeräten und nicht der Mercedes.

Gegen die Aussage „absolut neuwertig“ könnte als Indiz sprechen, dass auf einem der Fotos eine ziemlich leere Batteriepackung abgebildet ist. Das könnte u.U. darauf hindeuten, dass die Geräte doch schon in Betrieb waren. Absolut neuwertig heißt, dass der Artikel tatsächlich noch nie in Gebrauch war. Sonst müsste es heißen „wie neu“ oder „nahezu neuwertig“.

Ein Hörgerät, das bereit 3-5 Jahre alt ist, würde ich persönlich nicht mehr kaufen. Die Lebensdauer eines Hörgeräts liegt irgendwo zwischen 6 und 9 Jahren.
Selbst wenn das Gerät nur wenig oder gar nicht benutzt wurde, kommt es zu Alterungsprozessen. Die feinen Membranen im Inneren können auch Liegeschäden bekommen, weil sie nie in Vibration versetzt wurden. Das Material kann spröde werden, und dann hätten Sie eventuell nicht mehr lange Freude daran.

Wären die Geräte noch 1a in Schuß, hielten wir einen Preis um die 150,- € pro Stück für durchaus angemessen.
Auch wenn Hörgeräte in der Erstanschaffung recht teuer waren, so behalten sie leider nicht lange ihren Wert.
Der Wert eines Hörgeräte bemißt sich danach, wie gut der Hörgeräteträger damit hört. Der Nutzen und Gewinn an Lebensqualität macht letztlich neben der Dienstleistung des Hörakustikers den wahren Wert aus. Materiell spiegelt sich das leider bei Hörsystemen nicht wieder. Das bedeutet: Schon wenige Monate nach dem Erstkauf, man kann auch sagen: sobald jemand die einmal erworben hat, sind sie nur noch einen Bruchteil des ursprünglichen Kaufpreises wert.

Noch ein Hinweis: Hörgeräteverkäufer sind oft selbst keine Hörgeräteträger und können den Wert und die Bedeutung der angebotenen Ware nur schlecht einschätzen. Sie orientieren sich meist ausschließlich am ehemaligen Kaufpreis. Das ist aber aus den oben genannten Gründen Quatsch.
Desweiteren wird hier angepriesen, dass die Geräte Optaplastiken hätten. Gemeint sind die massgefertigten Otoplastiken, also die Ohrstücke. Diese sind aber nach einem Formabdruck von jemand anderem auf dessen Ohren massgefertigt worden und werden Ihnen ganz gewiss nicht passen.
Auch die technischen Einstellungen der Hörgeräte passen nicht auf Ihren Hörverlust.

Deshalb unserer Meinung nach: Lieber Finger weg.

371c10aeaf04473985995284e0c9ca6d

Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

Schlagwörter:

In der Rubrik „Fragen an die Redaktion“ finden Sie unsere Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die uns tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen und die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Es handelt sich also bei den Fragen um redaktionell meist nicht bearbeitete und auf ihren Wahrheitsgehalt hin nicht überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich, die Redaktion macht sich die Aussagen nicht zu eigen.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 22. April 2024 | Thomas von Görditz 22. April 2024

Lesen Sie bitte auch:





Rechtliches