Wissenschaftler aus Göttingen, Erlangen und Magdeburg berichten in einer jetzt veröffentlichten Studie, inwieweit Lärmbelästigungen Auswirkungen auf unsere Gehirnstruktur haben.
Starker und häufiger Lärm scheint das Gehirn langfristig zu verändern. Diese Veränderungen können Mitursache von den in der Bevölkerung weit verbreiteten Hörschäden wie Schwerhörigkeit und Tinnitus sein.
Durch Lärm kommt es zu langfristigen Veränderungen im Gehirn
Rund 20 Prozent der Deutschen leiden unter Problemen beim Hören. Hierbei ist lange schon bekannt, dass die feinen Haarsinneszellen in der Hörschnecke durch Lärm geschädigt werden können. Hörschäden sind die Folge. Jetzt wurde aber auch noch festgestellt, dass Lärm darüberhinaus auch für Veränderungen im Gehirn verantwortlich ist, wenn unsere Ohren häufig starkem Lärm ausgesetzt ist.
Die Studie der Forscher aus Göttingen, Erlangen und Magdeburg legt dies an Versuchen mit Mäusen dar. Eine akute hochgradige Lärmbelästigung führt dort zu langfristigen Änderungen im Gehirn. Bislang hielt man wie gesagt ausschließlich die „Abnutzung“ bzw. Beschädigung der Haarsinneszellen für die Hauptursache von lärmbedingter Schwerhörigkeit. Jetzt aber gilt auch dieser neu entdeckte Mechanismus als eine mögliche neurologische Ursache von Schwerhörigkeit oder Tinnitus. Das wäre für die HNO-Kunde und die Audiologie ein ganz neuer wissenschaftlicher Ansatz.
Nicht nur die Nervenzellen werden durch Lärm verändert
An den untersuchten Wüstenrennmäusen zeigte sich nach einer intensiven Beschallung mit einem lauten Geräusch über einen Zeitraum von mehr als einer Stunde, was im Gehirn der Tiere geschieht. Die Wissenschaftler untersuchten hierbei die Aktivität von mehreren tausend Nervenzellen in der Hörrinde. Diese ist hauptsächlich für die Verarbeitung akustischer Signale verantwortlich und somit grundlegend für die auditive Wahrnehmung. Nach Aussagen der Forscher verursacht der Lärm tatsächlich zunächst eine lokale Schädigung der Haarsinneszellen, die die Hörinformationen an die Nervenzellen weiterleiten. In der Folge kommt es nun zu einer reduzierten Verarbeitung der Töne in der zentralen Hörrinde. Die Nervenzellen gehen durch den Lärm zwar nicht unmittelbar kaputt, aber ihre Aktivität erscheint danach unkoordiniert. Das ist auch noch viele Wochen nach der Lärmexposition messbar.
Die neurologische Ursachen von Hörminderungen und -schäden
Diese erhöhte und unkoordinierte Aktivität von Nervenzellen in der Hörrinde der Wüstenrennmäusen nach akuter Lärmbelästigung halten die Forscher für einen Kompensationsmechanismus des Gehirns als Reaktion auf den Lärm. Und eben dieser könne auch als Ursache für die Entstehung von Hörschäden oder Tinnitus verantwortlich sein. Die Veränderung einiger Nervenschaltkreise wurde sogar als dauerhaft beschrieben. Das Schalltrauma hinterlässt also neben der Schädigung der Haarsinneszellen im Innenohr auch möglicherweise bleibende Schäden im Gehirn.
Die Wissenschaftler bleiben weiterhin am Ball und untersuchen nun wie genau solche Änderungen zur Pathophysiologie des lärminduzierten Hörverlustes oder womöglich zu Phantomgeräuschen, also Tinnitus, führen können.
Quelle: Healthnews.net
https://healthnewsnet.de/news-2/laerm-aendert-das-gehirn-und-foerdert-so-schwerhoerigkeit-und-tinnitus-18607/
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