Kaum ein Thema wird in den einschlägigen Online-Foren von Schwerhörigen so hitzig diskutiert wie die Frage: Soll man sich lieber für ein Hörgerät mit Akku oder mit Batterie entscheiden? Die Meinungen könnten kaum unterschiedlicher sein – während einige Nutzer Akku-Geräte in den höchsten Tönen loben, schwören andere regelrecht auf die klassische Knopfzellenbatterie. Oft allerdings ohne wirklich greifbare Argumente.
Leider wird in diversen Foren aus einer rein sachlichen und technischen Frage eine Art Glaubenskrieg gemacht. Das ist aber Unsinn. Es gibt ganz klar Vor- und Nachteile bei beiden Varianten. Ich sage Ihnen mal, wie das nämlich wirklich ist:
Zeit also, die beiden Systeme einmal sachlich gegenüberzustellen – jenseits von Stammtischparolen und Forenfolklore.
Der Klassiker: Hörgeräte mit Batterien
Hörgeräte mit austauschbaren Batterien gibt es seit Jahrzehnten. Sie sind bewährt, weit verbreitet – und genießen bei vielen Nutzern den Ruf, besonders verlässlich zu sein.
Vorteile von Batteriegeräten
- Sofort betriebsbereit: Leere Batterie raus, neue rein – kein Warten.
- Unabhängigkeit vom Stromnetz, besonders auf Reisen.
- Überall verfügbar: Batterien gibt’s fast überall zu kaufen.
- Geringere Anschaffungskosten im Vergleich zu Akkumodellen.
Nachteile von Batteriegeräten
- Kleine Batterien sind für ältere Menschen oft schwer zu handhaben.
- Regelmäßiger Batteriemüll belastet Umwelt und Geldbeutel.
- Leistung kann bei Kälte drastisch sinken.
- Ungeplante Ausfälle sind nicht selten.
- Die Batterieklappe am Hörgerät ist empfindlich und geht oft kaputt
- Geräte mit Batterieklappe sind nicht so dicht gegen Wasser und Schweiß
Der Fortschritt: Hörgeräte mit Akku
Die Akkutechnologie ist längst im Alltag angekommen – in Smartphones, Autos und auch in Hörsystemen. Und das mit gutem Grund.
Vorteile von Akkugeräten
- Komfort: Über Nacht aufladen, morgens einsatzbereit.
- Keine Batterien = kein Müll = gut für die Umwelt.
- Lange Laufzeit: Moderne Akkus halten locker 18–30 Stunden.
- Robust: Kein Batteriefach, daher besser gegen Feuchtigkeit geschützt.
- Induktives Laden: Einfaches, kabelloses Handling.
Häufige Kritik – und was wirklich dran ist
„Was ist, wenn der Akku leer ist?“ – In der Praxis kaum ein Problem. Akkus halten in der Regel den ganzen Tag, Powerbanks helfen unterwegs.
„Man kann den Akku nicht selbst tauschen!“ – Die meisten halten 3–5 Jahre. Viele Hersteller bieten inzwischen Service für den Akkutausch.
„Ich will unterwegs flexibel sein.“ – Mobile Ladegeräte sind klein und praktisch, oft reichen 15 Minuten Laden für mehrere Stunden Nutzung.
Was sagen die Nutzer?
In Foren wird oft reflexartig die Batterie bevorzugt – meist aus Gewohnheit, selten aus technischen Gründen. Wer aber einmal ein modernes Akkugerät verwendet hat, will meist nicht zurück.
Die angeblichen Vorzüge der Batterie beziehen sich oft auf die Anfänge der Akku-Technik. Heutzutage sind Akku-Hörgeräte in den meisten Fällen den Batterie-Hörgeräten deutlich überlegen.
Der normale Tagesablauf eines Hörgeräteträgers sollte idealerweise so aussehen:
Nach dem Aufstehen setzt der Schwerhörige die Hörgeräte ein.
Er trägt sie möglichst den ganzen Tag.
Abends, wenn er zu Bett geht, steckt er die Hörgeräte in die Ladestation.
Über Nacht werden die Geräte geladen.
Wenn der Hörgeräteträger gewohnheitsmäßig einen Mittagsschlaf macht, kann er die Geräte auch mittags problemlos ins Ladegerät stecken. Sie sind dann nach kurzer Zeit auch wieder komplett voll.
Bei besonderen Anforderungen (lange Streaming-Sessionen) können die Hörgeräte jeweils einzeln, nacheinander im Ladecase binnen kürzester Zeit wieder so aufgeladen werden, dass sie viele Stunden durchhalten.
Power-Hörgeräte für extrem schwerhörige Menschen haben einen gesteigerten Energiebedarf. Hier sind Batterie-Hörgeräte oft noch die bessere Lösung.
Globetrotter, Reisende und Menschen, die oft in Umgebungen sind, in denen es keine Möglichkeit zum Aufladen gibt, sind auch mit Batterie-Hörgeräten besser bedient.
Fazit: Akku oder Batterie?
Beide Systeme haben ihre Berechtigung. Wer unabhängig von Strom sein möchte, greift zur Batterie. Wer Komfort, Umweltfreundlichkeit und modernes Handling schätzt, ist mit einem Akku besser beraten.
Doch: Viele Sorgen ließen sich auflösen, wenn Hersteller endlich auf tauschbare Akkus setzen würden – im Idealfall direkt und einfach durch den Nutzer oder ohne Aufwand durch den Hörakustiker wechselbar.
Das wäre der perfekte Kompromiss zwischen Fortschritt und Alltagstauglichkeit.
Die Hersteller sollen bitte nicht weiterhin so tun, als seien die Hörgeräteakkus aus Gold und würden eine Art komplexer Raketentechnik sein. Das sind Akkus, einfach nur Akkus.
Ein Hörgerät sollte sich nicht nach der Batterie richten, sondern nach dem Menschen.
Wenn Sie über eine Neuanschaffung nachdenken oder unsicher sind, lohnt sich ein Beratungsgespräch beim Hörakustiker Ihres Vertrauens. Ob Akku oder Batterie – die Lösung sollte zu Ihrem Leben passen.
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