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Hörverlust bei Krebs

Krebstherapie

Moderne Hörgeräte können viel. Teurere Hörgeräte haben erstklassige Zusatzfunktionen. Ein Vergleich lohnt sich. Aber zaubern können sie alle nicht!

Krebstherapien, wie etwa die Cisplatin-Chemotherapie, können ein- oder beidseitigen Hörverlust verursachen, weshalb das Hörvermögen bei Krebspatientinnen und -patienten überprüft werden sollte.

Nach Angaben des Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte leidet in Deutschland etwa jeder zweite Erwachsene über 65 Jahren an Schwerhörigkeit. Studien zeigen, dass Krebspatientinnen und -patienten häufiger betroffen sind als die Allgemeinbevölkerung.

Verschiedene Krebstherapien können Schwerhörigkeit verursachen, darunter lokale Behandlungen im Hörsystem (Operation, Bestrahlung) und systemische Therapien wie die Cisplatin-Chemotherapie. Dieser Text fokussiert auf den durch Cisplatin verursachten Hörverlust bei erwachsenen Patienten.

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Warum es wichtig ist, auf Hörverlust zu achten

Hörverlust bei Krebspatienten entwickelt sich oft unbemerkt und ist meist dauerhaft und beidseitig. Da viele Betroffene über 65 Jahre alt sind, spielt das Alter eine Rolle. Schwerhörigkeit kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, indem sie die Kommunikation erschwert, soziale Interaktionen einschränkt, Ängste und Depressionen auslöst und zu Unsicherheiten im Alltag führt, was möglicherweise vorzeitigen geistigen Abbau begünstigt.

Cisplatin ist häufig ototoxisch

Cisplatin-basierte Chemotherapien sind bei vielen Tumorarten, wie Lungen-, Harnblasen-, Hoden-, Gebärmutterhals- und Eierstockkrebs sowie Kopf-Hals-Tumoren, eine zentrale Behandlung. Neben Nierenschäden (Nephrotoxizität) ist Ototoxizität, die Schädigung des Innenohrs, eine häufige Nebenwirkung. Die genauen Mechanismen, wie Cisplatin das Innenohr schädigt, sind komplex und noch nicht vollständig geklärt.

Symptome können Schwerhörigkeit, Tinnitus und Gleichgewichtsstörungen mit Schwindel und erhöhtem Sturzrisiko sein.

Hörverlust durch Cisplatin: Wirkmechanismus

In der Cochlea gibt es verschiedene Zelltypen, die Aufgaben wie Schallwahrnehmung und -verstärkung sowie die Weiterleitung von Nervenimpulsen an das Gehirn übernehmen. Äußere Haarzellen, die hohe Frequenzen übermitteln, sind besonders anfällig für die Schäden durch Cisplatin. Die zytotoxische Wirkung von Cisplatin führt zum Zelltod, was das Sprachverstehen im Hauptsprechbereich (500 bis 6.000 Hertz) beeinträchtigen kann.

Cisplatin-bedingte Ototoxizität hängt von der Dosis pro Infusion, der Gesamtdosis und weiteren Faktoren ab. Bei einigen Krebsarten kann die Cisplatin-Dosis angepasst oder auf alternative Medikamente umgestiegen werden, bei anderen nicht.

In der Regel ist der Hörverlust durch Cisplatin dauerhaft, beidseitig und weitgehend irreversibel. Bei Erwachsenen kann er innerhalb der ersten 10 Jahre nach Therapieende fortschreiten, später ist die Ursache meist altersbedingt. Selten tritt ein plötzlicher Hörverlust nur auf einem Ohr auf, möglicherweise durch einen akuten Gefäßverschluss im Innenohr.

Diagnose von Hörverlust bei Krebspatienten

Bevor Patienten selbst einen Hörverlust bemerken, können Hörstörungen objektiv mittels Audiometrie festgestellt werden. Die S1-Leitlinie zur Nachsorge krebskranker Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener empfiehlt bei Cisplatin-Gabe regelmäßige Audiogramme während und nach der Therapie. Für ältere Patienten gibt es keine spezielle Leitlinie, aber ähnliche Empfehlungen, wie sorgfältige audiometrische Kontrollen vor Beginn und während der Chemotherapie.

Wie Hörverlust bei Krebs mindern?

Es gibt beeinflussbare und nicht-beeinflussbare Faktoren. Zu den nicht-beeinflussbaren Faktoren gehören Alter, Begleiterkrankungen und genetische Prädispositionen. Einfluss nehmen können Patienten, indem sie sich vor Lärm schützen, Hörgeräte tragen, einen gesunden Lebensstil pflegen und ototoxische Substanzen vermeiden.

Für erwachsene Krebspatienten gibt es derzeit keine zugelassenen otoprotektiven Medikamente, aber es wird an Strategien geforscht, um Cisplatin-induzierten Hörverlust zu vermeiden oder zu behandeln.

Fazit für die Praxis

Bei der Anamnese sollten Ärzte ihre Patienten nach Hörproblemen und der Nutzung von Hörgeräten fragen, besonders vor einer potenziell gehörschädigenden Tumortherapie. Patienten sollten über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt und ihr Gehör regelmäßig überprüft werden. Bei Schwerhörigkeit sollten Betroffene und ihr Umfeld informiert sein. Frühe Behandlung und der Einsatz von Hörgeräten können die Lebensqualität verbessern. Ein gesunder Lebensstil, einschließlich Rauchverzicht, kann helfen, Ototoxizität zu mindern.
Zum Weiterlesen: Verwendete Quellen und vertiefende Informationen

Quellen

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Quelle: https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2024/hoerverlust-bei-krebs.php

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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 15. Mai 2024

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