Fundstücke

Mittelohrprothese und Cholesteatom – Erfahrungsbericht

Audiologie für Frauen

Leserin Sabine aus Regensburg hat eine Odyssee an Behandlungen und Operationen hinter sich. Heute fragt sie sich, ob das alles sinnvoll war. Um andere vor Fehlentscheidungen und zu großen Hoffnungen zu bewahren, schickt sie uns ihren ganz persönlichen, subjektiven Erfahrungsbericht:

Das erwartet Sie in diesem Beitrag
ansehen/verstecken

Hallo liebe Leserinnen und Leser von Hörgeräte-Info.Net,

Werbung

ich möchte heute etwas mit euch teilen, das mich schon viele Jahre beschäftigt und immer wieder belastet. Vielleicht hilft meine Geschichte ja jemandem von euch, der in einer ähnlichen Situation steckt.

Ich bin Jahrgang 1997 und habe eine Ausbildung zur Altenpflegefachkraft abgeschlossen. Schon als Kind hatte ich ständig Probleme mit meinen Ohren: Ohrentzündungen, Wasser hinter dem Trommelfell – es war fast schon ein Dauerzustand. Mit der Zeit wurde bei mir eine Mittelohrschwerhörigkeit diagnostiziert. Das bedeutete, dass der Schall nicht mehr richtig übertragen wurde. Mein Innenohr war zwar intakt, aber davon hatte ich wenig, denn das Problem lag woanders: Es war eine reine Schallleitungsschwerhörigkeit.

Damals, als ich etwa 15 Jahre alt war, wurde mir an der HNO-Universitätsklinik eine Operation vorgeschlagen, die das Problem beheben sollte. Neben der Entfernung der Polypen empfahl man mir, die Paukenhöhlenhinterwand operieren zu lassen und eine Mittelohrprothese einzusetzen. Ich war überzeugt, dass das mein Leben verändern würde. Ich fühlte mich reif genug, diese Entscheidung selbst zu treffen, obwohl meine Eltern skeptisch waren. Letztlich hat meine Mutter meinen Entschluss unterstützt.

Ein großer Fehler?

Die OP brachte zwar eine Hörverbesserung, aber die war mit nur 10 % so gering, dass sie die ganze Mühe kaum wert war. Schlimmer noch: Seit der OP habe ich immer wieder Probleme mit einem sogenannten Cholesteatom – einer schmerzhaften und gefährlichen Vereiterung am Knochen. Ich bereue diesen Eingriff mittlerweile zutiefst. Als Kind hatte ich zwar ähnliche Probleme, aber nach meinem 9. Lebensjahr war ich weitgehend beschwerdefrei. Und dann, mit 16, ging alles wieder von vorne los.

Natürlich bin ich jetzt auf die Mittelohrprothese angewiesen, denn meine ursprüngliche Gehörknöchelchenkette – also Hammer, Amboss und Steigbügel – ist völlig zerstört. Aber die ständigen Rückfälle und Operationen belasten mich sehr. Ich frage mich oft: War das alles wirklich nötig? Hätte ich einfach so weiterleben können, ohne diese ständige Angst vor neuen Komplikationen?

Die nächste OP – und dann?

Vier Jahre nach der ersten Operation musste ich erneut unters Messer, weil sich mein Hörvermögen weiter verschlechtert hatte. Wieder hatte sich ein Cholesteatom gebildet, und die Prothese war verrutscht. Die Nachkontrolle, die man mir damals dringend ans Herz legte, habe ich aus Frustration und Angst abgelehnt. Heute weiß ich, dass das ein Fehler war.

Jetzt, mit 26 Jahren, stehe ich vor der nächsten OP. Ein kürzlich durchgeführter Hörtest hat gezeigt, dass die Schallweiterleitung über die Prothese erneut schlechter geworden ist. Ich habe ein permanentes Rauschen im Ohr und ein Klopfen, das mich verrückt macht. Die Untersuchung an der HNO-Universitätsklinik hat diese Befunde bestätigt. In ein paar Monaten werde ich wieder operiert, aber meine Skepsis ist groß. Was, wenn sich das Cholesteatom wieder bildet? Was, wenn die Verbesserung erneut minimal bleibt?

Eine bittere Erkenntnis

Rückblickend glaube ich, dass die erste OP der größte Fehler meines Lebens war. Wenn ich gewusst hätte, was für eine Plage diese wiederkehrenden Probleme sein würden, hätte ich lieber mit meiner beschädigten Gehörknöchelchenkette gelebt. Natürlich hoffe ich, dass die kommende OP Besserung bringt, aber meine Zweifel sind groß. Es fühlt sich an, als wäre ich in einem endlosen Kreislauf aus Hoffnung und Enttäuschung gefangen.

Falls jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht hat, würde ich mich freuen, eure Geschichten zu hören. Vielleicht kann man sich gegenseitig Mut machen – oder zumindest ein bisschen Verständnis finden.

57cea5e02ffe42d2ab1ade3c55799267

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#Mittelohrprothese

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden


Lesen Sie doch auch:


(©si)