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IdO-Hörgeräte – Geräusche beim Kauen und Schlucken?

Geräusche

IdO-Geräte sind kaum sichtbar

IdO-Hörgeräte werden In dem Ohr getragen, im Gegensatz zu den HdO-Hörgeräten, die hinter dem Ohr sitzen. IdO-Hörgeräte erleben gerade einen Boom. Die Winzlinge stecken direkt im Gehörgang und verschwinden je nach Baugröße sogar ganz darin. Weil keine Kabel oder Schläuche aus dem Gehörgang hinters Ohr führen, besteht bei Ido-Hörgeräten auch nicht die Gefahr, dass sie sich mit den Corona-Schutzmasken verheddern und gegebenenfalls verloren gehen.

Das ist aber nicht der einzige Grund, weshalb der Markt mit IdO-Hörgeräten (auch ITC „in the canal“ genannt) so boomt. Die Hörgeräteträger entdecken zunehmend die Vorteile der kleinen Geräte. Abgesehen davon, dass die Hörzwerge so gut wie nicht sichtbar sind, stören sie im Winter nicht beim Mützentragen, kommen sich im Sommer nicht mit den Bügeln der Sonnenbrille ins Gehege und sind auch bei hohen Temperaturen nicht so dem Schweiß ausgesetzt.

Ein Hörgeräteträger wandte sich jetzt an uns und beklagte, dass er mit seinen neuen ITC- / IdO-Hörgeräten nicht zurecht komme. Die Hörgeräte würden körpereigene Geräusche, wie Kauen und Schlucken enorm verstärken.

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Lesen Sie hier, was ich dem Herrn antwortete:

Ich bin selbst betroffen und schwerhörig. Aufgrund meiner Tätigkeit als Hörexperte und Fachjournalist habe ich Zugang zu den verschiedensten Hörgeräte in unterschiedlichen Bauformen. Üblicherweise trage ich Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte, an die ich mich sehr gut gewöhnt habe. Seit Anfang dieses Jahres habe ich mir aber auch PHONAK Virto M90 Titanium Im-Ohr-Hörgeräte anpassen lassen. Auch ich stellte beim Umstieg von den HdO-Hörgeräten auf die IdO-Hörgeräte eine Veränderung des Klangs und der Hörempfindung fest.

Ich bemerkte, dass meine Stimme ganz anders klang und von den Hörgeräten anders und prägnanter wiedergegeben wurde, als zuvor. Außerdem nahm ich, so wie Sie, deutlich hörbare Kaugeräusche wahr.

Das ist für IdO-Hörgeräte typisch. Wir haben es einerseits mit der Luftschallübertragung zu tun, also dem Schall, der durch Schallwellen in der Luft auf unser Trommelfell einwirkt. Hinzu kommt die Knochenschallübertragung, bei der Schallanteile über die Schädelknochen an das Innenohr geleitet werden.

Es liegt auf der Hand, dass HdO-Geräte, deren Mikrofone über oder hinter dem Ohr außen liegen, vorrangig den Luftschall aufnehmen. Im Ohr Hörgeräte nehmen zusätzlich auch Anteile der Knochenleitungsübertragung wahr. Sie sitzen einfach dichter an den Kopf- und Kieferknochen.

Darauf muss ein Hörakustiker hinweisen.

Grundsätzlich ist dieses Verhalten der IdO-Hörgeräte kein Nachteil. Denn die zusätzliche Erfassung auch von Knochenschallanteilen ist für das gute Sprachverstehen durchaus sinnvoll. Es gibt im übrigen auch Hörgeräte, die ausschließlich über die knöcherne Struktur den Schall zum Innenohr leiten. Diese werden beispielsweise bei Menschen verwendet, die keinen intakten Gehörgang haben, oder bei denen der Einsatz herkömmlicher Hörgeräte aus anderen Gründen nicht in Frage kommt.

Nun tragen ja tausende von Menschen Im-Ohr-Hörgeräte. In den USA gehören sie zu den meistverkauften. Und man darf davon ausgehen, dass die Hörgeräteträger ja damit zufrieden sind und zurecht kommen.

Sie sind also nun nicht auf eine negative Eigenschaft der IdO-Hörgeräte gestoßen, sondern auf das Anderssein dieser Hörgeräte-Bauart.

Wie bei allen Hörgeräten gilt hier, dass es ganz sicher einen Eingewöhnungseffekt gibt. Menschen sind zum selektiven Hören in der Lage und dieses selektive Hören muss sich erst an die erneut veränderten Umstände gewöhnen. Das dauert manchmal einige Wochen, mitunter aber auch ein Jahr.

Hierzu darf ich Ihnen diesen Artikel aus HÖRGERÄTE-INFO.NET empfehlen:

https://hoergeraete-info.net/anfangsschwierigkeiten-mit-dem-hoergeraet-und-gewoehnung/

Sie dürfen die beiden Hörgeräteerfahrungen nicht miteinander vergleichen. Ich empfehle Ihnen, konsequent die IdO-Hörgeräte zu tragen und der Gewöhnung eine Chance zu geben.
Bei mir hat das auch 12 Wochen gedauert, bis die Kaugeräusche in den Hintergrund getreten sind.
Und genau das ist der Effekt, den auch Sie erwarten können. Langes und konsequentes Tragen der Hörgeräte auch in stillen Situationen bewirkt, dass das Gehirn sich an die gute Unterscheidung von Nutz- und Störschall gewöhnen kann. Im Vergleich zu HdO-Geräten werden aber Geräusche aus den dem Gehörgang nahe liegenden Knorpeln und Knochen immer da sein. Dafür rascheln an HdO-Geräte die Kopfhaare oder es gibt andere bauartbedingte Nachteile.

Da Sie mir nicht geschrieben haben, was für Hörgeräte das genau sind, kann ich Ihnen nicht sagen, ob Sie gute oder weniger gute Hörsysteme bekommen haben. Selbstverständlich spielen auch hier die Qualität, sowie der Preis und die zeitintensive Feinjustierung durch den Hörakustiker eine Rolle.

Für gewöhnlich sind die Schwerhörigen von einer Hochton-Schwerhörigkeit betroffen. Es gilt also, die hohen Töne zu verstärken und zu verbessern. Kauen und die eigene (männliche) Stimme sind aber eher tiefe und dumpfe Töne. Hier kann der Hörakustiker selbstverständlich noch eine für Sie positive Beeinflussung durch eine Feineinstellung vornehmen.

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Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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